Wissenslücken

ZZ

30.8.2021

Popmusikalisch sozialisiert wurde ich vor allen Dingen in den 70er und 80er Jahren. Von 1977 Elvis bis 1989 Diverses. Ich schrieb darüber. Natürlich hört das nie ganz auf. Man kann immer noch Neues entdecken. Der klassischen Musik bin ich in letzter Zeit aber mehr zugeneigt, weil die musikalischen Formen dort reiner und klarer sind. Das Feld für die musikalische Ästhetik ist sozusagen dort schon durch eine höhere Autorität klar abgegrenzt. Und wenn die Melodien noch gut sind, dann mag ich das.

Ich habe mich lange für Popmusik und ihre Geschichte interessiert. Aber es gibt Wissenslücken. Und vieles in der Popmusik ist auch nicht so wichtig. Man vergisst auch wieder. Nun gibt es ja Youtube und da kann man sich wirklich genug ansehen. Aber es fehlt eine Hierarchie der Empfehlungen mit kritischer Autorität. Also ich höre dort vor allem nur Klassik! Und ich bin froh über die Auswahl.

Nun habe ich aber ein paar Popmusik-Wissenslücken oder auch Einiges vergessen. Da ist dann arte immer ganz nett. Weil sich in der arte-Mediathek machmal ganz informative Künstler- und Banddokumentationen finden. Zuletzt sah ich welche über Ozzy Osbourne und ZZ Top. Als ich mit Ozzy Osbournes damals aktueller Musik das erste Mal in Kontakt kam, war das schon nicht mehr mein Fall. Eine obskure Type, die nicht zu einem Vorbild taugt. Das war so ca. 1981/1982. Die Musik von Black Sabbath schien mir eher Musik für ältere Teenager oder Erwachsene, die schon ihre ersten Enttäuschungen hinter sich haben, ihre Illusionen schon ganz oder teilweise verloren haben. Das war bei mir zu der Zeit noch nicht der Fall.

Ach Scheiße. Diese Doku über Ozzy Osbourne und seine „neun Leben“ gibt es gar nicht mehr in der arte-Mediathek. Ich habe sie dort vor einer Woche abgerufen. Und einiges Interessantes war dabei. Aber die Instinkte eines Jugendlichen stimmen oft. Über seine Zeit bei Black Sabbath bin ich mir noch etwas im Unklaren. Aber ein großer Künstler war er eher nicht. Er lebt ja noch. Und Black Sabbath als die Band, an der man als Hörer von härterer Musik nichts auszusetzen haben darf, finde ich immer noch dubios. Tony Iommi als Sohn italienischer Einwanderer übertrug die italienische Leidenschaft für das Dunkle einfach auf die populäre Musik. Na gut. Alles sehr einfach und schlicht und nicht sehr weit tragend. Mit Black Sabbath bin ich aber noch nicht ganz fertig. Aber die Ausgangselemente sind so stumpfsinnig, dass ich eine weitere „Auseinandersetzung“ mit ihrer Musik erst einmal aufschiebe.

Die Doku über ZZ Top’s Bandgeschichte „ZZ Top – That Little Ol‘ Band From Texas“ ist auch etwas interessanter. Auch wenn ZZ Top nicht so viel Independent-Underground-Credibility besitzen wie Black Sabbath. Ich war ja auch nie ein Anhänger des Underground, sondern eher des Overground. Wir sehen einander. ZZ Top waren eine Band, mit der ich schon zu der Zeit, als ich anfing, stetig Radio zu hören (1981), gut klar kam. Halt so normaler erdiger Rock. Dass das alles nicht so selbstverständlich ist und auch erst einmal erarbeitet werden will, kann man sich in dieser Doku ansehen. Ich hatte vergessen, wer sich hinter den Bärten verbirgt. Der Bassist starb ja erst vor einem Monat. Ich fand auch die Phasen der Band interessant. Es baut auf Blues auf. Geht dann Richtung Hard-Rock. Dann werden die Formen nach einer Pause und nachdem sich Billy Gibbons Inspirationen In Europa und u.a. bei Punk holte, ungezwungener und aufgeladener und dann landet man mit Eliminator als eigene Marke beim Mainstream. Jeder auf der Welt weiß dann: ach ZZ Top. Mittelharte Popmusik als global bekannte Marke. Und handwerklich nicht die schlechteste Qualität. Man kann schon mitgehen.

Billy Gibbons ist von der Kreativität her natürlich die interessanteste Persönlichkeit der Band. Seine Verbindung zum Sixties-Underground hatte ich vergessen. Von der „Worldwide Texas Tour“ hatte ich glaube ich noch nichts vorher gehört. Schon verrückt. Irgendwie blöd. So anachronistisch wie Texas? Insgesamt kann ich sagen, dass eine Band, die mindestens drei Phasen durchmacht, die Sinn machen, schon in meinen Kanon der Popmusik gehört, auch wenn sie nicht die abgefahrenste, experimentierfreudigste Musik macht. Warum? Weil man sie noch in tausend Jahren hören kann. Popmusik muss Spaß machen. Den nicht ganz ernstgemeinten ZZ Top-„Mythos“ kennt ja jeder. Aber dass der Manager diesen in Anlehnung an den Elvis-Mythos durch Interview-Verzicht, etc. bewusst wachsen ließ, war mir auch neu. Und die Geschichte mit dem Konzert für den einen Fan – das erinnert mich an etwas. Das ist Rock. L’art pour l’art. Gewissermaßen.

P.S.: Als Black Sabbath-Ausgangssong könnte man immer wieder „Sweet Leaf“ nehmen. Ein Song, bei dem wirklich viel stimmt. Nur der Inhalt des Textes nicht. Aber selbst zum Hören dieses Songs muss ich mich etwas zwingen. Warum weiß ich selber nicht genau. Es handelt sich wohl um eine „Fressen oder Gefressen werden“-Situation. Um eine kosmische Gegnerschaft zwischen der Sendung(dem Äußeren) und dem Aufnehmenden(dem Inneren). Entweder der Song benutzt mich oder ich benutze den Song. Aber warum sollte man sich dieser Alternative überhaupt stellen? Irgendetwas in mir fragt sich: brauche ich das? Rechtfertigt die Riff-Raffinesse meine Aufmerksamkeit wirklich? Wenn der Song mich benutzt, benutze ich den Song. Entweder ich oder der Kosmos! Das wird es wohl sein. Aber die Raffinesse kann ich auch selber in meinem Kopf abspulen. Sind also alle Sendungen schon längst angekommen?

P.P.S.(31.8.2021): ich kenne von Black Sabbath nur drei Songs, die ich von der Musik her wirklich mag(in der Reihenfolge meiner Gunst) : 1. „Sweet Leaf“ 2. „Black Sabbath“ 3. „Sabbath Bloody Sabbath“ . Nur der erste ist originell genug, um einen Einfluss auf mich zu haben. Nr. 2 mag ich wegen der konzentrierten Stimmung und Nr. 3 wegen der Entgegensetzung von Vorpreschen(Betroffenheit?) und Heiterkeit. Der Song „War Pigs“ wird zwar während seiner Laufzeit immer besser, aber enthält zuviel Störendes. Bei der Band Black Sabbath mag ich die Guitarre von Iommi und die Drums von Ward. Das Talent von Iommi kann ich nicht bezweifeln. Die Drums von Ward erfüllen eine Funktion. Was soll man aber z.B. dazu sagen, wenn der talentierte Guitarrist den behenden Drummer anzündet? Insgesamt mag ich Black Sabbath als Band nicht. Vor allem wegen der Attitüde. Es macht immer Spaß, „heilige Kühe“ zu schlachten. „Fressen …




Doku-Reihen in Mediatheken(1)

1.10.2023

Gestern gab es die letzte Chance, sich die von Iggy Pop mitproduzierte vierteilige Dokureihe „True Story of Punk“ in der ZDF(info)- Mediathek noch einmal anzusehen. Ich hatte irgendwann angefangen, dann aber gleich wieder aufgehört. „Punk“, nicht schon wieder! Es war/ist mir zu nahe. Und bedeutet zu wenig? Die ursprüngliche Bedeutung von „Punk“ (aus Amerika) soll sein: ein junger männlicher Häftling bietet sich dem als „Lustknaben“ an, der ihm Schutz gewährt. Er lässt sich also im Knast missbrauchen, um zu überleben(?). „Wehret den Anfängen!“ ist besser!! Also mit seiner Sexualität muss man aufpassen, wenn man sich der Punkbewegung anschließt. Schutz bot die „Punk“-Bewegung? Mit fortschreitender Entwicklung? Wer hat es verstanden? Je mehr sich der „Punk“-Bewegung anschlossen, desto selbstverständlicher wurde der Begriff. Vor den Anfang zurückkommen.

Es ist vorteilhaft, sich alle vier Teile hintereinander chronologisch in der richtigen Reihenfolge anzusehen(auch wenn die Dokureihe natürlich kein vollständiges Bild liefern kann; den vierten Teil habe ich gestern nicht geschafft). Genauso wie die vier Teile der sehenswerten Dokureihe„Amsterdam, London, New York – Geschichte dreier Weltstädte“ in der arte-Mediathek, in der zwar viele überzogene Einschätzungen geäußert werden, aber die Entwicklungslinien sind faszinierend. Was lag vor New York und es fing in Antwerpen an, mit einer Entscheidung von Phillip II. . Spanier, Holländer, Engländer, New York. Zum Verständnis der Weltstadt New York, die ja auch in der Punk-Doku eine wichtige Rolle spielt, aufschlussreich.

Diesen Text veröffentliche ich angemessen erst, nachdem diese Dokureihe aus der ZDF-Mediathek gelöscht worden ist, denn Punk war vorbei, bevor er begann. Iggy Pop entsprang einer Hippie-Comic-Fantasy. Die Sex Pistols, The Damned und The Clash hatten Mode-Manager und Hardcore war dann der Widerstand gegen den Ausverkauf, ein Reflexionsmodus (mit Reentry?). Bad Brain mit der Legitimität für nur ein halbes Jahr. Nach dem Aufstieg folgt der Abstieg. Nach der Erschöpfung muss die Erholung folgen. Der Ausstieg aus dem Ausstieg: nie wieder Punk!? Abstrakt in Licht verwandelt. Das war der Sinn von Musik in Lichtgeschwindigkeit. In-format-ion? Wenn sich dann alles wieder zusammenschiebt, wird es „Materie“.

Die Sex Pistols und auch PIL mag ich nicht. Aber ich habe immer die Ehrlichkeit von John Lydon geschätzt. In der Kindheit verlor er seine Erinnerungen und erlangte sie erst nach mehreren Jahren wieder. Das war Punk.




Doku-Reihen in Mediatheken(2)

28.10.2023

Die Ken Burns -Doku über die Roosevelts(eine Neu-Amsterdamer/New Yorker Familie) gibt es noch bis morgen bei arte zu sehen. Der deutsche Titel „Eine amerikanische Saga“ ist Quatsch. „An Intimate History“ trifft es besser. Ich bin gerade bei dem Aufstieg von F.D.R. nach T. R. ´s Tod angekommen. Bis jetzt schon eine interessante Geschichte, da mir die US-Politik des frühen 20. Jahrhunderts nicht so geläufig ist. Die Krankengeschichte von F.D.R. und die Beleuchtung der Karriere seiner Frau interessieren mich aber nicht so besonders. Die zweite Hälfte scheint nicht so wichtig. Obwohl wichtig? Vielleicht eher lesen!! Ken Burns verwendet viel Originalmaterial. Das ist gut. Geschrieben ist die Serie von Geoffrey Ward, der oft selber vor der Kamera erzählt. Mir gefällt der sentimentale Touch von Ken Burns´ Dokus nicht. Ward heult sogar manchmal fast. Einige Äußerungen halte ich für schlicht falsch. Die Geschichte der USA ist nicht so einfach. T.R. hat nur sieben Jahre regiert(als Präsident). Seine Herangehensweise an die „Herrschaft“ fand ich am Interessantesten. Z.B. sein Verhalten gegenüber der Northern Securities Company. Besonders sind bei mir zwei Zitate hängengeblieben. Sein westafrikanisches Sprichwort: sanft reden mit der Keule in der Hand. Und: die Verfassung ist für die Menschen da und die Menschen nicht für die Verfassung. Er besaß eine bestimmte Einstellung beim Umgang mit der Wirtschaft und dem Recht. In der Serie wird er als klarer Imperialist und Expansionist bezeichnet. Er hat sich als amerikanischer Patrizier(?) für die Arbeiter eingesetzt. Das setze ich natürlich automatisch zur Situation zur Zeit in diesem „Staate“ in Bezug. Mit der deutschen Wirtschaft und noch mehr mit dem deutschem „Recht“, z.B. auch mit dem sogenannten deutschen „Verfassungsschutz“.

P.S.: Wie erwartet war die zweite Hälfte der siebenteiligen Dokuserie über die zwei Roosevelts plus Eleanor für mich nicht so interessant wie die erste. Und sentimentaler als die erste. Die Geschichte der USA ab der Weltwirtschaftskrise kenne ich ziemlich genau. Und so ein Original war FDR nicht. Er konnte Wirtschaftszahlen lesen und wusste, was die usamerikanische Wirtschaft leisten konnte. So konnte er die Potentiale der Amerikaner über einen längeren Zeitraum kanalisieren und forcieren. Die Verbindung zwischen diesem Präsidenten und den USAmerikanern war schon erstaunlich. Das Usamerikanische Volk half einem kranken Mann, es aus der Krise zu führen. Natürlich stellt es einen Reiz dar, die Regierungszeit von Hitler mit denen von FDR zu parallelisieren. In Bezug auf Reaktion und Aktion auch bezüglich der Innen-Politik. Außerdem kam der Vergleich zwischen TR und FDR zu kurz. Wenn man sich schon auf diese beiden Persönlichkeiten konzentriert, war da mehr herauszuholen. Sie waren sehr verschieden. Impulsiv der Eine, kontrolliert der Andere; etc..




Doku-Reihen in Mediatheken(3)

26.11.2023

Noch bis morgen kann man sich die vierteilige Doku-Reihe vom ZDF über Kriegsschiffe cofinanziert durch die EU ansehen(„Kriegsschiffe – Tod auf See“ von 2021). Informative Dichte kann man ihr nicht ganz absprechen. Im Grunde schon seh- und hörbar. Es gibt ja viele solcher Reihen über Krieg und Geschichte, die auf Sensation und Explosionen setzen. Hier steht schon eher die Information im Vordergrund. Die Experten sind bunt gemischt. Norman Friedman darf behaupten, dass die USA eine Stationierung von Mittelstreckenraketen auf Kuba wohl akzeptiert hätten, wenn sie nicht geheim geschehen wäre(Teil 3, 14:29). Im zweiten Teil wird die Versenkung der HMS Hood ein Jahr zurückverlegt(21.5.1940 statt 1941, Teil 2, 15:56). Nicht gemerkt. Na ja. Für Kriegsschiffe interessiere ich mich schon seit meiner frühesten Jugend. Mein Interesse wechselte dann hin zu Raumschiffen und deren Technik. Die Reihe ist schnell durchgeguckt. Viel Bekanntes wird aneinandergereiht. Es ist wie das Schippern von einem Geschichtsereignis zum nächsten. Ereignisse der Geschichte wie Meereskoordinaten. Auch Landkriegsereignisse kann man mit ihren Landkoordinaten/Orten und Jahreszahlen in eine Darstellung bringen. Der Unterschied: auf dem Land leben Menschen. Bedenklich finde ich an solchen Dokumentationen immer, dass die Informationen der gesprochenen Texte an denen der Bilder vorbeigleiten. Wie passen die Bilder zu den Texten? Sind es nur Bebilderungen von ähnlichen Situationen? Wie authentisch ist die Gesamtinformation? Die Bilder würden nichts an ihrer Wirkung verlieren, wenn man z.B. rechts unten oder oben eine Quellenangabe mit Ort und Datum der Erstellung, etc. zu den Filmausschnitten einblenden würde. Wer sich auf die Bilder konzentrieren will, wird dadurch kaum gestört. Das Nebenbei von Technik und Geschichte wird von der Reihe ganz gut vermittelt. Das Hineinspringen in die Geschichte allerdings erfolgt zu geschichtslos: wie das Hineinspringen in einen Pool oder ein Bermuda-Dreieck. Das wir dadurch etwas gemildert, dass man das Wirken von Menschen schildert(oder ihre Erfahrungen von ihnen schildern lässt), die für Entwicklungen verantwortlich waren oder mit ihnen arbeiteten. Die Behandlung von Technik verführt wohl zu Sprüngen. Weil man mit Technik selbst die Zeit überwindet? Man kann sich mit dieser Reihe vergegenwärtigen, was man schon vergessen hat. Und natürlich gibt es auch schon lange bekannte Wahrheiten über den Einsatz moderner Kriegswaffen, die bei der modernen Kriegsführung bedacht werden müssen. Eine wird in dieser Reihe genannt.

P.S.: 2.Teil, 6:10: es wird der Eindruck erweckt, als ob japanische Ingenieure die ersten Torpedobomber entwickelt hätten; waren es nicht die Short Brothers?; bei TV-Dokus hapert es oft an der Genauigkeit

P.P.S.(28.11.2023): Verfügbarkeit dieser Reihe in der ZDF-Mediathek wurde bis zum 29.12.2023 verlängert. Wie oft gab es solche Verlängerungen schon? Mir bisher unbekannt.




Doku-Reihen in Mediatheken(4)

14.12.2023

In diesem Monat weise ich etwas früher auf eine Reihe in einer Mediathek hin, weil diese viele Teile besitzt und nur noch bis zum 30.12.2023 verfügbar ist. Sie ist allerdings keine eigentliche Doku-Reihe, sondern eben eine Reihe über die griechische Mythologie: „Die großen Mythen – Antike Götter und Helden“ auf arte. Ich habe schon ein oder zwei Mal auf diese Reihe verwiesen, weil sie schon öfter in der arte-Mediathek verfügbar war. Man nimmt sie(von 2016) rein, dann wieder raus. Wenn die Rechte bei einem selbst liegen! Ich habe sie mir jetzt schon zum zweiten Mal angesehen.Wann das letzte Mal war? Schon ein bisschen her. Für mich sind die griechischen Mythen nicht einfach so Mythen. Sie sind mehr als das. Dass die scholastische Philosophie und die Kultur der Renaissance wieder auf die griechische Kultur zurückgekommen sind, hat wohl nicht nur einen Grund. Das Nichtwillkürliche der griechischen Götterwelt gehört auch dazu. Hesiods Theogonie war ein Mal kurz ein Thema von mir auf Twitter. Ich war so frei, die Titanen komplett mit Titaninnen zu verkuppeln. Also Themis und Mnemosyne blieben nicht Zeus vorbehalten, sondern Iapetos bekommt Mnemosyne und Kreios Themis und nicht Eurybia. Eigentlich naheliegend. Bei dieser Reihe auf arte sollte man nicht zuerst fragen, an welchen Quellen sie jeweils anknüpft. Sie will EINEN roten Faden spinnen und schon das kann Inspiration sein. Zur Illustration werden Bilder von auch modernen Künstlern gezeigt, die sich mythologischen Themen gewidmet haben oder dessen Bilder so gedeutet werden können. Die „Franzosen“ dürfen das(?) und da es „nur“ um Mythen geht? Beckmann ist auch dabei und Picasso sowieso. Die Künstler werden jedoch selber nicht erwähnt. Warum auch? Wenn man die Reihe sieht, fallen ziemlich schnell Ähnlichkeiten zu Anderem auf. Jesus als Einheit von Apollon(Prophetie) und Dionysos(Eucharistie) (und?). Die Engelshierarchie von Pseudo-Dionysius Aeropagita lässt sich mit der Tafel aus „Zeus und die Macht“ vergleichen(ab 4:48). Die Tafel stimmt zwar nicht ganz(die Giganten gehören nicht in diese Reihe), aber es wird augenfällig(das Gleichheitszeichen meint hier allerdings nur ungefähr gleich):

1. Seraphime = Chaos / rot

2. Cherubime = Gaia / grün

3. Ophanime = Uranos / blau

4. Herrschaften = Titanen

5. Kräfte = Zyklopen

6. Gewalten = Hekatoncheiren

7. Fürstentümer = Götter

8. Erzengel = Halbgötter

9. Engel = Helden

Oder fällt es nur einem König auf? Dann sollte man bedenken, dass dem König auch die oberste Richtungskompetenz im Lande gebührt. Für mich ist das nur ein Gedanke und praktisch schon in jener Logik vorhanden. Ich kenne das ja schon länger. Also diese Reihe kann die Phantasie beflügeln und es kann nicht schaden, sie auch ein zweites Mal nach einiger Zeit wiederzusehen. Die Reihe geht oft selber humorvoll mit den Mythen um. Das kann helfen. Warum allzu ernst nehmen? Ich glaube allerdings, dass uns die Reichweite des mythologischen Wissens nicht in Gänze bewusst ist. Deshalb wohl auch die Verbannungen in den Tartaros, etc. . Erst wenn wir nicht wissen, können die Götter frei herrschen(?).

Zur Zeit arbeite ich an einer Übertragung des Voynich-Manuskripts. Letzte Woche angefangen. Es gibt so wenig Rätsel, mit denen man noch Geld machen kann(wenn man kein Mathematiker ist). Welcher Mensch mit abendländisch-europäischem Hintergrund (in Amerika oder Australien?) gibt mir dafür Geld? Ein Wort habe ich schon entziffert. Es befindet sich allerdings nur in meinem Kopf und ich weiß nicht, ob es schon wer anders vor mir entziffert hat. Wenn mir jemand für die Entzifferung Geld gibt, mache ich weiter. Nur in meinem Kopf. Man muss sich in diesen Text hineinlesen und nicht glauben, dass alle Sätze grammatisch perfekt sind oder alle Wörter durchgängig nach dem gleichen Prinzip gebildet worden sind. Der Text mit seinen Wortbildungen muss nur so geschrieben sein, dass er verstanden werden kann und dass man das Gemeinte wieder zusammenbekommt, auch wenn es (teilweise) nur Eigenschaftsaneinanderreihungen wären. Wer glaubt, dass jeweils ein Zeichen des Voynich-Manuskripts für nur ein Zeichen unseres Alphabets steht, der irrt jedenfalls. Für einen der Prominenz dieses Rätsels entsprechenden Vorschuss für die Weiterentschlüsselung gebe ich das entzifferte Wort gerne preis. Es ist ein sehr profanes Wort mit zwei Silben(anders nicht dudenmäßig geschrieben wären es drei Silben). Mit der Entzifferung höre ich sonst vor Heiligabend erst einmal auf. Irgendwer Anderes wird den ganzen Text schon entziffern! Für die Öffentlichkeit.

P.S. (18.12.2023): der Autor ist nach folio 116v ein Deutscher aus(oder in) einem -leben – Ort; könnte Polleben sein; der mit Vornamen Simon heisst; Nachname etwas unleserlich(…..-er); man könnte mit Technik beim Lesen etwas nachhelfen; studiert hat er wohl auch an einer französischen Universität; ein Datum ist darunter auch angegeben(genaue Jahreszahl!+); über Namenslisten von Deutschen an französischen Universitäten(Paris?) zu der Zeit müsste man den Namen schnell haben; vielleicht hat er aber auch nur an einer italienischen Universität studiert; aber eher unwahrscheinlich;

man könnte nun noch weiterspekulieren: dass nämlich die letzten vier Wörter auf folio 116 v „so nim gaf mich!“ eigentlich „so nimm Graf mich!“(also das Buch) bedeuten, und der Verfasser sich so für die Bezahlung seines Studiums bedanken wollte; das Buch gelangte also möglicherweise so direkt in den Besitz der Grafen von Mansfeld

P.P.S. (21.12.2023): es gibt so viele Texte, die mich interessieren und die man nicht erst entschlüsseln muss; deshalb beende ich erst einmal meine Voynich-Lektüre; die Entzifferung des ganzen Buches wäre ein größeres Projekt; dafür bräuchte ich eine längerfristige finanzielle Absicherung

P.P.P.S.(22.4.2024): es gibt eine Handschrift der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt Halle, die die Entzifferung des Voynich-Manuskripts sehr erleichtert: Yd 4° 9](„Vocabularium Saxonicum“); ich glaube, dass es jetzt nicht mehr so schwierig sein dürfte; ein paar Wochen? ; das war’s dann wohl; durch Vergleiche leicht lösbar




Luhmann-Vorlesung

26.8.2024

Bei Youtube kann man sich eine 13-teilige Vorlesung über Luhmanns Theorie der Gesellschaft anhören. Aber wer hat in diesen Zeiten schon Zeit für abstrakte Theorien über so etwas wie Gesellschaft? Für mich ist das natürlich interessant, weil ich diese Vorlesung noch nicht kannte. Sich im Jahr 2024 eine Vorlesung von dem mit Parsons größten Systemtheoretiker anzuhören, ist für mich etwas Besonderes. Auch wenn ich mit Vielem seiner Theorie nicht übereinstimme. Er bemühte sich um ein höheres theoretisches Auflösungsvermögen. Aber es war nicht hoch genug. Schon als ich mich Mitte der 1990er Jahre intensiv mit seinen Theorien befasste, fragte ich mich, was das alles ist. Zwei Lösungen finden sich in Texten von mir im Internet. Aber Luhmanns Theorie wirft mehr Probleme auf. Nach meiner Luhmann-Lektüre machte ich 1997 aus den Grenzen meines Gesellschafts-Achsenkreises Pfeile(der horizontale mit einem Erdungspunkt). Danach beschäftigte ich mich auch weiter mit Luhmanns Theorien. Aber was ich davon abzweigte, war dann eher okkasional. Für eine Theorie der virtuellen Differenzierung muss ich das jetzt alles zusammenführen. Dabei hilft mir der erklärende Durchgang Luhmanns durch seine Theorien bei dieser Vorlesung. Obwohl mir fast alles aus seinen Büchern schon bekannt ist.

Luhmanns theoretisches Auflösungsvermögen scheint mir ähnlich begrenzt wie das von Lacan zu sein. Auch meine Lacan-Lektüre müsste ich für meine Theorie zu einem Abschluss bringen. „Wissen“ und „Bewusstsein“ sind zwei Begriffe, wo sich Luhmanns und Lacans Theorien treffen. Und was seit dem? Gab es seit Lacan Fortschritte in dem Feld, das Lacan beackerte und welche in Luhmanns Feldern? Lacan kann wohl insgesamt leichter verstanden werden. Luhmanns „Ganzes“ überhaupt in den Blick zu nehmen, ist aufgrund der verschiedenen Einflüsse wohl noch anspruchsvoller. Die „Gesellschaft“ ist größer als das „Wissen“ von ihr. Aber „Wissen“ ist in einer Theorie virtueller Differenzierung ein zentraler Begriff. Und was ist „Wissen“? Soziologisch ganz knapp gesprochen: Wissen ist die Wertform der virtuellen Reproduktion und Differenzierung. Aber das ist ja nur eine Einordnung. Damit wissen wir, wo Wissen ist. Den Platz in (m)einer Theorie. Die Luhmann-Vorlesung fand in Bielefeld 1992/1993 kurz vor seiner Emeritierung statt. Für mich ein Teil nicht ganz unbedeutender deutscher Kulturgeschichte. Ich war woanders. Ich dockte auch zuerst theoretisch woanders an. Aber wegen der Existenz „kybernetisch“ ausgerichteter soziologischer Theorien begann ich überhaupt erst ein Soziologie-Studium.

Das Buch, in dem Luhmann die weitergehenden Erkenntnisse von dieser Vorlesung verarbeitet hat, ist das 1997 erschienene zweibändige Werk „Die Gesellschaft der Gesellschaft“. Es gilt als sein zweites Hauptwerk. Ich hatte es mir 1997(oder 1998) gekauft, es aber nicht so akribisch durchgearbeitet wie das erste „Hauptwerk“ „Soziale Systeme“ von 1984. Ich glaube, weil es vom Stil her einige Desillusionierungen enthält. Oder wie drückt sich Luhmann am Ende der Vorlesung selber aus: „In der Theorie ist die Selbstplatzierung so vorgesehen, dass es zugleich eine gegenläufige Ausbalancierung von Ambition und Zurücknahme der Ambition ist“(13. Vorlesung, 1:20:26-1:20:45). Nur „Soziologie“ und dann auch noch so eine spezielle! Luhmanns Einstellung zur geschichtlichen Wahrheit kann man durchaus sehr kritisch sehen: Ontologie, das war gestern und deshalb ist alle Theorie eigentlich auch gar nicht so „wesentlich“? Irgendwann wird es wer besser machen, die losen Enden aufnehmen und zusammenfügen!

Ich bin jetzt in dem Alter, in dem Luhmann sein erstes Hauptwerk verfasste. Die Unterscheidung „wahr/falsch“(Luhmann vorsichtiger: „wahr/unwahr“) akzeptiere ich für die Wissenschaft. Auch den Begriff „Soziales selbstreferentielles System“ für die Wissenschaft im Zusammenhang der funktionalen Differenzierung, die ich aber anders auffasse als Luhmann. Luhmann unterscheidet nicht genug. Nur in Unterscheidungen zu denken, ist mir auch etwas zu „indisch“. Es dauert seehhr lange. Aber ohne Zweifel: irgendwann kommt man auch damit an. Und dann hatten(haben) u.a. die Inder ja auch noch die Swastika. Mein Achsenkreis hat dagegen „immer“ einen Inhalt. Wenn man ihn benennen kann. Aber auch Luhmann denkt ja nicht nur in Unterscheidungen, sondern auch in Zusammenhängen(z.B. Evolution). Sind es denn auch die richtigen Unterscheidungen? Wie gesagt reicht das Auflösungsvermögen von Luhmanns Theorie nicht aus. Einiges ist dadurch richtig, Anderes wiederum nicht. Eigentlich wollte ich noch einige Streiflichter aus den verschiedenen Teilen der Vorlesung anführen und zeigen, wo von Luhmann auch heute noch Einiges gebraucht wird, zumindest vom Ansatz her. Aber Soziologie ist wirklich etwas für Leute, die sich vorgenommen haben, etwas wirklich zu durchdenken. Und unter den Soziologischen Theoretikern gibt es viel mehr Regenwürmer als Amseln. Amseln singen Achsenkreise. Na ja, sie zwitschern nur. Praktisch helfen kann man auch ohne „Soziologische Theorie“. Warum seinen Kopf zerbrechen? Und schlecht drauf kommen schreckt ab.