Genealogien

In der Disziplin Ahnenforschung habe ich schon umfangreiche Kompetenzen erworben. Bislang habe ich aber vorwiegend nur meine eigene Familiengeschichte erforscht.




Genealogie von Max Beckmann (I) – Namensänderung von Bethmann in Beckmann

8.4.2023

Beckmann war ein reisender Weltkünstler. Geboren in Leipzig und gestorben in New York im Central Park auf dem Weg zur Ausstellung „American Painting Today“ im Metropolitan Museum. Er war selber mit einem Bild dort vertreten. Vor Kurzem gab es ja eine Ausstellung in Braunschweig im Herzog Anton Ulrich Museum, bei der es vor allem um den jungen Max Beckmann und auch seine Herkunft aus Braunschweig ging. Ein paar Bilder von dem späteren Beckmann gab es auch zu sehen. Aber eher spärlich. Man konnte sich wohl nicht mehr leisten. Und die anderen Museen, die da mehr zu bieten haben, wollten vielleicht nichts abgeben? Ein Mal habe ich diese Ausstellung besucht und für ein Mal hat es sich auch gelohnt. Eine kleine Ausstellung und kein Werksquerschnitt.

Nun habe ich mir auch die Genealogie vom Max Beckmann näher angeschaut. Es gibt ja eine Veröffentlichung von Heinz-Bruno Krieger, die nach dem Tod von Max Beckmann in den Fünfzigern erschienen ist(die spätere Fassung von 1979 kenne ich nicht!). Also ich grabe hier nichts Neues aus. Max Beckmann war auf jeden Fall jemand, der im Jetzt gelebt hat. Er hat von seiner Kunst gut gelebt, war oft in Südfrankreich und ist zumeist nicht in billigen Hotels abgestiegen. Sein Aufenthalt in den Niederlanden ohne große Reisemöglichkeiten war eher durch die Bedingungen der NS-Herrschaft erzwungen. Er war aber auch ein Diener an der Öffentlichkeit, ein Kunstlehrender in Frankfurt und in St. Louis, wo es noch heute die größte Sammlung von Beckmann-Bildern zu bewundern gibt.

Nun ich bekomme für die genealogische Forschung bezüglich Beckmann kein Geld für die Unkosten. Manche Sachen kann ich aber analysieren und kann damit zur weiteren Forschung anregen. Die Vereinnahmung von Beckmann durch Braunschweig bezieht sich auf seine Jugend in Braunschweig. Von seiner Herkunft her liegt das Zentrum seiner Ahnen eher in Königslutter. Seine Vorfahren lebten in den Dörfern ringsherum(plus Helmstedt). Wenn man einen Kreis um Königslutter bis Braunschweig im Westen und bis Helmstedt im Osten als Durchmesser zeichnet, dann hat man datenmäßig schon fast alles abgedeckt.

Manche Besonderheiten in der Ahnenforschung interessieren mich: z.B. Namensänderungen. Die Beckmanns sollen nach Krieger ursprünglich Bethmann geheißen haben und der Name der Mutter Düber soll nach Krieger ursprünglich von Düvel stammen. Nun habe ich mir einige Sachen ohne weitere Unkosten ansehen können. Die Umbenennung von Bethmann hielt ich der Wahrscheinlichkeit nach von den Erfahrungen meiner eigenen Ahnenforschung her für einen Lesefehler, da Beckmann und Bethmann lautlich weit auseinander liegen und das Schriftbild der Handschriften verwechselbar sein könnte. Das können Andere abschließend klären.

Was ich sagen kann: Krieger erwähnt den Namenswechsel(bzw. den ursprünglichen Namen Bethmann) erst in der 7. Generation(wenn Max Beckmann die erste darstellt) bei Simon Bethmann, der 1698 in Bornum bei Königslutter eine Margareth Meiers geheiratet hat. Aber sowohl bei der Geburt seines Sohnes Hans Jürgen Bethmann 1699 dort als auch bei der Heirat dieses Sohnes mit Margareth Blumen in Bornum bei Königslutter am 17.11. 1722(das Datum der Heirat fehlt bei Krieger) sowie auch bei der Geburt von dessen Sohn Hans Jacob Bethmann dort 1726 findet sich diese Namensänderung in Beckmann in den Kirchenbüchern noch nicht, obwohl sie bei Krieger mit dem Nachnamen Beckmann stehen. Nun kann man die Kirchenbücher leicht für geringe Unkosten einsehen. Also muss man sich nur etwas später die Daten von diesem Hans Jürgen und diesem Hans Jakob aus Bornum bei Königslutter ansehen und könnte so diese Namensänderung verifizieren oder auch falsifizieren. Ich tippe wegen der lautlichen und auch bedeutungsmäßigen Verschiedenheit auf falsch.

Weil meine Vorfahren väterlicherseits selber auch aus der Region und ähnlichen Schichten stammen, war eine Verwandtschaft nicht auszuschließen. Diese Verwandtschaft finde ich den Daten nach aber erst über gemeinsame Vorfahren im 17. Jahrhundert. In gleichen Dörfern wohnten nichtgemeinsame Vorfahren zur gleichen Zeit spätestens ab der 5. Beckmannschen Generation(mindestens 1 Dorf). In der 6. Generation sind es schon mindestens 5 Dörfer, in denen Vorfahren gleichzeitig gelebt haben. Das sind alles keine weltbewegenden Informationen. Über den Künstler Beckmann werde ich auch noch etwas schreiben. Und auch noch mehr zur Genealogie. Soweit mir das ohne Unkosten möglich ist. Ein Bisschen geht immer.




Zeichnen wie ein Teufel

10.4.2023

Dass der Nachname seiner Mutter Düber von Düvel („Teufel“)stammt, ist gut möglich. Wer möchte schon Teufel heißen, obwohl damit vielleicht ursprünglich gar nichts Böses gemeint war. Vielleicht hat man sich nur durch besondere Wehrhaftigkeit ausgezeichnet: der kämpft ja wie ein „Teufel“. Bei einem männlichen Nachnamensträger vermännlicht man das Düvel dann zu der „Düver“ und danach ein paar Generationen später kommt es noch zu einer kleinen Lautverschiebung von „v“ nach „b“: „Düber“. Beim Urgroßvater von Beckmann Heinrich Jacob Elias Düber(1790 in Rottorf bei Königslutter geboren und 1871 in Königslutter gestorben) vermerkt Krieger noch etwas mehr: er gehörte zu dem Braunschweigischen Husaren-Regiment unter dem Schwarzen Herzog und kämpfte 1815 auch in der Schlacht bei Waterloo.

Der Krieg, das war auch eine Zäsur im Leben von Max Beckmann: er erlitt schon 1915 im Ersten Weltkrieg einen Zusammenbruch als Sanitäter und wurde dann zum Bakterienzeichnen abgestellt. War das die Latenzperiode für die folgende Karriere: der Mensch als Bakterium in der Masse? Wenn ich ganz grob Beckmann zwischen zwei Malern einordnen „müsste“, dann würde ich ihn zwischen Picasso und Nolde stellen. Picasso ist ein etwas zweifelhafter Maler. Ich hab schon genug von ihm in Museen gesehen und Nolde gehört für mich in die Topliga – direkt neben Van Gogh und Matisse. Eins hat Emil Nolde nie gemacht: das Ästhetische für das Thematische aufgegeben.

Es gibt zwei Beckmanns: den vor dem Zusammenbruch und den danach. Er hatte zwei Lebenspartnerinnen und damit auch zwei voneinander verschiedene Beziehungen. Die erste Beziehung zu einer Malerin war ernster, so wie sein Malen auch die Ästhetik noch nicht für das Thematische aufgab. Seine zweite Partnerin spiegelte in gewisser Weise seine erste Beziehung wider. Sie war ein Nord-Süd-Kind (Mutter dänische Violinistin, Vater ein in München geborener Maler), wie Beckmann eher norddeutsch war und seine erste Frau aus einem anderen Kulturkreis(elsässisch-lothringisch?) stammte. Er und seine zweite Frau waren schon rein altersmäßig eine Generation auseinander und gegenseitig gute Reisebegleitungen. Aber die Wünsche, die Beckmann in diese Partnerschaft einbrachte, müssen andere gewesen sein als bei seiner ersten Ehefrau.

Dass für Beckmann das Ästhetische, oder sagen wir das Technisch-Ästhetische, weniger wog als das Thematische, soll seine künstlerische Leistung nicht schmälern. Malen hat ja immer mit Ästhetik zu tun. Mit Farben und Formen. Aber ganz Böse ausgedrückt war er technisch-ästhetisch in seinem Leben nach dem Zusammenbruch eher ein superguter Illustrator, aber kein Maler in den Topligen. Seine Bilder haben andere Vorzüge. Als ob man nicht Beides zusammen haben kann. Die drei genannten Maler konnten das. Vor dem Zusammenbruch war er auch noch nicht so gut, aber er hat es versucht. Man spürt noch den Kampf in den Bildern. Das Bild ist noch nicht Kampf, Erzählung, sondern der Maler arbeitet noch an seinen Ausdrucksmöglichkeiten. Später wurde er erst zum Weltkünstler. Er schuf dann eher selbst als dass er sich noch an Vorbildern orientierte. Und wenn er sich an Vorbildern orientierte, dann immer aus einer eigenen Perspektive.

In der Selbstdarstellung und in dem Mit-Bildern-Geschichten-Erzählen ist Beckmann einer der Größten. Ich werde darüber noch etwas schreiben.




Namensänderung von Bethmann in Beckmann(II)

18.5.2023

Nun konnte ich die Namensänderung von Bethmann in Beckmann verifizieren. Sie erfolgte nach den Kirchenbüchern im Jahre 1753. Mit der Geburt von Beckmanns Vorfahren Johann Jacob Christian am 30. August 1753. Sein Onkel Simon Christian war zu dieser Zeit Dragoner(oder „Karabinier“) und die Namensänderung wurde für die drei Brüder Hans Jacob(Vater von Johann Jakob Christian), Simon Christian und Andreas Hennig zu ziemlich der selben Zeit vollzogen. Als Patenonkel am 30.8. heißt Simon Christian schon Beckmann, bei seiner Heirat am 29.11.1753 aber wieder Bethmann, bei der Geburt von seinem von ihm nicht anerkannten Kind „Johann Ludolph“ (vorehelich von einem Anderen) dann am 2.7.1754 Beeckmann.

Auch Andreas Hennig kämpfte als Dragoner im Siebenjährigen Krieg. Alle Bethmanns dieser Kernfamilie (inkl. Hans Jürgen, dem Vater dieser drei Brüder) hießen nun Beeckmann/Beekman/Bekman oder Beckman. Es gibt auch ein umfassendes gedrucktes Familienbuch zu diesem Bornum. Das Handschriftliche von Heinz-Bruno Krieger aus dem Jahre 1979 kümmert sich um andere Beckmann-Namensträger im Elmraum und nicht um die Ahnenreihe von Max Beckmann. Für die Chronologie der Namensänderung muss man sich die Kirchenbücher ansehen. Hans Jacob hieß bei seiner Heirat im Juni 1752 noch Bethmann, beim Tod seiner Frau am 30. August 1756 aber Beeckman. Die Namensänderung kann ziemlich eindeutig und vielfältig belegt werden. Komischerweise hießen seine beiden zeitweilig beim Militär als Dragoner dienenden Brüder Simon Christian und Andreas Hennig in ihren Todeseinträgen wieder Bethmann, jedoch nicht Hans Jacob, der Vorfahr von Max Beckmann(Todeseinträge von Hans Jacob und Andreas Hennig finden sich auf der gleichen Kirchenbuchseite). Wie kommt`s?

Der Laut hatte sich in den 1750ern also verändert. Wie die Zeit? Diese Namensänderung erfolgte in der Zeit der Umorientierung des Landes Braunschweig weg vom Kaiser in Richtung der weiter ausgreifenden Regionalmacht Preußen mit ihrer Konzentration auf militärische Stärke unter Friedrich dem Großen. Der Name Bethmann gab vielleicht militärisch nicht so viel her, wirkte eher eintönig und nicht so schneidig. Wenn man die ursprüngliche Bedeutung von Bethmann(von althochdeutsch „beraht“ = „glänzend“) nicht kennt oder kennen will, kann man ja auch an Beten denken und man will als Soldat damit nicht aufgezogen werden. Auch die Bedeutung der Namen Beekmann(Bachmann) oder Beckmann(Bäcker oder auch Bachmann, vgl. die Beckmannsche Undeutlichkeit) war wahrscheinlich nachgeordnet oder gar nicht bewusst (konnte vergessen werden). Die Schärfe des Lautes und die Hinwendung zum Kriegsweltmännischen könnten den Ausschlag gegeben haben. Statt gefalteter Hände ein Bajonett am Gewehr. Was alles unter einem Tinten-/Pinselstrich verborgen werden kann!

Man kann solche Namensänderungen auf mehrere Weisen analysieren: u.a. nach der Bedeutung silbenanalytisch, nach dem Laut buchstabenanalytisch oder nach der Anpassung an äußere Veränderungen. Auch wenn die letzte Analyse die Lösung bringt, könnte man vielleicht mit den ersten beiden mehr Licht ins Dunkel bringen. Der Krieg war auch für Max Beckmann ein elementares Ereignis von biographischer Bedeutung. An das er sich nicht so einfach anpassen konnte. Ein Betender konnte zu einem Zustechenden werden, ein Teufel sogar zur Taube. Ein Beckmann aber niemals zu einem „Duchamp“!?

(bitte diesen Text nicht zu ernst nehmen; vielleicht war ja auch nur der Pfarrer schuld)