Luhmanns ganze Bedeutung
16.9.2024
Luhmann setzte in seiner Begrifflichkeit bei Parsons an, formulierte aber eine ganz neue Systemtheorie. Viele von Parsons übernommene Begriffe definierte er dann im Rahmen seiner „autopoietischen“ Systemtheorie neu. Dafür zog er nicht wenige zueinander durchaus disparate Theorieansätze heran. Kann man sagen, Luhmann hatte seine eigene theoretische Plattensammlung? Maturana, Spencer-Brown, Heider, Weick, etc. und Luhmann vereinigte ihre Theorieansätze in seiner „Theorie“. Dabei ist natürlich interessant, wie er seine Theorie zusammensetzte. Auch eine Art Bastler und die Theorie als eine Art „negativer Maschine“. Input und Output bestimmt man selbst und statt die Maschine nur von außen zu kennen, kennen wir sie von ihrem inneren Wesen und von der Herkunft ihrer Teile her.
Parsons hob wesentlich die „Medien“ „Macht“, „Geld“, „Einfluss“ und „Wertbindung“ hervor. Also wenn wir Wertbindung einmal weglassen und Einfluss auf Wissen zurückführen, dann finde ich bei Parsons meine drei Komplexe Politik, Wirtschaft und Kultur wieder, die sich als solche im Laufe der sozialen Evolution herausbilden. Zuerst Politik (Großreiche kulminierend in der Expansion des römischen Reiches), dann die Wirtschaft beginnend zur Zeit Christi und in ihrer Komplexlogik abgeschlossen in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts(beginnende Industrialisierung) und zum Schluss der Logik der Soziogenese von der Aufklärung bis 1989 die Kultur. Politik, Wirtschaft und Kultur gab es auch vorher, aber nicht mit einer stetig fortschreitenden Komplexität. Irreversibel (zumindest im Kontext) sich aufbauende Komplexität zeichnet diese Komplexe aus. Da es mit der Politik beginnt, macht der Satz „ es gab auch schon vor der Politik Politik“ nicht so viel Sinn, denn die Herausbildung des sozialen Komplexes der Politik ist ja mit der Entwicklung der griechischen Städte und Kultur verbunden. Aber vor den Griechen muss es auch schon Ähnliches unter anderen Namen gegeben haben.
Wenn man meinen Gesellschafts-Achsenkreis ein Mal umschreibt, erhalten die Hauptfelder Aktivität, Realität und Identität Grenzen. Es gibt sie dadurch auch diachron(genauer: synchron-diachron). Das ist die segmentäre Differenzierung. Erst mit der zweiten Umschreibung werden durch die funktionale Differenzierung auch die Zwischenfelder erreicht. Auch sie erhalten durch diese Umschreibungen Grenzen und innerhalb dieser Grenzen einen distinkten Inhalt. Luhmanns Theorie ist wesentlich eine Theorie der ausdifferenzierten Funktionssysteme; doch er verallgemeinert zu stark. Ohne den Komplexcharakter von Politik, Wirtschaft und Kultur anzuerkennen. Zu „Kultur“ hat er sowieso ein zwiespältiges Verhältnis. Was kann Kultur genannt werden? Ich akzeptiere Luhmanns weithin generalisierten Begriff des „sozialen selbstreferentiellen Systems“ nur für das Recht, die Wissenschaft und die Kunst und dann Schluss. Die Ausdifferenzierung dieser Systeme begann zu Christi Zeiten und war in ihrer Logik in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts abgeschlossen. Also ist Luhmanns Theorie zu diesen Systemen (auch) eine späte „ex-post“-Theorie? „Nun“ besitzen wir die Empirie zur Analyse?
Tatsächlich geht es bei Luhmanns Erläuterung seiner Theorie oft um diesen vielthematisierten Umbruch zu dieser Zeit. In seinem zweiten Hauptwerk „Die Gesellschaft der Gesellschaft“ sogar noch mehr als in „Soziale Systeme“. In „Soziale Systeme“ werden die Begriffe mehr durchdekliniert. Wie man eine Treppe hinaufsteigt. Auf jeder Etage ein neues Bild. Demgegenüber ähnelt das Lesen des zweiten Hauptwerks der Identifizierung eines bestimmten Marathon-Läufers in einem Pulk, der mit diesem zusammen die ganze Distanz im Stadionrund absolviert. Man ist die Treppe schon hochgestiegen und hat seinen Platz eingenommen. Der Blick verspricht viel Übersichtlichkeit(Klarheit?), doch das Geschehen ist redundant und der Marathonläufer ist nach jeder Runde zwar der Gleiche, aber abgekämpfter. Vieles an der Art der Formulierungen muss man hinterfragen.
Ich setzte in meiner soziologischen Sozialisation zuerst bei Berger/Luckmann an und entwickelte in Auseinandersetzung mit deren Theorie der „gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit“ meine eigene grundsätzlichere und widerspruchsfreiere „Sozio-Ontologie“. So hatte ich schon eine „Ontologie“. Die für meine Soziologie. Vom „Sein“ zum „gesellschaftlichen Sein“. Danach kamen die großen Kontrahenten Habermas und Luhmann. Beide vertrugen sich nicht, obwohl der Begriff „Kommunikation“ für beide Theoretiker eine zentrale Rolle spielt. Zuerst setzte ich mich mit Habermas‘ zweibändigem Werk „Theorie des kommunikativen Handelns“ auseinander. Für jene, die soziologische Theorie studieren, sicherlich ein Muss. Es ist aber eher ein analytisches, akademisches Werk mit einem Hinweis am Schluss, den ich weiterverfolgte: „Narzissmus“ folgte grob im 20.Jahrhundert auf die „Hysterie“ des 19.Jahrhunderts. Wenn ich mir so andere Texte von Habermas durchlese, so von 1990: tja, die Synthesen von Habermas sind keine guten Ratgeber für die reale Politik. Vergessen wir das mal. Entlang des Lebenswelt-Konzepts von Habermas entwickelte ich das Grundkonzept für mein Gesellschafts-Modell, das ich dann durch den Achsenkreis darstellte. Die i-Punkte meiner Theorien sind immer kohärente Darstellungen und Begriffe. Und dass Parsons’ und Luhmanns Theorien Schwachstellen besitzen, bemerkte Habermas nicht ganz zu Unrecht, wie wiederum auch die Kritik von Luhmann an der Theorie von Habermas nicht ganz von ungefähr kommt. Wie gesagt: die Synthesen von Habermas? Na ja!
Das Buch „Soziale Systeme“ arbeitete ich später durch und erst nach dieser Lektüre vollendete ich meinen Achsenkreis, indem ich aus den Grenzen Pfeile machte. Die Grenzen zwischen jeweils Hauptfeld und Zwischenfeld gibt es natürlich weiter, aber als Teil einer Dynamik. Also ich verfeinerte die Herangehensweise noch einmal: Parsons bekommt die Hauptfelder, Luhmann die Zwischenfelder und ich die Grenzen/Pfeile. Das war mein Ansatz, der mir quasi durch das Werk von Habermas(seine Parsons-Kritik) vorgegeben war. Die erste Umschreibung betrifft die segmentäre Differenzierung, die zweite die funktionale Differenzierung und die dritte die virtuelle Differenzierung. Luhmann ist zwar genauer in der Differenzierungs-Begrifflichkeit als Parsons, aber nimmt grundsätzliche Thesen von Parsons nicht so ernst, wie es eine Gesamttheorie der Gesellschaft erfordert. Daraus resultieren auch stilistische Schwächen und fehlende Theorieelemente in seinem zweiten Hauptwerk.
Nachdem ich mir seine Vorlesung von 1992/93 bei Youtube über die „Theorie der Gesellschaft“ angehört und einige Kapitel aus seinen beiden Hauptwerken noch einmal gelesen hatte, glaube ich nun selber Luhmanns Ansatz anhand eines Achsenkreises darstellen zu können. Dadurch werden weitere Perspektiven sichtbar. Synergien mit anderen Theorien? Latour, Lacan, Lyotard. Ich glaube schon. Gibt uns Latour etwas? Ich habe ja schon mal etwas versucht. Die theoretischen Komplementaritäten von Luhmanns Ansatz und Lacans Ansatz will ich genauer benennen. Aber das wird noch einige Arbeit erfordern. Besonders, was die mathematischen Ansatzpunkte, Topologien von Lacan angeht. Ich stelle nun mal einfach den Achsenkreis der Luhmannschen Theorie vor, ohne ihn genauer zu erläutern. Wer das Werk von Luhmann kennt, kann ja versuchen, die Plausibilität des Dargestellten selber einzuschätzen.
Nur in Worten zuerst die Hauptfelder:
1. Hauptfeld: Interaktion
2. Hauptfeld: Organisation
3. Hauptfeld: Gesellschaft
Die Unterscheidungen zwischen diesen drei Ebenen(sind bei ihm nicht nur Ebenen) nahm Luhmann prominent in seinem Text „Interaktion, Organisation, Gesellschaft“ aus seinem Buch „Soziologische Aufklärung. Band 2“ von 1975 vor und behielt sie bis zum Ende bei; allerdings setzte er selber die Schwerpunkte seiner Hauptarbeit anders. Seine Interaktions-Theorie ist keine besonders avancierte und hebt vor allem auf die Zeitlichkeit(v.a. die synchrone Perspektive) ab. Große Bedeutungsgehalte liefert Luhmann hier nicht, nur einige Grundsätzlichkeiten. Ohne diese weiter auszuführen. Die „Interaktion“ ist als Eigenbereich ein Waisenkind seiner Theorie und kittet dafür implizit argumentationstechnisch die Logik von anderen Bereichen seiner Theorie. Da kann man wesentlich mehr anbieten. Das Mittelfeld „Organisation“ ist das, wo Luhmann vor der Soziologie herkommt. Mit dem mittleren Feld besitzt man schon eine „vorläufige“ Sicht auf das Ganze. Diese Unterscheidungen haben wir von Luhmann selber. Man denkt natürlich gleich an Mikro(Interaktion), Meso(Organisation) und Makro(Gesellschaft). Das muss man erwähnen. Es geht um drei verschiedene Formen von „Sozialen Systemen“. Obwohl nach Luhmann „Soziale Systeme“ aus Kommunikation bestehen, gibt es drei grundsätzlich verschiedene Formen. Andere nennen so etwas Grundunterschiedenes „Reich“. „Ebenen“ zu wenig, „Reiche“ zu viel?
Meine Synthese-Leistung in der Gesamtdarstellung von Luhmanns Theorie läge dann in den Zwischenfeldern:
1. Hauptfeld: Interaktion
2. Hauptfeld: Organisation
2.a. Zwischenfeld zwischen Interaktion und Organisation: operative Geschlossenheit und strukturelle Kopplung
2.b. Zwischenfeld zwischen Organisation und Gesellschaft: ausdifferenzierte Funktionssysteme
2.c. Zwischenfeld zwischen Gesellschaft und Interaktion: Interpenetration
3. Hauptfeld: Gesellschaft
(bei Luhmann hängt so ungefähr alles mit allem zusammen; operative Geschlossenheit gehört zu den Funktionssystemen und sie kommen nicht ohne strukturelle Kopplungen aus; aber z.B. operative Geschlossenheit ist nicht gleich Wissenschaft)
Zum Vergleich mein Gesellschafts“-Achsenkreis:
1. Hauptfeld: Aktivität
2. Hauptfeld: Realität
2.a. Zwischenfeld zwischen Aktivität und Realität: Recht
2.b. Zwischenfeld zwischen Realität und Identität: Wissenschaft
2.c. Zwischenfeld zwischen Identität und Aktivität: Kunst
3. Hauptfeld: Identität
Zur Theorie von Organisation hat Luhmann viel geschrieben, aber ich glaube als Hauptfokus seiner Theorie gelten die Funktionssysteme. Die verschiedenen Bücher zur „Wissenschaft der Gesellschaft“, zum „Recht der Gesellschaft“, zur „Kunst der Gesellschaft“ sind für mich interessant, um eigene Theorien in Auseinandersetzung damit zu entwickeln, da ich sie auch als „Sozial selbstreferentielle Systeme“ sehe, allerdings mit etwas anderer Bedeutung. Es fängt schon bei den Unterscheidungen an. Meine Unterscheidung für das Recht: „gleich/ungleich“. Meine Unterscheidung für die Wissenschaft: „wahr/falsch“. Und meine Unterscheidung für die Kunst: „schön/schöner“. Der erste Wert ist jeweils der positive und der zweite der negative. Luhmann sieht ja auch die Wirtschaft als ein System an und die Politik, wo sie bei mir Komplexe sind(weil sie u.a. wiederum aus jeweils drei Komplexen bestehen). Die Lebensform der Liebe gehört bei mir zum Komplex der Kultur, der sich ab der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit der virtuellen Differenzierung herausbildet. Luhmann verbindet Wesentliches nicht. Aber wenn man obiges vergleicht, fällt auf, dass in meiner Achsenkreisdarstellung von Luhmanns Theorie die Funktionssysteme dort liegen, wo bei mir die Wissenschaft liegt. Luhmann war ein „Wissenschaftler“ mit dem Thema Gesellschaft.
Die Funktionssysteme waren sein Thema im Speziellen und waren Bestandteil seiner Theorie im Allgemeinen. Die verschiedenen Bücher zu den Funktionssystemen im Speziellen sollten systematisch sein drittes Hauptwerk darstellen. Luhmann selber vermeidet den Ausdruck „speziell“ im Zusammenhang mit den Funktionssystemen, um nicht den Eindruck entstehen zu lassen, dass er bei ihrer Beschreibung „Spezielle Soziologie“ betreibt. Luhmanns Theorie enthält zwei grundsätzliche Entscheidungen: von doppelter Kontingenz(1.) ausgehend das Entstehen (oder die Existenz?) von Weltgesellschaft(2.) als notwendigem Ausdruck kommunikativer Erreichbarkeit verstehen. Ist das ein christlicher Ansatz: der Nächste(„doppelte Kontingenz“) und Jesus als Welterlöser(„Weltgesellschaft“)? Das sind wesentliche Entscheidungen, durch die Luhmann die Einheit seiner Theoriebezüge festgelegt hat. Reicht das für ein Verständnis von Gesellschaft aus? Es ging ihm darum, einen neuen Standard festzulegen, eine feinere, durch Realitätsbezug gedeckte Theoriesprache zu etablieren. Es fehlt viel.
Es gibt die große deutsche soziologische Tradition des Denkens in „Gesellschaft und Gemeinschaft“ im Anschluss an Tönnies, die auch Parsons aufgreift und weiterentwickelt. Auch bei mir gibt es diese Zweiteilung, die eigentlich eine Dreiteilung ist. Die „Gemeinschaft“ ist in meinem „Gesellschafts“-Achsenkreis gar nicht enthalten, weil für sie ein eigener notwendig ist:
„Gemeinschaft“:
1. Hauptfeld: Passivität
2. Hauptfeld: Idealität
3. Hauptfeld: Alterität
Es sind als genau die Gegensätze zu den Begriffen des „Gesellschafts“-Achsenkreises. Und nach Hegel ergeben eine These und ihre Antithese eine Synthese, wenn sie sich beide in ihr auflösen lassen. Aktivität und Passivität ergeben die Passion(Jesus am Kreuz), Realität und Idealität ergeben die Idee(Aufklärung). Wer glaubt, er kann die Gesellschaft ohne die Gemeinschaft verstehen, kann weder Staat noch Markt erklären.
Und dann fängt es natürlich an: ist die Gemeinschaft in der Theorie der Gesellschaft versteckt? Zum Beispiel in seiner Theorie der Interaktion? Dann würde es sich nicht mehr nur um eine „Ebene“ handeln. Nun habe ich diesen Text nicht angefangen, um meine eigene Theorie vorzustellen oder Luhmanns Theorie vollständig zu erklären, sondern es geht mir um modellhaft aufgezeigte Perspektiven. Natürlich fragt man sich: Gesellschaft und Gemeinschaft – ist das alles? Im Deutschen gibt es noch: Gewerkschaft(hui!), Gesandtschaft(relevant?), Genossenschaft (Genossenschaft?) und dann auch noch Gesamtschaft(ist aber ein alter Begriff!):
1. Hauptfeld: Gemeinschaft
2.Hauptfeld: Genossenschaft
2.a. Zwischenfeld zwischen Gemeinschaft und Genossenschaft: Gewerkschaft
2.b. Zwischenfeld zwischen Genossenschaft und Gesellschaft: Gesamtschaft
2.c. Zwischenfeld zwischen Gesellschaft und Gemeinschaft: Gesandtschaft
3. Hauptfeld: Gesellschaft
(Gewerkschaft, Gesamtschaft und Gesandtschaft erkläre ich hier nicht näher)
Also: die „Genossenschaft“ ist das Dritte zu Gesellschaft und Gemeinschaft? So war meine Theorie schon seit den Neunzigern(1996 oder 1997?). So wie es zur Vertikalen und Horizontalen noch eine Diagonale gibt(gab?) , gibt es zu Gesellschaft(Diachronie) und Gemeinschaft(Synchronie) noch die Genossenschaft(die Dauer z.B.): Zeit kann sich dehnen. Man lebt nicht nur im Moment, sondern auch in Eindrücken, in Zeiträumen, wo man etwas in sich aufnimmt, einen Gedanken nachverfolgt. Etwas genießt, ein Gericht, ein Eis oder auch Intimeres(wo es schon um Ewigkeiten geht). „Genießen“(„Jouissance“) ist ein zentraler Begriff(ein Abschlussbegriff?) bei Lacan. Auf Lacan will ich hier nicht weiter eingehen. Eine Pointe ist, dass Genossenschaft in der Ethik nicht wie in der Logik die Gemeinschaft und Gesellschaft zusammenfügt(„Passion“, „Idee“), sondern in der Ethik als gleichwertiges Drittes zu ihnen tritt, zu denen dann auch ein Viertes und Fünftes dazukommen. Das würde hier allerdings zu weit führen. Als zusätzliches Drittes stellt die Genossenschaft keine Diagonale dar, sondern eine eigene Achse. Und plus Viertem und Fünftem erhalten wir einen platonischen Körper mit Inhalt, der zur Analyse ganz andere Möglichkeiten bereithält(Netzwerke mit Kanten und Knoten/Ecken, etc.).
Wenn man Luhmanns rudimentär angesetzte Interaktionstheorie mit einer Gemeinschaftstheorie in Beziehung setzt, Luhmanns Rezeption von Organisationstheorien(z.B. Weicks „lose und feste Kopplungen“, rezipiert in Verbindung mit Heiders Medium/Form-Unterscheidung und dem „crossing“ der Art von Unterscheidung nach Spencer-Brown) dergestalt interpretiert, dass Luhmann Theorie oder Theorisieren genussfähig halten wollte(„muss nicht logisch sein, reicht schon forschungspraktisch oder „kreativ““), dann finden wir bei Luhmann Ansätze für die drei Achsen „Gemeinschaft“, „Genossenschaft“ und „Gesellschaft“.
Eine weitere Perspektive erschließt sich durch einen Achsenkreis der Logik der Ethik, in dem die Begriffe der Simplexität(S) und Komplexität(K) nicht dual wie in meinem Dodekaeder-Modell angeordnet sind (in ihrem Erhaltungs- und Unterscheidungsaspekt), sondern nur einfach:
1. Hauptfeld: Politik(K)(Aktivität/Passivität)
2. Hauptfeld: Wirtschaft(K)(Realität/Idealität)
2.a. Zwischenfeld zwischen Politik(K) und Wirtschaft(K): Natur(S)
2.b. Zwischenfeld zwischen Wirtschaft(K) und Kultur(K): Choratik(S)
2.c. Zwischenfeld zwischen Kultur(K) und Politik(K): Ökologie(S)
3. Hauptfeld: Kultur(K)(Identität/Alterität)
Also in den Hauptfeldern stehen hier die Komplexitäten und in den Zwischenfeldern die Simplexitäten und die Perplexitäten fängt man mit den Grenzen ein. Es geht hier noch mehr um die Logik als um die Ethik, sonst würden die Simplexitäten sich nicht in den Zwischenfeldern befinden. Außerdem ist der Achsenkreis das Darstellungsinstrument für Logisches. Ein Vergleich lohnt auch hier(meine ich): Kultur im Vergleich mit der Gesamtgesellschaft, Organisation als ein Phänomen der Wirtschaft auch in der Politik und Kultur, Politik als ein Phänomen der Auseinandersetzung(Anwesenheit im Parlament, etc.). Das sind Perspektiven einer weitergehenden Beschäftigung mit Luhmanns Systemtheorie. Ich wollte hier einige Perspektiven aufzeigen.
P.S.(17.92024): in einem früheren Ansatz habe ich – glaube ich – in den Feldern auch noch die „Gefolgschaft“ untergebracht; aber ich bin zu faul zurückzublättern; ich warte auf die Bestätigung des neuen Überlegens; wenn es mir noch einmal einfällt, habe ich eine Bestätigung; komischerweise habe ich die „Gefolgschaft“ sogar vergessen, obwohl dieser Begriff in jenem Zusammenhang sicherlich noch gebräuchlicher ist als „Gesamtschaft“ oder „Gesandtschaft“; aber er hat etwas Passives; wie auch Wörter wie „Gesindschaft“ oder „Gesippschaft“; die heute so gut wie niemand mehr gebraucht oder gar kennt; und eigentlich passt es für mich; die Grenzen müssten noch bestimmt werden; dafür braucht man Zeit; dann wäre es tatsächlich komplett und dann wären auch die Zwischenfelder so gut wie „sicher“
Logik, Ethik und Ausdifferenzierung
22.9.2024
Luhmann ist ein Theoretiker der Ausdifferenzierung von Funktionssystemen. Ich habe viele komplizierte Modelle. Die einfach scheinen, aber sehr komplexe Phänomene erfassen können. Nun habe ich nach einem einfachen Modell für die Ausdifferenzierungsthese gesucht. Was ist das einfachste Modell? Meine Reihenfolge: zuerst bildet sich der Komplex der Politik heraus, dann der der Wirtschaft und zuletzt der der Kultur. Mit der Herausbildung der Wirtschaft differenzieren sich auch die sozial selbstreferentiellen Systeme des Rechts, der Wissenschaft und der Kunst aus. Bezüglich der Komplexe spreche ich und sprach ich (wenn ich genau war) eigentlich von Herausbildung und nicht von Ausdifferenzierung.
Ich fragte mich, wie kann man das mit der Ausdifferenzierung darstellen. Zuerst gab es die Religion: zeichnen wie einen Kreis mit dem Inhalt „Religion“. Wann gab es zuerst Religion? Gab es vielleicht sogar schon sehr früh eine monotheistische Religion (oder mehrere monotheistische Religionen mit jeweils exklusiven Stammesgöttern)? Woher soll ich das wissen? Sagen wir, vor ca. 50000 Jahren war das menschliche Bewusstsein so weit, an Gott zu denken, an Gott zu glauben und eine Religion zu haben. Zuerst war die Religion für die Gesellschaft das Bestimmende. Aus dieser differenzierte sich die Politik heraus. Neben Religion gab es nun auch „Herrschaft“. Einen König neben einer Priesterschaft. In dem Kreis der Religion gibt es nun noch den Kreis der Politik. Das ist die segmentäre Differenzierung, die man zeitmäßig genauer einordnen kann. Sagen wir mal beginnend ca. 12000 v. Chr. und endend mit der Geburt Christi. Danach kommt mit der funktionalen Differenzierung die wirtschaftliche Komplexität hinzu. Ein weiterer Kreis kommt im Inneren hinzu: im Kreis der Politik, der im Religionskreis liegt. Und dann im Kreis der Wirtschaft mit der virtuellen Differenzierung noch der Kreis der Kultur. Und: weil wir mit der Religion angefangen haben, liegt ganz innen noch das positive Gegenteil von Religion. Was ist das positive Gegenteil von „Rückbindung“? Vielleicht „Vorschickung“, „Promission“, das Versprechen?(oder Exsolution, oder Expedition?)
Wir erhalten also ein Modell mit konzentrischen Kreisen: die Religion enthält die Politik enthält die Wirtschaft enthält die Kultur enthält das Versprechen. Weiter geht es nicht. Nach meiner Theorie folgt im Welt-Feld meines Genese-Modells auf die Politik(/Choratik – Ethik von Europa) die Ökonomie(/Ökologie – Ethik von China, etc.) und auf diese die Kultur(/Natur- Ethik von Afrika). Der äußerste Ring der Religion wird weggenommen und zum Zentrum einer neuen Form von konzentrischen Kreisen. Bei der zweiten Phase wird der Ring der Politik weggenommen und um die Religion in der neuen Form gelegt, usf. . Zum Schluss haben wir nur noch die zweite Form mit der Religion im Zentrum und dem Versprechen im äußersten Ring. Es bedeutet, dass jede Abweichung von den Prinzipien des weiter innen Befindlichen fatal sein kann. Nur Satan ist die Alternative. Und diese Alternative ist keine Alternative. Die positive Zukunft steht nur fest, wenn man von den Prinzipien der Religion, der Politik, der Wirtschaft und der Kultur nicht abweicht. Dazu muss die europäische Kultur sich z.B. ganz natürlich gegen die zu ihr antagonistische Kultur des Islam behaupten. Sie nicht auslöschen, sie aber draußen halten. Usf. . Mit der Logik ist uns ein Kern der Ethik mitgegeben.
Zugegebenermaßen ist das alles sehr grob und von der Begrifflichkeit vielleicht nicht 100% genau, aber vielleicht ein Szenario(„Core“-Szenario?), das man ernst nehmen sollte. Und wenn bestimmte Menschen in der Kirche und in der Politik auf der anderen Seite stehen, dann muss es Institutionen geben, die nicht zulassen, dass ihre Entscheidungen irgendwelche Aussichten auf Erfolg haben.
P.S.(Logik des Übergangs von der Logik zur Ethik vom 24.9.2024):
Wenn man sich die Gestaltung der Phasen der Weltgesellschaft aus der Substanz der Logik der Soziogenese anschaut und das rein logisch sieht, also von den Identitäten der Phasen/Begriffe absieht, erhält man eine Art mathematisch-logisches Problem, das nur eine Lösung kennt. Also von den Identitäten der Begriffe abstrahiert:
Anfangszustand: 5 konzentrische Kreise bzw. 4 konzentrische Ringe und ein Innenkreis mit außen A, dann B, C, D und innen dann E; Endzustand genau umgekehrt: außen E, dann D, C, B und innen dann A. Wie kommt man am Einfachsten von einem zum anderen?
Ich brauche drei Zwischenstufen, die jeweils nicht aus 5, sondern drei konzentrischen Kreisen bzw. zwei konzentrischen Ringen und einem Innenkreis bestehen:
1. Zwischenstufe: nachdem B und D zum dann Mittelring von C dazugekommen sind, haben wir A noch im Außenring und E noch im Innenring
2. Zwischenstufe: nachdem A und B sowie C und E ihre Plätze getauscht haben, haben wir im Mittelring ADE, außen B und innen C
3. Zwischenstufe: nachdem A und C sowie B und E ihre Plätze getauscht haben, haben wir im Mittelring BCD, außen E und innen A
Zum Schluss müssen BCD aus dem Mittelring wieder aufgefächert werden, D einen Ring nach außen und B einen Ring nach innen wandern.
Ist das der schnellste Weg? Nicht der einzige so schnelle(2.Zwischenstufe mit Mittelring ABE oder ACE genauso schnell; alle drei Möglichkeiten ABE, ACE und ADE auf zwei Wegen; also insgesamt sechs gleich schnelle Wege). Hat das was mit Quantenphysik und Verschränkung zu tun? Eigentlich dachte ich hier etwas Anderes entdeckt zu haben, aber wenn dieser Weg der Richtige sein sollte, kaum der Rede wert. Deskriptive Kombinatorik. Die Vorgaben machen das Ergebnis. Dann wären die Vorgaben zu begründen.
Stratifikation(I)
14.10.2024
„Stratifikation“ ist sicherlich eines der soziologischen Grundphänomene. Da muss man in der Soziologie schon richtig liegen, etwas aussagen können, wenn man in der wissenschaftlichen Disziplin ernst genommen werden will. Es geht auch dem Wort nach um „Schichten“ und „Schichtbildung“ sowie auch um mögliche oder unmögliche, restringierte Mobilität zwischen Schichten. Viele Soziologen glauben es allerdings mit der Logik nicht so ernst nehmen zu müssen. Und sind so auch nicht Teil der wissenschaftlichen “Disziplin“(iertheit).
Luhmann ist durchaus ein tiefsinniger und genauer Denker. Nun muss man aber einiges bedenken, was seine Theorieanlage angeht. Die Lebensbiographie blende ich einmal aus, obwohl man auch die wohl nicht völlig ausblenden sollte. Die Forschungs- und Publikationsbiographie sollte man jedoch berücksichtigen. Er begann ein Rechtsstudium mit einem Schwerpunkt auf „Römischem Recht“. Er musste also schon früh in diesem Gebiet besser informiert gewesen sein als ich jetzt. Um so erstaunlicher ist seine Art der Anwendung von grundsätzlichen soziologischen Begriffen in Bezug auf frühe historische Phasen(Antike). Erst sehr spät in seiner wissenschaftlichen Laufbahn (hauptsächlich als Professor in Bielefeld) erfolgte seine „autopoietische“ Wende in Anlehnung an Maturana/Varela.
Wenn man schon von der Biologie ausgeht und so auch von der Zelle, also definitiv einem Segment, und wenn man auch schon davor seine Theorie auf dem Begriff der funktionalen Differenzierung aufbaute, was bekommt man dann bei so einer Theorieumstellung(-evolution?) heraus? Luhmann eine allgemeine Theorie der sozialen Systeme(1. Hauptwerk „Soziale Systeme“ von 1984). In seinem systematisch zweiten Hauptwerk von 1997 drückte er sich nicht um Aussagen zur Evolution und um die Beziehung der Differenzierungsformen zueinander herum. Dadurch wird aber erst deutlich, was fehlt und wo die Begrifflichkeiten nicht sehr ergiebig sein können. Wo auch später nicht mehr nachgebessert werden kann.
Zwei grundsätzliche Fehler von Luhmann: er entnimmt den Parsons’ schen Konstruktionen wesentliche Begriffe, ohne jedoch die zugrundeliegenden Annahmen ernstzunehmen und kommt aus der grundlegenden Entgegensetzung zwischen segmentär(„aus gleichen Teilsystemen bestehend“) und funktional(„aus unterschiedlichen Teilsystemen bestehend“) nicht heraus. Er kann den Übergang, die Bedeutung des Christentums und eines veränderten Arbeitsverständnisses nicht sehen. Er will so auch nicht eingestehen, dass vor ihm Soziologen schon im Grundverständnis weiter fortgeschritten waren als er, der doch auf der Höhe der Kybernetik argumentiert. Wenn man seine Theorie als eine Soziogenese-Theorie liest, gehören viele Theorieteile keineswegs einer „avancierten“ Konzeption an.
Besonders deutlich wird das bei seiner Auffassung von „Stratifikation“ als Differenzierungsform, die zumeist nicht ohne „Zentrum/Peripherie“-Unterscheidung nach ihm sogar im „Übergang“ von der segmentären zur funktionalen Differenzierung ein Primat innehatte. Bei ihm handelt es sich jedoch um keinen Übergang, sondern er meint die Zeit von den Hochkulturen bis ins 16./17.Jahrhundert. Dabei geht es ihm jedoch nicht um ein unbedingtes Primat. Auf dem Land soll durchaus die segmentäre Differenzierungsform tonangebend bleiben können. Als ob Stadt und Land (Zentrum und Peripherie) nicht Teil derselben Gesellschaft wären! Diese Theorie ist Teil seines zweiten systematischen Hauptwerkes, das er vier Jahre nach seiner Emeritierung vorlegte. Kann man sich so etwas nur leisten, wenn Konkurrenz in diesem Bereich in der Disziplin fehlt(oder nicht wahrgenommen wird)?
Mein konkurrierender „Stratifikations“-Begriff geht nicht davon aus, dass es sich um eine Differenzierungsform (ähnlich wie segmentär und funktional) handelt, die ein Primat zusammen mit der Unterscheidung Zentrum/Peripherie übernehmen kann. Im Gegensatz dazu gehe ich davon aus, dass „Stratifikation“ eine andere Form annimmt, je nachdem ob es sich ge- „schichtlich“ um die segmentäre, die funktionale oder die virtuelle Differenzierung handelt. Wenn man im Alltagsverständnis vereinfacht von „Geld ist Macht“ oder von „Wissen ist Macht“ spricht, meint man dann nicht auch den schichtbildenden Charakter von Geld und Wissen. Und ein Soziologe bietet dieser Erkenntnis in seiner Systemtheorie differenzierungsbegrifflich keinen Raum?
Zu unterscheiden wären also segmentäre, funktionale und virtuelle Stratifikation und Macht, Geld und Wissen besitzen stratifizierungsmäßig in allen drei Phasen unterschiedliche Qualitäten:
1. segmentäre Stratifizierung:
a. Macht (vertikale Schichtung von horizontalen Linien – einfache lineare Schichtung)
b. Geld (nur Chiasma von Prägung und Benutzung)
c. Wissen(nur zyklisch)
2. funktionale Stratifizierung
a. Macht (vertikale Schichtung von horizontalen Linien plus die diese Schichtung kreuzende horizontale Schichtung von vertikalen Linien– einfache komplexe lineare Schichtung)
b. Geld (horizontale „Schichtung“ von vertikalen Linien)
c. Wissen (parallel-distante „Schichtung“ zweier Linien)
3. virtuelle Stratifizierung
a. Macht (vertikale Schichtung von horizontalen Linien plus die diese Schichtung kreuzende horizontale Schichtung von vertikalen Linien plus die diese Schichtungen kreuzenden Diagonalen in beiden Richtungen – komplex komplexe lineare Schichtung)
b. Geld (ein Karofeld wie eine Tabelle mit jeweils von Feld zu Feld wechselnder Farbigkeit(oder nur Schwarz-Weiß))
c. Wissen(nur die sich diagonal kreuzenden Linien von 3.a.)
Was man eigentlich unter Oben-Unten-Schichtung versteht, findet man nur bei „Macht“ – nur bei der funktionalen und virtuellen Differenzierung noch durch querlaufende bzw. noch durch zusätzlich diagonal laufende Linien ihrer selbst bewusst. Sonst weiß die Schichtung ja nichts von sich und existiert „natürlich“. Das wäre grob mein Konzept von „Stratifikation“. In den folgenden Teilen werde ich das noch näher erklären bzw. noch näher auf Luhmann anhand einiger Zitate eingehen. Sich wahrheitsmäßig angreifbar zu machen gehört zur Wissenschaft dazu. Das hat er in „Die Gesellschaft der Gesellschaft“ getan. Nur so geht Wissenschaft weiter.
Die obige veranschaulichende wie auch die folgende begriffliche Charakterisierung werde ich im zweiten Teil noch näher erläutern.
1. segmentäre Stratifizierung:
a. Macht als Selbstmittel
b. Geld als Selbstopfer
c. Wissen als Selbstzweck
2. funktionale Stratifizierung
a. Macht als Mittel
b. Geld als Opfer
c. Wissen als Zweck
3. virtuelle Stratifizierung
a. Macht als Weltmittel
b. Geld als Weltopfer
c. Wissen als Weltzweck
Die Bewegung geht also von Selbst zu Welt und zwischen Mittel und Zweck befindet sich das Opfer. Fragt man sich bei Mittel und Zweck nicht, ob es dazu ein Drittes gibt? Und „Mittel“ muss doch in der Mitte stehen!? Ein Drittes vor „Mittel“ habe ich nicht gefunden. Allerdings noch etwas zwischen “Mittel“ und „Zweck“. Also eine Fünferordnung mit „Mittel“ in der Mitte. Vor dem „Mittel“ muss es begrifflich noch so etwas wie einen Tisch oder eine Schale (oder Ähnliches) geben, wo etwas geopfert oder auf dem bzw. in dem ein Opfer hinterlegt werden kann. Und davor gibt es etwas, was zufällig Fragen aufwirft, aber zugleich Deutungsantworten nahelegt. Das Gegenteil von Zweck könnte tatsächlich „Fleck“ sein: ein zufällig entstandener Fleck oder ein Blutfleck auf der Kleidung oder auf dem Boden. Man kann auch an die Menstruation der Frau denken. Das Opfer spielt – auch zur Unterscheidung von drei Phasen – in der Zeit vor der Soziogenese (bis ca. 12000 v. Chr.) eine wichtige Rolle. In dieser Zeit können Gesellschaft und Gemeinschaft noch nicht eindeutig getrennt werden. Fleck und Tisch/Schale(/etc.) gehen danach in das Symbolische ein. Das Opfer muss dann also auch rein symbolisch entrichtet werden können. Ohne ein Tier zu opfern z.B. . Deshalb reicht für uns obige Dreigliederung.
Man kann sich fragen, wie günstig die Begrifflichkeit von Luhmann ist, wenn er „segmentär“ grundsätzlich mit „aus gleichen Teilsystemen bestehend“ definiert. Auch eine Zelle, das grundlegende Segment des Lebens, besteht aus verschiedenen Teilen – und einem Zentrum sowie Übersetzungseinheiten, einer inneren Translatorik, Rezeptoren, etc. . Wenn man nur (veränderliche) Gebiete mit (auch sprachlich) verschiedenen „Völkern“, „Völkerschaften“(zusammenlebenden Menschen) abgrenzt, die im Grunde jeweils ähnliche Aufgaben zu erledigen haben, was ist daran nicht segmentär? Luhmanns „Segment“-Begriff halte ich für ein definitorisches Missverständnis. Zwar lassen sich segmentäre Gesellschaften in Familien(zusammenhänge) auf gemeinsam bewohntem Raum auflösen(immer?), doch wird dadurch noch nicht ihre Gesellschaftlichkeit erklärt. Also das, worum es Luhmann eigentlich ging.
Strukturelle Kopplung(1)
30.10.2024
Gliederung der Texte zu diesem Thema in dieser Rubrik
Strukturelle Kopplung(1): Einleitung
Strukturelle Kopplung(2): Maturana/Varela
Strukturelle Kopplung(3): Luhmann(I)
Strukturelle Kopplung(4): Luhmann(II/Ergebnis)
Strukturelle Kopplung(5): andere Autoren im Anschluss an Luhmann
Strukturelle Kopplung(6): Weiterführendes
Der Begriff, auf dem Maturana/Varela ihr Buch „Baum der Erkenntnis“ vor allem aufgebaut haben, ist „strukturelle Kopplung“. Luhmann übernimmt diesen Begriff von ihnen, bezeichnet damit aber etwas viel Spezielleres. Maturana/Varela benutzen den Begriff in vielerlei Zusammenhängen. Durch das Leben gibt es Autopoiesis und das Leben durchläuft vielerlei Anpassungen. Sie denken das bis zu den sprachlichen Interaktionen der Menschen und letztlich bis zu einer Ethik durch, in deren Mittelpunkt sie qua Biologie die Liebe stellen. Der Begriff ist von seiner Schöpfung her also ein ziemlich allgemeiner Begriff. Was befand/befindet sich nicht alles miteinander in struktureller Kopplung? Wenn etwas klappt, etwas schmeckt, etwas gefällt, bei lebenslangem, generationsübergreifendem positiv erwartbaren Feedback von bestimmter Nahrung, bestimmten Gerichten, Musikstücken, etc.? Ich kann nicht alle Verwendungen dieses Begriffs bei Maturana/Varela akzeptieren, wenn ich diesen Begriff trennscharf halten will.
Man sucht die paradigmatische Verdichtung, um den Begriff bedeutungsmäßig nicht zu sehr ausufern zu lassen. Und man hat dabei im Grunde zwei Gegner: die Begriffsschöpfer Maturana/Varela, die den Begriff zu weit fassen, und Luhmann, der ihn spezieller fasst, aber im Rahmen einer Gesellschaftstheorie dann auch wieder nicht praktikabel, zu allgemein. Nein, so geht das nicht, denkt man sich. Man kann nicht so unterschiedliche Sachverhalte unter einem dann so groben Titel wie „Strukturelle Kopplung“ fassen. Was meint man denn letztendlich?
Luhmann setzte bei Parsons an, dessen Begriff der „Interpenetration“ Ähnlichkeiten mit Luhmanns Begriff der „Strukturellen Kopplung“ hat. Bei Luhmann steht der Begriff „Interpenetration“ aber eher nicht für die Beschreibung der Beziehung zwischen sozialen Systemen, sondern v.a. für jene zwischen sozialem und psychischem System. In seinem ersten Hauptwerk „Soziale Systeme“(1984) wird der „Interpenetration“ noch ein ganzes Kapitel in einem geschlossenen Aufbau gewidmet. Später erscheint der Begriff eher nebenbei ohne anscheinend große Bedeutung für den Gesamtaufbau im systematisch zweiten Hauptwerk „Die Gesellschaft der Gesellschaft“(1997). In seinem Buch über das „Recht der Gesellschaft“(1993) erwähnt er ihn schon nur ein Mal(nach dem Register). Den Begriff „Strukturelle Kopplung“ braucht er zur Beschreibung von Beziehungen zwischen sozialen Systemen dringender. Er taucht in zwei Überschriften von zwei Unterkapiteln im Werk von 1997 auf. Luhmann kommt systemtheoretisch zuerst von Parsons her und Parsons’ Begrifflichkeit und so auch sein Begriff der „Interpenetration“ gehen über das Soziale hinaus. Wenn Luhmann jedoch eine Theorie der Gesellschaft schreiben will, … ? …, lässt er später den Begriff eher weg!
Also was ist am Reinsten oder am Stärksten „Strukturelle Kopplung“? So dass man diesen Begriff systematisch benutzen kann. Ich denke da nicht zuerst an die Anpassung an ein Milieu, denn Milieu und Organismus können sich auseinanderentwickeln, etc. . Ich denke da zuerst an die Beziehung zwischen Foetus/Embryo und der Mutter und die sie verbindende Nabelschnur. Maturana, Varela, Luhmann sind Wissenschaftlicher männlichen Geschlechts und menschliches Leben wächst nur in den Körpern des weiblichen Geschlechts heran. Hier würde also ein Geschlechtsunterschied relevant werden und bei Heterosexualität fühlen sich die beiden Geschlechter zueinander hingezogen.
In meinem Genese-Modell geht es im Feld in der Mitte der ersten Zeile um die Ontogenese des einzelnen Lebewesens/Menschens. In der ersten Phase dieses Feldes haben wir zwei Keimzellen(Spermium/Eizelle). In der zweiten den Foetus/das Embryo und in der dritten den Menschen von der Geburt bis zum Tod. Ich habe hier also einen etwas differenzierten Begriff der Ontogenese. Viele betrachten nur die letzte dritte Phase als Ontogenese und lassen die Interaktion zwischen Mutter und Foetus/Embryo während der Schwangerschaft weg. Aber was ist mehr „Strukturelle Kopplung“ als diese Beziehung? Das Baby als Astronaut im Weltall des Mutterbauches? Nun gibt es natürlich auch Fälle, wo die Schwangerschaft von den Müttern auch als mental schwierige Phase erlebt wird und nicht alle Mütter lieben das(/die) Neugeborene(/n) auf die gleiche selbstverständliche Weise. Aber wenn wir auch wie Maturana/Varela (am Ende) Biologie=Liebe setzen, dann betrachten wir (k)einen Idealzustand. Die Idealität und die Realität sind in der Idee versöhnt, und wenn es sich nur um ein Ideal handeln würde, dann gäbe es keine Menschen. Kein Denken, keine Inspiration.
Aber handelt es sich bei der Schwangerschaft nicht eher um eine frukturelle Kopplung? Die Beziehung der Frau zu der Frucht ihres Leibes? Wo ist die Struktur? Die Struktur ist so abstrakt wie das noch nicht geborene Leben, der Mensch ohne Bewusstsein, sogar noch ohne Sichtbarkeit, der noch verborgene Mensch. Wenn man den Begriff „Strukturelle Kopplung“ hört, denkt man zuerst an einen technischen Begriff. Als ob man eine mächtige Technik oder Luhmann ein mächtiges Programm, eine mächtige Theorietechnik anwenden würde. Aber man fühlt sich unwohl, wenn dieser Begriff auf etwas Lebendiges, Emotionales oder Geistiges angewendet wird. Als ob ein neues Grundverständnis auf etwas, was mit viel Anstrengung, Blut und Schweiß errungen worden ist, aufoktroyiert wird. Mit dem Begriff „frukturelle Kopplung“ fühlt man sich zuerst auch nicht wohler, da in ihm etwas Leibliches und etwas Technisches vermischt scheint. Als ob man bei den Borg angekommen wäre.
Es geht wohl darum, dass man einen anspruchsvollen Begriff der „Strukturellen Kopplung“ braucht. Wenn wir als die Grundsituation die Schwangerschaft nehmen, dann reicht das nicht aus, obwohl diese Zeit für viele Lebensdispositive natürlich durchaus prägend ist und wenn es sich nicht um Leihmutterschaft oder Ähnliches handelt, sind wir genetisch so ca. fast zur Hälfte mit unserer Mutter identisch. Wenn auch in anderen Konfigurationen. Für einen anspruchsvollen Begriff schlage ich eine Analogisierung der mittleren Phasen der Phylogenese(Logik) vor, sodass er auch auf das Verhältnis zwischen Tier und Pflanze im ersten Feld und auf soziale Tauschverhältnisse im dritten Feld der ersten Zeile des Genese-Schemas anwendbar ist. Nun muss man bei der Begriffs-Bildung auf die Sinnhaftigkeit im Verhältnis zu anderen Begriffen achten und wenn man keinen Gegensatz oder eine Einordnung in eine logische Dreier- oder telische Fünferordnung findet, sollte man vorsichtig sein.
Gibt es einen Gegensatz zur „strukturellen Kopplung“? Auch Kopplung stammt ursprünglich aus dem Lateinischen. So wie Dopplung. Und der Gegensatz zu „Struktur“ ist auch bei mir „Prozess“. Bei einer strukturellen Kopplung gibt es eine gegenseitige Bindung über eine passende Struktur bei den Einheiten, die verbunden werden. Also zum Beispiel über eine genetisch bestimmte, wechselseitig spezifizierte Struktur. Bei einer Dopplung kann es die gegenseitige Passung nicht geben, da wir zwei Mal die gleiche Einheit hätten. Tatsächlich scheint die Prozessuale Doppelung das Komplementäre zur Strukturellen Koppelung zu sein.
Genese-Schema:
1.Zeile/1.Spalte: die Phylogenese der Phylogenese/die Entwicklung von den Einzellern bis zum Menschen; 2.Feld(2.Zeile)darin: Tiere und Pflanzen existieren, aber erst die Vorformen des Menschen;
die Prozessuale Dopplung hier, die uns als Säugetiere natürlich immer noch betrifft: wir bekommen von den Pflanzen Sauerstoff, den wir zum Leben brauchen und die Pflanzen lehnen unseren Kohlendioxid als Resultat unserer Atmung nicht ab(so nett sind sie, wenn nicht überfordert); bei der prozessualen Dopplung geht es immer um eine Gabe und eine Gegengabe gleichen Wertes;
die Strukturelle Kopplung hier: das Tier beißt in eine Frucht, die ihm schmeckt, und verteilt so auch den Samen der Frucht durch seine Ausscheidungen, in denen der Samen gut gedeiht; hier geht es also um einen direkten Nutzen, den die Tiere direkt suchen, um eine Abstimmung im Jetzt
1.Zeile/2.Spalte(Ontogenese der Phylogenese)/2.Feld(2.Zeile): die schon erwähnte Schwangerschaft; die foetale/embryonale Phase ist die funktionale Phase der Ontogenese des einzelnen säugetierischen Lebewesens(Ernst Haeckel ist der Name des Wissenschaftlers, dessen Forschungen hiermit assoziiert werden; irgendwo muss man es ja herhaben; zumindest vom Ansatz oder den Begriffen her);
die Prozessuale Dopplung hier: Zufuhr von Nahrung,etc. (Gabe)/Wachstum des Foetus/Embryos; Geburt als Ende der direkten körperlichen Einheit(Gegengabe)
die Strukturelle Kopplung hier: Verbindungen zur Mutter durch die Nabelschnur, etc.
1.Zeile/3.Spalte(Soziogenese der Phylogenese)/2.Feld(2.Zeile): in meiner Arbeit von 1997/1998 über die funktionale Differenzierung beschreibe ich die Tauschphasen und somit die prozessuale Dopplung: es gibt Gabe und Gegengabe; in der modernen, monetären Wirtschaft bedeutet das: Geld gegen Ware; die Ware, die man braucht, das Ding, das einem nützt, ist ein Fall von „Struktureller Kopplung“; Verkauf/Handel ist (zumindest auf einer Ebene) ein Fall von prozessualer Dopplung(Verkauf/Einkauf); der Handel lebt davon, dass er zielgenau und nicht zu teuer den Menschen oder Unternehmen die Waren bringt/erhältlich macht, die sie brauchen
Die analoge Anwendung dieser beiden Begriffe über die 1.Zeile des Genese-Schemas(Phylogenese) hinweg(jeweils auf die 2.Phase bezogen), besitzt einige Erklärungskraft. So dass man vielleicht auf dem Weg zu einem anspruchsvollen Begriff der „Strukturellen Kopplung“ wäre. Hier wäre dann vielleicht auch ein Übergang zu einer anspruchsvolleren „Erfolgs“-Medien-Theorie als bei Parsons und Luhmann zu finden.
Nun ist der Begriff der „Strukturellen Kopplung“ nicht der einzige Begriff, den Luhmann von Maturana/Varela übernimmt. Bei Maturana/Varela ziemlich dominant, ist er bei Luhmann eher ein Nachtschattengewächs gegenüber den Tageslichtgewächsen der „Autopoiese“ und der „operativen Geschlossenheit“ in seiner Theorie, in der die Kommunikation das Letztelement der sozialen Systeme ist. Auch diese anderen beiden Grundbegriffe bei sowohl Maturana/Varela als auch Luhmann wären im Verhältnis zum oben im Genese-Schema verorteten Begriff der „Strukturellen Kopplung“ näher zu untersuchen. Die operative(/operationale?) Geschlossenheit muss sich schon auf der segmentären Ebene finden. Was wäre dann „Autopoiese“ wirklich(oder letztendlich)? Gedanken erzeugen Gedanken? Descartes usf. ? Also wenn man den Begriff ernst nimmt, erst beim Menschen relevant?! Das wäre dann natürlich anders (oder genauer?) als bei Maturana/Varela. Und wie anders als bei Luhmann?
Für mich ist der Begriff der „Strukturellen Kopplung“ auch in anderer Hinsicht interessant und auch deshalb muss er genau definiert werden. In meiner „Sozio-Ontologie“ habe ich den Institutionalisierungs-Begriff eliminiert, der für Berger/Luckmann noch zentral für ihre Theorie der gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit war. Irgendwann muss man sich ihm aber stellen und so auch der Institutionalisierungs-“Theorie“(oder -Auffassung) von Gehlen. Diese Zeit wäre dann in der Auseinandersetzung mit dem Begriff der „Strukturellen Kopplung“ gekommen. Der Mensch als Mängelwesen, als das Säugetier mit Bewusstsein. Zur Gestaltung seiner Umwelt kulturfähig. Dann hat man wieder zwei Lager gegen sich: dieses Mal nicht die von Luhmann und Maturana/Varela, sondern die von Luhmann(inkl. dem der Phänomenologie vor und nach Luhmann?) und Gehlen(inkl. dem der Kultur- oder Philosophischen Anthropologie vor und nach Gehlen?). Gegenüber beiden sind eindeutige Standpunkte vielleicht über einen eigenen Begriff der „Strukturalen Kopplung“ zu beziehen. Bei einer Gegeneinanderstellung von Gehlenscher und Luhmannscher Begrifflichkeit geht es auch darum, wie viel Verständnis man über sie transportieren kann, durch sie transportiert werden kann.
Es ist also nicht ganz einfach, wenn man die verschiedenen Lager ernst nimmt. Dieser erste Text führt also nur das Problem vor Augen und liefert eine erste Positionierung. Diese müsste ich nun entfalten und den Begriff in seinen Abgrenzungen deutlich machen. Im zweiten Text setze ich dann erst einmal bei den Urhebern an. In welchen Zusammenhängen sie den Begriff verwenden. Das Buch „Baum der Erkenntnis“ von Maturana/Varela werden viele Soziologen nur als populärwissenschaftlich abklassifizieren, obwohl es natürlich sehr gut geschrieben ist. Man kann es empfehlen, um zu sehen, auf welcher Höhe die Wissenschaft Ende der 1970er Jahre/Anfang der 1980er so war. Es gab viele wissenschaftliche Fortschritte seitdem. Aber wie groß sind die verständnismäßigen, systematischen Fortschritte seit dem wirklich?? Fast 4 ½ Dekaden her! Ich nehme Maturana/Varela wohl ernster als die meisten Luhmannianer, die die soziologische Erkenntnis nicht so gerne der biologischen Erkenntnis opfern wollen. Wie ich schon woanders behauptet hatte, könnte die biologische Erkenntnis auch zum Verständnis der Prozesse der Logik (im Menschen!) ausreichen. Das Leben muss der Logik genügen und die Liebe muss darüber hinausgehen.
Insofern ich in diesem Text noch nicht der genauen Anwendung der Begriffe bei Maturana/Varela und Luhmann Rechnung getragen habe, versuche ich das in den nächsten Texten zu dem Begriff der „Strukturellen Kopplung“ zu korrigieren. Es ist ja nur fürs Internet. Nicht für den Druck. Eher eruierend und noch nicht abschließend. Im nächsten Text geht es vor allem um die Verwendung dieses Begriffs bei Maturana/Varela.
Strukturelle Kopplung II: Maturana/Varela
27.11.2024
Natürlich kann man über das Buch „Baum der Erkenntnis“ von Maturana/Varela rational schreiben, seine Schwächen und Stärken analysieren, aber warum sollte man darüber schreiben? Warum nicht einfach Fragen stellen und ein paar Abgrenzungen vorgeben? Gelöst habe ich schon viel. Vielleicht geht es auch etwas um die Weisheit des Schreibenden, um „Philosophie“. Wer die Weisheit liebt, behält sie für sich(„?“).
a. Die erste Vorgabe liefert mein Genese-Schema. Über die Phylogenese(Logik) geht das Buch begrifflich nur wage hinaus. Poiese bedeutet hier Herstellung von Bestand-Teilen. Aber wenn sie von dem Hervorbringen einer Welt sprechen, kann man schon ahnen, dass es noch etwas hinter dem Horizont gibt. Allerdings bringen hier eher die Sinne eine Welt hervor.
Wie ich schon im ersten Text über die „Strukturelle Kopplung“ angedeutet habe, kann man erst ab dem Menschen, also der dritten Phase der Phylogenese der Phylogenese von Autopoiese sprechen. Gibt es also in der Phylogenese(Logik) noch weitere Poiesen? Diese Frage möchte ich mit ja beantworten. Und man geht so zwar begrifflich, aber nicht inhaltlich über den Untersuchungsgegenstand der Genese hinaus(jedoch schon über die Phylogenese(Logik)).
Also es gibt neun Poiesen hier. Die erste und dritte Phase zu jedem Feld sind in gewissem Sinne gegensätzlich und dazwischen gibt es noch jeweils eine Mitte. Für die Mitte der Phylogenese der Phylogenese kann man wieder bei Maturana/Valera ansetzen. Das Buch hat auch seine Längen und didaktische Kontraste. Teilweise ist es aber begrifflich außerordentlich genau(manchmal auch nicht).
Also das Buch dreht sich hauptsächlich um das „Selbst“-Feld(Phylogenese der Phylogenese) der Phylogenese(Logik). Sie haben versucht, diesbezüglich systematische Fortschritte zu erzielen. Probleme ergeben sich vor allem daraus, dass sie eine Theorie des Beobachters in eine Theorie der Phylogenese packen. Man braucht den Gegensatz. Aber für das „Leben“ selber und die Phasen der Ontogenese sind sie keine Experten; aber sie sehen worum es geht: es muss am Anfang wieder die einzelne Zelle geben. Das sehen sie sehr genau und daher gibt es auch eine systematische Nähe zwischen meiner und ihrer Theorie. Auch ohne ein Biologe zu sein, bin ich systematisch 1997/1998 sehr viel näher an der Realität gewesen. Ich besaß eine ähnliche Feinfühligkeit in der Begriffsgebung. Wenn der Beobachter aus dem Selbst-Feld ins Lebens-Feld schaut, hat er doch wieder etwas Anderes vor sich als sich selbst.
Für das Lebens-Feld(Ontogenese der Phylogenese) der Phylogenese(Logik) ziehe ich aber einen anderen Autor vor, der mir in seinen Abgrenzungen durchaus sympathisch ist, weil die Abgrenzungen mir vernünftig erscheinen. Es gibt auch klare begriffliche Anknüpfungspunkte. Ich meine das Buch „Der symbolische Tausch und der Tod“ von Jean Baudrillard. Zwar ist es für eine Konstituierung einer eigenen Philosophie nicht gehaltvoll genug. Es geht eher um eine Verarbeitung von philosophisch-wissenschaftlichen Hypotheken, um das Loswerden von Ballast (ohne Bücherverbrennungen). Also schon eine Arbeit(für die sich Nazis zu schade sind). Wenn ich in einem anderen Text davon sprach, Baudrillard zu vergessen, so knüpfe ich dabei an der Aufforderung von Baudrillard an: „Vergesst Foucault!“. Ich verstehe, worum es geht. Aber ohne das „Vergessen“ kann man Baudrillard auch nicht verstehen. Vergesst den Prozess, vergesst die Struktur und vergesst auch das Vergessen! Abgrenzungen gegenüber Freud(Psychoanalyse), Marx(„Ökonomie“) und am wenigsten gegenüber Saussure(Linguistik). Wenn man so radikal (revolutionär) handelt wie Baudrillard schrieb(„Gib der Herrschaft den Tod zurück!“), dann hätte das Auswirkungen(„!“). Zur Bestimmung der Poiesen des „Lebens“-Feldes des Genese-Schemas kenne ich kein besseres Buch.
Zur Bestimmung der Poiesen des Zeit-Feldes(Soziogenese der Phylogenese) wäre das geeigneteste Buch m.E. „Soziale Systeme“ von Niklas Luhmann. Und zwar bezüglich seines Sinn-Begriffs. Aber schon das Genese-Schema selber liefert hier schon alle Begriffe(jetzt habe ich mich doch verraten). Es ist bei Luhmann ähnlich wie bei Maturana/Varela. Allerdings ist die Spannweite des Gegensatzes bezüglich des Zeitfeldes größer und konkreter als beim Selbst-Feld. Wie sich von selbst versteht. Hier beziehe ich mich insbesondere auf die Sinndimensionen bei Luhmann(Sachdimension: innen und außen; Zeitdimension: vorher und nachher; Sozialdimension: Alter und Ego,(alterego)). Bei Luhmann gibt es aber ein kleines Problem: das produktive Missverständnis. Bei der Begriffsfindung könnte Lyotard vielleicht helfen. Aber Lyotard lässt sich die Hilfe zu teuer bezahlen. Man schleppt besser selber die Waren nach Hause.
b. Als zweite Vorgabe betrachten wir den Begriff der strukturellen Kopplung rein den Worten nach, nachdem wir die strukturelle Kopplung und die prozessuale Dopplung jeweils im Mittelfeld der Felder der Phylogenese(Logik)-Zeile verortet hatten. Hier geht es also begriffsmäßig um etwas, was direkt mit den Poiesen zu tun haben muss. Lyotard verwirrte mit seinem „post-“ Begriff. Nach meiner Verwendung ergibt das „pre“ und „post“ nur bezüglich der mittleren Phase Sinn, weil sie über sich hinausweist, alles schon im Blick hat. Es gibt aber kein „Post-“ der Logik, das auf eine Ethik zielt. Es gibt also etwas vor und nach der strukturellen Kopplung/prozessualen Dopplung. Das „Pre“ der strukturellen Kopplung/prozessualen Dopplung ist noch nicht ganz strukturelle Kopplung/prozessuale Dopplung und das „Post“ der strukturellen Kopplung/prozessualen Dopplung ist strukturelle Kopplung/prozessuale Dopplung in gewissem Sinne, also z.B. „Faszination“(nach Benn) als eine spezielle Form von struktureller Kopplung. Das Interessante dabei: fast in Saussurescher/Baudrillardscher Weise reichen uns diese vier Worte als Ansatz. Und: es gibt jeweils eine richtige und eine falsche „Version“!
Noch mehr muss ich in dieser Rubrik nicht zu diesem Thema schreiben. Man kann hier natürlich noch sehr genau sein. Das Buch „Baum der Erkenntnis“ liefert auch begrifflich(z.B. „Perturbation“) noch mehr Ansatzpunkte. Schon der Buchtitel verweist bildlich auf einen Grundsachverhalt, der am Anfang jeder soziologischen Theoriebildung stehen kann. Der nächste Text beschäftigt sich dann mit den überschaubareren Ansätzen von Luhmann zur „strukturellen Kopplung“.
Strukturelle Kopplung IIIa: Luhmannn(1a)
11.12.2024
Der Begriff „strukturelle Kopplung“ taucht im zweiten systematischen Hauptwerk „Die Gesellschaft der Gesellschaft“ von 1997 in den Titeln von zwei Unterkapiteln auf. Im sechsten Unterkapitel „Operative Schließung und strukturelle Kopplungen“ des ersten Kapitels „Gesellschaft als soziales System“ ersetzt er konzeptuell das, was früher bei Luhmann „Interpenetration“ hieß. Es geht hier um die Beziehung zwischen Systemen anderer Art: zwischen rein biologischen, Bewusstseinssystemen und sozialen Systemen. Luhmann benutzte am Anfang des Kapitels „Interpenetration“ in seinem Buch „Soziale Systeme“ den Begriff „Mensch“ für ein sowohl psychisches als auch organisches System. Für soziale Systeme würde der Mensch eine „besondere Umwelt“ darstellen(„Soziale Systeme“, S. 286). Der Begriff „Interpenetration“ taucht dagegen in „Die Gesellschaft der Gesellschaft“ nur am Rande erlässlich auf. Er hätte dafür taugen können, Phänomene im Bereich der „Kultur“ zu beschreiben. Aber „Kultur“ ist das heiße Eisen von Luhmann. Man will sich nicht erinnert fühlen an Sätze wie: „Wenn ich Kultur höre … entsichere ich meinen Browning!„?. Sein drittes „systematisches“ Hauptwerk kümmert sich um die Beschreibung der Logiken von „funktional differenzierten Systemen“ in verschiedenen Büchern über „Wissenschaft“, „Recht“ und „Kunst“(jeweils „… der Gesellschaft“), utsf.(„und tendenziell so fort“). Dass es dabei vielleicht auch um fortgeschrittene Stadien und somit auch um Kultur geht, muss bei ihm keine Erwähnung finden. Das, was hinter dem Horizont liegt, als verbannter „Sinn“. Die Beziehung von Luhmann zur Spontaneität weist Ähnlichkeiten zu seiner Beziehung zur Kultur auf. „Paradoxie“ ist kein Weg, so etwas in den „Griff“ zu bekommen.
Dabei sollen es Bewusstseinssysteme und soziale Systeme mit dem gleichen Medium zu tun haben: Sinn. Als strukturelle Kopplungen zwischen Bewusstseinssystemen und Sozialen Systemen werden die Sprache und Schemata genannt. Schemata sind praktisch Sprache plus Logik (oder konkrete Ausdruckslogik, logische Verhältnisse zwischen sprachlichen Ausdrücken bzw. semantischen Bereichen). Nach Luhmann selber: er meint „Sinnkombinationen, die der Gesellschaft und den psychischen Systemen dazu dienen, ein Gedächtnis zu bilden, das fast alle eigenen Operationen vergessen, aber einiges in schematisierter Form doch behalten und wiederverwenden kann“(„Die Gesellschaft der Gesellschaft“, S. 111). Also Luhmann hebt in diesem Kapitel hauptsächlich auf die Sprache als vermittelnder Instanz zwischen Bewusstsein und Gesellschaft ab. Er spricht hier von „Struktureller Kopplung“. Im vierten Kapitel „Differenzierung“ gibt es das neunte Unterkapitel „Autonomie und strukturelle Kopplung“. Hier geht es aber um die strukturellen Kopplungen als Beziehungen zwischen verschiedenen sozialen Systemen. Um dieses Thema wird es erst im nächsten Artikel gehen. Man bemerke: zuerst Sprache und im Titel des Unterkapitels der Plural und dann verschiedene strukturelle Kopplungen und im Titel des Unterkapitels der Singular.
Wenn man von der Bedeutung der Themen für eine Sozialtheorie ausgeht, kann man nicht davon sprechen, dass die gewählte Begrifflichkeit hier überaus erhellend wäre. Aber gehen wir dem im Einzelnen nach. Zuerst bezüglich des früheren Unterkapitels. In meinem Genese-Schema lautet die Gesamt-Reihenfolge: Selbst-Leben-Zeit-Welt-Wert-Werk-Feld-Sinn-Raum. Das Soziale im engeren Sinne beginnt mit der zusammen verbrachten, erlebten, geplanten „Zeit“. Dann geht es damit weiter, dass wir in einer Welt leben. Zumindest materiell, wenn man aus dieser Materie nicht das Spirituelle ableitet. Teilen wir dann gemeinsame Werte, achten das erbrachte Werk des Anderen? Die vier Felder, die hier direkt interessieren, sind das „Selbst“(also die phylogenetische Entwicklung bis zum Menschen und seiner Bestimmtheit durch das Genom), das „Leben“ von der Zeugung bzw. der befruchteten Eizelle bis zum Tod, die gesellschaftlich bedeutsame „Zeit“ sowie die „Welt“, in der Ereignisse geschehen, die für mehr als ein Individuum von Interesse sind (alle?). Die strukturellen Kopplungen von Luhmann soll es zwischen den Feldern Gehirn(also dem biologischen Substrat), dem Bewusstsein(wo gedacht wird) und dem sozialen System(das aus Kommunikationen besteht) geben. Sprache ist nach ihm die grundlegende strukturelle Koppelung zwischen Bewusstseinssystem und sozialem System.
Für mich gibt es zwei wesentliche Fragen schon jetzt. Wo befindet sich das Bewusstseinssystem im Genese-Schema: im „Selbst“-Feld? Denn die dritte Phase in der Phylogenese der Phylogenese zeichnet sich durch den Menschen, das Säugetier mit Bewusstsein aus! Oder im „Lebens“-Feld? Denn der Mensch nach seiner Geburt wird sich und seiner Umwelt bewusst, entwickelt ein Bewusstsein von sich und der Welt. Nur sind hier auch schon andere Menschen an dem Zustandekommen des neuen Menschenlebens beteiligt. Zeugung erfolgt normalerweise durch die Kopulation von Mann und Weib und die Mutter trägt das Kind aus. Aber in der Reihenfolge der Ontogenese des einzelnen menschlichen Lebewesens entwickelt sich das Bewusstsein erst nach der Geburt und erst als Erwachsener wird man in die Gesellschaft der vollständig bewusst Handelnden aufgenommen(die Gesellschaft hat dafür Regelungsmechanismen; Strafmündigkeit, etc. ). So ist es ungefähr die Regel. Den Menschen zu einem selbstbestimmten Wesen in der Gesellschaft zu erziehen, ist ein Ziel der Aufklärung. Also geht es auch wieder um die dritte Phase des „Zeit“-Feldes. Hier geht es um ein sich selbst bewusstes Individuum in der Gesellschaft, das bewusst in der Gesellschaft eingedenk seiner Position und Interessen handelt. Im „Zeit“-Feld geht es immer schon um Gesellschaft, von der segmentär differenzierten Gesellschaft bis zur virtuell differenzierten Gesellschaft.
Wenn es in der dritten Phase der ersten Zeile(Phylogenese/Logik) des Genese-Schemas schon um Bewusstsein geht, wo sind dann die strukturellen Kopplungen zwischen Zentral-Nervensystem und Bewusstseinssystem und zwischen Bewusstseinssystem und sozialem System(und auch zwischen Zentral-Nervensystem und Sozialem System)? In meinem Text über die Grenzen des Genese-Schemas setzte ich die „Imagination“ zwischen das „Selbst“- und das „Lebens“-Feld und das „Symbolische“ zwischen das „Lebens“- und das „Zeit“-Feld. Ich folgte hier der Begrifflichkeit der Borromäischen Ringe von Lacan, wendete sie aber eher hierarchisch auf das Genese-Schema an. Und zwar anhand der semitischen Gottesvorstellungen und darüberhinaus. Das Symbolische folgt auf das Imaginäre und das Wirkliche auf das Symbolische. Wobei das Wirkliche schon eine horizontale Grenze zwischen der Phylogenese(Logik) und der Ontogenese(Ethik) ist. Das „Imaginäre“ und das „Symbolische“ sind vertikale Grenzen innerhalb der „Phylogenese“(Logik). Es gibt keine semitische Gottesvorstellung, die an Jesus heranreicht, nur eine in Jesus, „vom Vater, dem Sohn und dem heiligen Geist“. Also die Begriffe habe ich am ehesten von Lacan. Ich habe nicht wenige Texte oder Vorlesungen von Lacan durchgearbeitet. Deshalb kann ich es nicht verleugnen, dass ich diese Begriffe von Lacan hätte. Doch wende ich sie anders an.
Es schließt sich aus, dass die „strukturelle Kopplung“ zwischen Bewusstseinssystem und sozialem System die Sprache ist und dass sich zwischen dem ontischen „Lebens“-Feld und dem sozialem „Zeit“-Feld das Symbolische befindet. Das ist etwas Anderes. Die Sprache verorte ich auch anders: „Sprache“ stellt die segmentäre Reproduktionsform der Gesellschaft dar. Sie setzt das Symbolische voraus, aber kann nicht nur symbolisch sein. Die komplementäre segmentäre Differenzierungsform ist der „Wille“. Zur segmentären Integrationsform gehören (wiederum komplementär zueinander) sowohl „Stimme“ als auch „Rede“. Das sind alte Theorien von mir. Etabliert nur in dem Sinne, das sie zum Grundstock der Entwicklung von anderen Theorien von mir getaugt hatten. Damit wäre schon eine Abgrenzung des „Sprache“-Begriffs und eine Anküpfung an Lacansche Begrifflichkeit verfügbar. Wo es eine geteilte und gemeinsam benutzte „Sprache“ gibt, da gibt es auch schon Gesellschaft. Wo sie eine Abgrenzung gegenüber anderen Populationen darstellt, gibt es segmentär differenzierte Gesellschaften, die sich durch ihre Sprachen unterscheiden. „Sprache“ setzt „Entsprechung“ voraus und stellt eine jeweils aktuelle Vollständigkeit der Ausdrücke/Worte im Verhältnis zum Ausdrückbaren zur Verfügung. Wie viel Sprache und Gehirnbiologie miteinander zu tun haben, kann man an den durch Sprache aktivierten Gehirnarealen ablesen. Der Stolz des Soziologen ist es, dass er direkt keine Messung von Erregungszonen des Gehirns benötigt. Aber wenn es sie gibt, kann er sie auch nicht völlig unberücksichtigt lassen. Insofern einigermaßen valide, muss er sich gegenüber ihnen als wissenschaftlichen Aussagen und auch wissenschaftlichen Artefakten verhalten. Wer war zuerst da, die Henne oder das Ei? Nein, es war der Hahn(?). Das wird man sehen. Wenn das Symbolische dem Imaginären angepasst ist, dann stellt das keine besondere Überraschung dar, wenn der Fortgang im Genese-Schema von links nach rechts erfolgt.
Was ich allerdings noch nicht explizit in Texten angesprochen hatte, sind die Ränder des Genese- Schemas nach oben hin. Wie man die Felder der „Phylogenese“(Logik) analogisch behandelt, habe ich veranschaulicht. Schon bei Ernst Häckel gibt es hierzu Ansätze/Theorien. Die Meiose habe ich in meiner Arbeit von 1997/1998 behandelt. Im Grunde war es eine Arbeit des Jahres 1997. Bevor es zur Kopulation und dem Eindringen des Spermiums in die Eizelle kommen kann, gibt es die meiotische Zellteilung(gab es auch schon vorher). Der Fortschritt der Felder in der Zeile des Genese-Schemas ist nicht der Fortschritt des Individuums. Oder doch? Wo ist das Geschlecht in diesem Schema? Lacan oder Nancy?? Wenn das Paradoxe gewinnt, gewinnt wer? Immer das Weib?Also wenn wir in der ersten Spalte der ersten Zeile in der ersten Phase eine Zelle haben, in der zweiten Spalte zwei Zellen, aus der die befruchtete Eizelle resultiert, dann im dritten Feld drei Zellen? Aus denen was resultiert? Oder drei Arten von Bewusstsein, auf deren Allianz Gott seine Partnerschaft mit den Menschen aufbaut(„Jahweh“?)? Geht es hier um Mathesen? Was wäre denn die symbolische Dreihaftigkeit vor Jesus? Vater, Mutter, Kind? Oder die Voraussetzung für Gesellschaftlichkeit nach der Soziologischen Theorie: Mikro, Meso, Makro? Gab es so etwas schon vor Augustus’ differenzierter Aufstellung der Laren? Abstrakt, konkret? Fragen.
Nun hängen bestimmte Theorien miteinander zusammen: eine Theorie der Imagination mit einer Theorie der Fiktion. Eine Theorie der Fiktion berücksichtigt die Imagination, weil die Fiktion das ist, was die Grenze der Imagination zwischen Selbst-Feld und Lebens-Feld vom Selbst-Feld aus überschreitet. Ein Theorie der Funktion berücksichtigt das Symbolische, weil die Funktion das ist, was die Grenze des Symbolischen zwischen Lebens-Feld und Zeit-Feld vom Lebens-Feld aus überschreitet. Und vom Zeit-Feld zum Welt-Feld muss die Grenze des Realen überschritten werden und dafür braucht man eine Theorie der Faktion.
Aber wie geht das? Sie grenzen gar nicht aneinander an? Nur die Phylogenese(Logik) und die Ontogenese(Ethik) insgesamt grenzen aneinander. Mit einer Faktion kommt man wohl kaum aus. Zu unterscheiden wäre die Faktion, die die Grenze zwischen der Soziogenese der Phylogenese und dem angrenzenden Poiese-Feld, also die Grenze zwischen der Genese und Poiese im der Genese übergeordneten „Schema“(?) überschreitet(universale Faktion). Neben der Genese(Mensch) liegt rechts die Poiese(Wort). Dann gibt es obige Faktion, die die Grenze zwischen der Phylogenese(Logik) und der Ontogenese(Ethik) überschreitet(totalitäre Faktion) und dann die Faktion, die vom linken Rand aus in die „Welt“ führt(partikuläre Faktion). Praktisch aus dem Nichts die Grenze zur Welt überschreitet. Transzendenz? Für uns ist hier nur die totalitäre Faktion wichtig. Die die Grenze des Wirklichen überschreitet. Inwieweit die universelle Faktion und die partikuläre Faktion für sich überhaupt Faktionen sind, wäre woanders zu erörtern. Warum kommt man nicht ohne bestimmte Wörter aus? Man könnte den Sachverhalt ja auch umschreiben(?). Warum gibt es bestimmte Menschheiten? Warum reichen nicht Grenzen? Die Tat vor dem Wort. Die Welt nach der Tat. Eine Theorie des Beobachters müsste z.B. das Symbolische auf das Diabolische beziehen. Eine Unterscheidung, die ich auch zuerst durch Luhmann kennengelernt habe. Das Diabolische im Genese-Schema ist aber nicht das Teuflische der bösen Taten, sondern das Gute, das wir noch nicht sind. Kann der Begriff der „Beobachtung“ ohne diese Tatsache Sinn machen? Wir Menschen des Jetztseins stehen an einer Schwelle, wo wir vielleicht ahnen, was es bedeutet, zur Hälfte gut sein zu können. Für die andere Hälfte gibt es immer noch den Teufel, der uns versucht und uns vom Weg abbringen will. Bevor wir es vielleicht „geschafft“ haben, für zumindest 2/3 gut zu sein, werden noch Jahrhunderte vergehen.
Wo liegt denn jetzt überhaupt das Bewusstseins-System und wie kann von einer strukturellen Kopplung zwischen diesem und dem sozialen System gesprochen werden? Sind Systeme in den verschiedenen Feldern überhaupt vergleichbar, sodass ein Beobachter von einer Kopplung zwischen ihnen sprechen kann. Gibt es gleiche Maßstäbe? Transponierbare Muster? Gibt es ein Davor und Dahinter? Gibt es für jedes System nicht im Feld selber so viele Interaktionen, dass man die feldübergreifenden Interaktionen nicht ohne diese feldinternen Interaktionen verstehen kann? Betrachten wir das Selbst-Feld:
1. Phase: (grob) Einzeller//Zytische Systeme
2. Phase: (grob) Tiere/Pflanzen//Physische Systeme
3. Phase: (grob) Menschen//Psychische Systeme
Psychische Systeme sind aus physischen Systemen zusammengesetzt, die aus zytischen Systemen zusammengesetzt sind. Es gibt hier also ein Systematisches, das sich auf das Zusammengesetztsein aus den kleineren Einheiten bezieht. Das ist der Phylogenese/Werdens-Gesichtspunkt. Zugleich gibt es aber auch den Phylogenese/Logik-Aspekt. Das Psychische System sitzt nicht nur im Gehirn, ist nicht nur Steuerung von ihm aus. Natürlich kommen auch Impulse von anderen Körperregionen zu ihm. Und das Zusammenlaufen und Verarbeiten von Impulsen verläuft nicht ohne Erregungssteuerung in den Gehirnregionen ab. Eine Anthropologie hebt hier immer auf Vollständigkeit ab. Luhmann setzt selber Bewusstseinssysteme mit Individuen gleich. Psyche bedeutet aber eher Seele. Ein Mensch ist ein Wesen mit einer Seele. Ist ein Individuum?
Wenn Sprache die segmentäre Reproduktionsform der Gesellschaft ist, Tausch die funktionale und der Weg die virtuelle, dann kommt man dem Luhmannschen Begriff von struktureller Kopplung vielleicht auf die Spur, wenn man Luhmanns Schreiben selbst als selbstreferentiell begreift: er benutzt die Sprache, er verwendet Schemata(tauscht somit altes Inadäquates gegen bessere Erklärungsmuster aus) und der Weg ist die Art, sich den Problemen zu nähern und sich kontinuierlich einem Ziel zu nähern. Es geht hier also um die Struktur des Textes. Zuerst gibt es das Reservoir der Sprache, dann das Nutzung von Erklärungen und zuletzt das Schreiben. Damit hätten wir einen Aufbau von Struktur, der sich vom Segmentären bis zum Virtuellen entwickelt. Text und Inhalt. Aber wo ist die Kopplung bzw. die strukturelle Kopplung zwischen dem sozialen System und dem psychischen System? Das soziale System finden wir darin wieder, dass Luhmann sich mit seinen Texten an Andere wendet. Es gibt also Alter und Ego, Luhmannn, den Schreiber, Professor der Soziologie, einen der modernsten Vertreter der soziologischen Systemtheorie und seine Leser, Studenten, Kollegen, Professoren und Intellektuelle, die andere Herangehensweisen haben.
Luhmann nennt als wesentliche Operationsweise des Bewusstseinssystems die Wahrnehmung. Aber Wahrnehmung im konkreten Sinne, das ist schon Leben. Während des Schreibens nimmt man wahr: die Katze huscht über die Tastatur; es ist warm; man hat Hunger; man ist müde und die Buchstaben verschwimmen vor dem Auge. Und man muss sich konzentrieren. Also hier haben wir die Kopplung zwischen einem sensuellen System und einem sozialen System. Die äußeren Verhältnisse des Schreibens und der Wunsch, den Text zu Ende zu bekommen, sodass man das ausdrückt, was man will und der Text von den Lesern auch verstanden wird. Man benutzt vielleicht einen Computer, den man auch hierfür gekauft hat, etc . .Das psychische System stiftet dafür Aufmerksamkeitsressourcen. Man hat sich durch Schlaf regeneriert, sich durch Yoga vielleicht in einen ausgeglichenen Gemütszustand gebracht. So gibt es dann eine Kopplung zwischen psychischem und sensuellem System. Man nimmt durch die Ausgeglichenheit des Gemütszustandes auf eine gewisse Weise wahr, vielleicht schärfer. Kopplung, wenn man es Kopplung nennen will. Also die Struktur kommt von oben nach unten in der Ordnung des Genese-Schemas; in der Reihenfolge segmentär – funktional – virtuell, also vertikal im Schema, und die Kopplung durch das Horizontale der dritten Phase von jedem Feld der Phylogenese(Logik): Psychisches System(Phylogenese der Phylogenese) – Sensuelles System (Ontogenese der Phylogenese) und Situelles System(Soziogenese des Phylogenese).
Wir können aber nun noch weitergehen. Nämlich die Grenze zwischen der Soziogenese der Phylogenese, die dann mit der segmentären Phase beginnt, und dem vorhergehenden Feld der Ontogenese der Phylogenese, die mit dem sensuellem System abschließt, also praktisch dem ganzen Leben von der Geburt bis zum Tod, von diesem sensuellem System bis zum Beginn der segmentären Phase des Zeit-Feldes hinuntergehen. Diese Grenze ist ja das Symbolische. Und es gibt immer ein „Davor“ und ein „Warum?“. Eine Vergangenheit, einen Hintergrund, vor dem man etwas macht und vor dem was man macht Bedeutung erlangt. Und wenn man das auch einbezieht, dann geht es nicht mehr allein um den Unterschied zwischen vertikal(Struktur) und horizontal(Kopplung). Die Struktur wäre danach inhaltsmäßig das Genetisch-Katalogische. Man vergleiche hierzu die Faszination von Lyotard bezüglich Diderot. Die Kopplung wäre auslassmäßig das Genetisch-Analogische. Man vergleiche hierzu die Kollegialität von Lyotard bezüglich Heidegger. Lyotard und das Kongeniale(intra- und inter-).
Aber wo ist jetzt die prozessuale Dopplung, der Gegensatz, das Komplementäre zur strukturellen Kopplung? Bei Luhmann gibt es statt einem Gegensatz einen kleinen Unterschied. Die strukturelle Kopplung ist bei Luhmann fast identisch mit der prozessualen Dopplung. Die strukturelle Kopplung ist bei Luhmann die prozessuale Dopplung der prozessualen Dopplung. Und so wäre auch die prozessuale Dopplung bei Luhmann die strukturelle Kopplung der strukturellen Kopplung. Das zu beweisen, kann ich in diesem Text noch nicht unternehmen. Ein Ansatz für diesen Beweis könnte Luhmanns Beispiel für strukturelle Kopplungen sein: Augen und Ohren. Biologische Wahrnehmungsorgane, Sinnesorgane. Luhmann setzt ja bei Maturana/Varela an. Ein Beispiel aus der Phylogenese der Phylogenese.
Hier nun noch die drei Phasen des Lebens-Feldes:
1. Phase: (grob) Spermium/Eizelle//Sekurielles System
2. Phase: (grob) Fötus/Embryo//Sexuelles System
3. Phase: (grob) Leben von der Geburt bis zum Tod//Sensuelles System
Diese Einteilung ist selber ziemlich neu. Ich will sie hier nur kurz erläutern. Die letzte Phase im Selbst-Feld war das Psychische System. Warum gehen Menschen zum Psychiater? Weil sie sich unsicher fühlen. Weil es ihnen an Selbstvertrauen mangelt. Echtem Selbstvertrauen. Was folgt also im ersten Feld des Lebens-Feldes auf das letzte im Selbst-Feld: die Sicherheit. „Sekuriell“ kommt von „sicher“. Das Weib ist in den Händen des Mannes, der sie liebt, am sichersten. Ihre Keimzellen verschmelzen nach der Kopulation(bzw. könnten es). Aber von einem sekuriellem System kann man in einem elementaren Sinne wohl erst sprechen, wenn man sich auf den Grund der Sicherheit bezieht. Das Spermium erlangt seine größte Sicherheit, das nicht überschreitbare Extrem an Sicherheit, wenn es mit der Eizelle verschmilzt und so ein Anfang neuen eigenen Lebens gegeben ist. Die Beziehung der letztlich miteinander verschmelzenden Zellen und die befruchtete und sich dann teilende Eizelle stellen ein sekurielles System dar. Man kann den Weg der Sexualität im Genese-Schema zurückverfolgen. Es beginnt mit der Beziehung von Mann und Weib, die eine Affektion füreinander empfinden. Genau unten an der linken Ecke des Selbst-Feldes, dann rechts die Grenze zwischen Selbst- und Welt-Feld entlang. An der Ecke zwischen Selbst-, Welt-, Lebens- und Wert-Feld findet die Erregung statt, die Erfüllung will. Dann geht es die Grenze der Imagination zwischen Selbst- und Lebens- Feld hinauf. Wieder in Richtung Segmentarität der Phylogenese. An der oberen Ecke der Grenze der Imagination(da, wo die Kategorien Werden/Wesen liegen) wäre der Punkt, an dem die sexuelle Befriedigung ihren Höhepunkt erreicht. Am daran anschließenden Rand des Lebens-Feldes zur Kategorie des Wesens hin herrschen die Gesetze der Kausalität und es bestimmt sich dann praktisch anhand der Gesetze der „Körper“ des Spermiums und der Eizelle das Wesen. Welches Spermium mit der Eizelle verschmilzt. Dadurch werden die Erbanlagen des Menschen bestimmt und hier befindet sich der Anfang der Ontogenese. Hinter dem befindet sich das sekurielle System. Darunter im Genese-Schema.
Die Schwangerschaft gibt es nach dem Sex, ist seine Folge und in ihr wächst das neue Leben heran, das in der Schwangerschaft schon seine Geschlechtsmerkmale herausbildet. Deshalb auch: Schwangerschaft gleich Sexuelles System nicht nur bezüglich der Mutter, sondern auch bezüglich des Kindes, des Sohnes und der Tochter in Beziehung zur Mutter. Diese Letzte ist sehr bedeutsam: in Beziehung zur Mutter. Dadurch bestimmt sich sozusagen die phallische bzw. vaginale Zukunft der Sexualität des späteren Erwachsenen. Dass man erst nach der Geburt „wahrnimmt“, also ein sensuelles System darstellt, muss hier nicht noch näher erklärt werden. Wenn man diese Systeme der Phylogenese(Logik) so definiert, kann man sie vielleicht am besten miteinander in Beziehung setzen, ihre Beziehungen untersuchen.
Wie sehen danach die Phasen der Soziogenese der Phylogenese aus? Meine Namensgebung der Systeme erfolgte an einem Tag. Nachdem ich vorher schon anders ansetzte. Man könnte die Systeme auch anders benennen. Aber vielleicht sind sie mit diesen Namen am besten, am leichtesten aufeinander beziehbar. Die Erklärung(Erläuterung?) ist einfach. Erst einmal braucht es im Feld der Soziogenese der Phylogenese den Bezug auf Andere. Für eine psychische Zuständlichkeit und Wahrnehmung ist dieser Bezug auf den Anderen nicht unbedingt nötig. Am Anfang steht das rituelle System, nach dem alles immer wieder gleich abläuft. Der Prozedur nach. Also ungefähr gleich. Nach einem vorher bestimmten Ablauf. Darauf greift ein segmentär differenziertes System immer wieder elementar zurück. Die Rituale können sich ändern. Aber Rituale bleiben wesentlich. Danach gibt es in der funktionellen Phase das tituelle System. Man bemerke: im Lateinischen gibt es zwar „titulus“. Aber Titus ist ein Name. In einem tituellen System ist der Wechsel immer gleich. Es gibt nicht nur das Gleichbleibende, sondern auch den Wechsel. Und beide sind aufeinander bezogen. Es gibt das Amt (das große T oder A sozusagen) und den Amtsinhaber, der den Amts-Titel trägt(das kleine t oder a sozusagen). Das dritte soziale System der Soziogenese der Phylogenese ist das situelle System der virtuellen Phase. Hier gibt es den Wechsel durch verschiedene Situationen. Z.B. wenn man zu einer Demo geht, in ein Stadion eintritt oder einfach einkauft, etc. . Hier ist der Wechsel das Entscheidende, die verschiedenen Kombinationen, in denen sich verschiedene Menschen zueinander verhalten können. Was ist der Unterschied zwischen einem Gladiatoren-Kampf im Kolosseum und einem Bayern-München-Heimspiel?!
Die drei Phasen des Zeit-Feldes:
1. Phase: (grob) Stammesgesellschaft bis zum römischen Tributsystem bis Christus: rituelle Systeme
2. Phase: (grob) Urchristentum bis Feudalgesellschaft bis zur Aufklärung: tituelle Systeme
3. Phase: (grob) Aufklärung bis ca. www/Internet : situelle Systeme
Wo ist nun das soziale System, das aus dem Letztelement Kommunikation besteht wie die digitalen Computerbefehle aus 1 und 0, aus Strom-Fluss und seiner Unterbrechung? Hier kommt praktisch der Offenbarungseid. Wurde nicht etwas ausgelassen, das in der Sozialdimension bei Luhmann so entscheidend ist? Der Bezug auf die Anderen, den Anderen? Den Anderen, die Anderen muss es vor der Kommunikation schon geben. Und durch Kommunikation könnten in der Welt alle erreicht werden, wenn es die entsprechenden Kommunikationsmittel und -möglichkeiten gibt. Maturana/Varela beziehen Sprache direkt auf Koordinationserfordernisse. Zusammenleben braucht Abstimmung. Nicht aneinanderstoßen, wenn man an unterschiedliche Ziele kommen will! In der Schule Platz nehmen und nicht stören, wenn man vom Lehrer etwas beigebracht bekommen will! Wenn die Koordination schon für das Selbst-Feld entscheidend ist und das ist sie natürlich – schon beginnend mit dem Gleichgewichtssinn, was ist dann für das Lebens-Feld entscheidend? Leben gibt es nicht ohne Kooperation. Die Mutter ist praktisch qua ihrer Biologie das Heranwachsen des neuen Lebens, nachdem sich zwei Keimzellen vereinigt hatten. Die Kooperation ist also das Normale. Man bekommt sie schon in der Familie eingeimpft. Und so fort. Ohne Kooperation kann man nur wie Robinson leben. Z.B. als Einziger auf einer Insel. Mönche kooperieren in Klöstern. Einsiedler gibt es auch. Als nichtrepräsentative Ausnahmefälle. Jedenfalls gibt es schon mit der Familie eine Kooperationsnotwendigkeit, die keine Kooptation darstellt, da man sich seine Familie, in die man hineingeboren wird, nicht aussuchen kann (und wahrscheinlich auch nicht will). Wenn die Koordination für das Selbst-Feld prägend ist (auch kollektiv), die Kooperation für das Lebens-Feld, was in dieser Reihenfolge für das Zeit-Feld?
Im Zeit-Feld gibt es immer Kooptationen. Im Lebens-Feld sind Kooperationen das Wesentliche. Dadurch, dass es Andere gibt. Aber die Andersheit ist hier nicht wichtig(für die Kooperation). Wichtig ist, dass man zusammen mehr schafft, das Notwendige besorgen kann, etc. . Die Muskelkraft(z.B. ) ist Muskelkraft. Nur der Quantität nach verschieden. Bei rituellen Systemen wird schon der Verschiedenheit Rechnung getragen. Wenn auch durch die Gleichheit des rituellen Ablaufs. Das Verschiedene wird aufgenommen; weil das Verschiedene verschieden ist, muss es durch bestimmte Rituale aufgenommen werden. Auch du musst dich daran halten, sagen die dazugehörigen Regelsysteme. Usf. in tituellen und auch in situellen Systemen. Aber mit mehr Freiheitsgraden. In all diesen Systemen finden Kooptationen statt. Die Aufnahme in einen Bund, in eine Organisation, in einen Verein oder eine Band sind Kooptationen. Eine Kooptation ist eine Hinzuwahl. Wir akzeptieren dich z.B als gleichwertiges Mitglied. Die grundlegendste Form ist vielleicht die Ehe. Die Ehe in einem rituellen System (der Kirche z.B.) gehört zur Gesellschaft. Man entscheidet sich (gegenseitig) für einen Menschen, mit dem man sein Leben verbringt. Inkl. Sexualität, Fortpflanzung und allen dazugehörigen Verpflichtungen. Außerdem kann es noch Adoptionen, etc. geben. Natürlich denkt man auch an Identität und Staatsbürgerschaft. Vor die erste Phase der Soziogenese, die segmentäre, setzte ich in meinem Text über die Ausdifferenzierungsthese die Religion. Vielleicht passt der Begriff „Entsprechung“ besser. Dann müsste vor dem Eintritt in die segmentäre Phase ein Mindestmaß an Homogenität existieren, sodass auch Gesellschaft und Gemeinschaft(„Der Mensch ist des Menschen Gott“; vgl. Hobbes) genügend unterschieden werden können.
Luhmann fasst Gesellschaft als Weltgesellschaft auf. Die Kommunikationen kennen global keine Grenzen, wenn man über die Kommunikationsnetze jeden erreichen könnte. Vorgängig muss man aber die Kooptationen verstehen. Die gibt es auch technisch und kommunikativ. Wie kommt man nun aber vom Zeit-Feld zum Welt-Feld? Man könnte rechtsaußen am Zeit-Feld entlanggehen, dann links abbiegen(also eigentlich vom Gehenden aus gesehen rechts abbiegen), die Wirklichkeitsgrenze entlanggehen bis nach ganz außen und dort linksaußen am Welt-Feld entlang. Das ist der Weg von einer bestimmten Logik zu einer bestimmten Ethik. Keiner Ethik der Menschenrechte. Die es ja gar nicht gibt, weil Robinson braucht keine Menschenrechte. Niemand besitzt einfach so Menschenrechte. Es gibt nur Menschheitenrechte. Als Teil der europäischen Menschheit hast du Rechte nur zusammen mit Pflichten. Rechte und Pflichten, Freiheit und Gleichheit sind durch die Zugehörigkeit zur europäischen Menschheit direkt aufeinander beziehbar. Ganz einfach kann man das daraus ableiten, dass die europäische Menschheit das Recht hat zu überleben und auch das Recht, dieses selbst zu organisieren. Die Kooptation findet nicht im Welt-Feld, sondern im Zeit-Feld statt. Geschichtlich hat sie schon stattgefunden. Und es gibt kein Dazu des Islam zu Europa. Es kann sie nicht geben ohne Zerstörung. Wer das will und es gehört zur Merkel-Politik, SPD-Politik, EU-Politik, das zu wollen, plant Morde ein, begeht politische Morde durch gegen die Entstehungsbedingungen der Einheit gerichtete, unmögliche Kooptation. Islam in Europa bedeutet Zerstörung. Auch das Judentum in Europa verlangt eine realistische Betrachtung. Auch das Judentum gehört nicht zur europäischen Menschheit. Und die Zahl der Juden in Deutschland ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Sie sind keine Deutschen, sondern sie sind Juden, wenn man von der Einzigartigkeit der kulturellen Zugehörigkeit ausgeht.
Kommunikation gehört also zum Welt-Feld. Kommunikation bedeutet nie nur, dass sich jemand mit einem Anderen unterhält. Sondern diese beiden sind nicht nur über die kommunikativen Mitteilungen im Gespräch miteinander verbunden, sondern die Beziehung zwischen ihnen beinhaltet noch viele weitere Verbindungen über andere Personen, durch die das Gesagte wieder auf die mitteilende Person zurückwirken kann. Und wenn durch Verfestigung oder durch Destabilisierung des Netzwerkes. Eine gestellte Aufgabe kann durch einen Anderen gelöst werden, der davon mitbekommen hat, und der Aufgabensteller kann mit der Lösung weiterarbeiten, insofern er von der Lösung erfahren hat. Das ist nur ein einfaches(vielleicht vereinfachtes) Beispiel. Sehr einfach hat sich Michel Serres diesem Problem in den 1960ern gewidmet(erstes „Hermes“-Buch). Luhmann macht seinen Kommunikations-Begriff schon dadurch kompliziert, dass er an die erste Stelle die Information stellt. Dann findet ein Bruch zwischen der zweiten(Mitteilung) und der dritten Stelle(Verstehen) statt. Es gibt dann von der ersten bis zur zweiten Stelle ein Alter und das Verstehen hängt von der dritten Stelle(Ego) ab. Es gibt also eigentlich nicht nur die eine Kommunikation zwischen Alter und Ego, sondern die eine Kommunikation in der größeren zwischen allen anderen, zu denen Alter und Ego gehören. Das findet man bei Luhmann nicht so direkt, aber impliziert sein Kommunikationsbegriff nicht solches? Bei Lacan gibt es den kleinen anderen und den großen Anderen. Bei Luhmann gibt es Kommunikation und System. Die Gesellschaft ist aus Kommunikationen aufgebaut, produziert sich durch sich selber. Die Welt-Feld schließt an das Selbst-Feld an, über das unterste Feld des Selbst-Feldes, das das Feld der Autopoiese ist. Die dritte Phase der Phylogenese der Phylogenese.
Wir finden also im Genese-Schema die Folge „Zeit“ – “Welt“ und das Welt“- Feld schließt oben an die „Autopoiese“-Phase des „Selbst“-Feldes an. Der Sinn Luhmannscher Begriffsgebung im Anschluss an Maturana/Varela kann so vielleicht abschließend geklärt werden. Luhmann übernimmt ja nicht nur den Begriff, sondern grenzt seine Verwendung des Begriffs von der von Maturana/Varela ab. Das kann in diesem Artikel nicht vollständig behandelt werden. In „Soziale Systeme“ schreibt Luhmann: „Dies Konzept des selbstreferentiell-geschlossenen Systems steht nicht im Widerspruch zur Umweltoffenheit der Systeme; Geschlossenheit der selbstreferentiellen Operationsweise ist vielmehr eine Form der Erweiterung möglichen Umweltkontaktes; sie steigert dadurch, daß sie bestimmungsfähigere Elemente konstituiert, die Komplexität der für das System möglichen Umwelt. Diese These steht im Widerspruch sowohl zur klassischen Entgegensetzung von Theorien geschlossener und offener Systeme als auch zum Begriff der Autopoiesis bei Maturana, der zur Herstellung von System/Umweltbeziehungen einen Beobachter als ein anderes System erfordert. Wenn man jedoch die Begriffe Beobachtung und Selbstbeobachtung auf der Ebene der allgemeinen Systemtheorie ansetzt und, wie angedeutet, mit dem Begriff der Autopoiesis verbindet, wird Selbstbeobachtung zur notwendigen Komponente autopoietischer Reproduktion“(S.63f) . Das Buch „Baum der Erkenntnis“(Original: „El árbol del conocimiento“) von Maturana/Varela kann Luhmann aber noch nicht beim Schreiben von „Soziale Systeme“ gekannt haben. Beide Bücher wurden 1984 veröffentlicht.
Das Gegenteil von „Autopoiese“ ist „Allopoiese“. Man kann diese beiden Begriffe anhand der Unterscheidung „System/Umwelt“ genauer in Beziehung zueinander setzen. „Allopoiese“ bedeutet Grenzerhaltung nach außen. Ein innerer Zustand (des Lebens) wird nach außen aufrechterhalten. Eine Grenze zum Äußeren existiert, aber kein Bewusstsein (von dem „Sein“) des Inneren. Nach der Allopoiese gibt es die Metapoiese(vgl. die Metazeller bei Maturana/Varela). Eine noch genauere Begriffsbildung verweise ich an Experten der Altphilologie. Ich kann keine altgriechischen Texte ohne Übersetzungshilfe im Original lesen. Bei der Metapoiese muss es jedenfalls um eine Grenze zwischen System und Umwelt gehen. Maturana und Varela waren Neurobiologen. Es kommen also Nerven bei mehrzelligen Organismen ins Spiel. Bei der Fauna. Und bei Pflanzen? Irgendwann gibt es tierisches Leben und auch schon bei den niedrigsten „tierischen“ Lebewesen eine Repräsentation des Äußeren, nur keine sich bewusste. Die gibt es bei den menschlichen Lebewesen. Einen oft benutzten Ausdruck von Luhmann kann man hier verwenden: das Hineinkopieren der System/Umwelt-Differenz in das System. Ist hier schon die sich bewusste Repräsentation des Äußeren gemeint oder die bewusste Repräsentation der sich nicht bewussten Repräsentation durch den Beobachter?? Dass es sich hier um die sich bewusste Repräsentation des Äußeren handelt, kann man jedenfalls dem Ausdruck selber nicht entnehmen. Autopoiese meint nach meinem Verständnis des Begriffes die sich bewusste Repräsentation von System und Umwelt(vgl. hierzu auch die „In-der-Welt-Sein“- oder „In-der-Sprache-Sein“-Ausdrücke von Philosophen verschiedener Epochen).
Nun besitzt der Weg vom Zeit- Feld zum Welt-Feld noch eine gewisse Besonderheit. Es geht ja um die Grenze zwischen Phylogenese(Logik) und Ontogenese(Ethik): das Wirkliche(Reale). Das Reale gibt es in meinen Theorien in mehrfacher Weise. Das kann ich in diesem Text nicht näher ausführen. Wie geht man diese bestimmte Grenze nun „gefahrlos“(?) vom Zeit-Feld zum Welt-Feld entlang? Die Zeit vor 1989 war kulturell geprägt von extremen Ausdrücken im kulturellen Bereich. Z.B. Hardcore-Punk, extrem schnelle und laut gespielte Akkordfolgen mit verzerrten Guitarren. Musik, die mit oft entschiedener Härte vorgetragen wurde. Auch wenn es nur oberflächliche Kulturausprägungen gewesen sollten, waren sie doch ein Kennzeichen der Zeit. Zwei Begriffe können in der Beschreibung dieser Phänomene nicht fehlen: die „Depression“ und die „Repression“. Die Jugendkulturen richteten sich in ihrer Mehrheit gegen die Repression und mit der „Depression“ wollte man sich nicht zufriedengeben. Aber ist das nun das Richtige? Zumindest nicht das Endgültige. Der Weg von dem Zeit- zum Welt-Feld zeichnet sich durch etwas Anderes aus. Nicht durch das Schiff, sondern durch den Fluss sozusagen. Styx? Bei Hardcore-Punk ging es oft um die Impression der Repression und die Expression der Depression. Parade-Beispiele sind Bands wie Black Flag mit dem Song „Depression“ oder auch die australische Band „Depression“. Wenn man es schon gleich in den Titeln haben will. Nun zeichnet sich der obige Weg aber gerade durch die Kombination von Repression und Depression aus. Minus mal Minus ergibt Plus: die Repression der Depression und die Depression der Repression. Sozusagen die katalytische Hilfe beim Übergang von der Logik zur Ethik durch „den Glauben an Gott“. Alles, was vorher war, war noch „impressionistisch“ oder „expressionistisch“. Man kann auch das Werk der Band CRASS betrachten, die sich schon 1984 auflöste. Die Sollbruchstelle schon zeitnah „rimbaudisiert“(remmbo-isiert)? Für so etwas interessierte ich mich in den 1980ern. In den 1990ern war das schon nicht mehr aktuell. Danach kamen Nirvana und der Tod. Die Wirklichkeit war unbestreitbar geworden. Gott und der Tod sind aber das älteste Thema der Welt. Gott vergibt, das Leben nie. Gott verzeiht nie.
Ich habe für diese Artikelreihe das Buch von Maturana/Varela gelesen. Ich habe mir allerdings nicht noch einmal die Mühe gemacht, nach Maturana/Varela noch einmal komplette Oberkapitel aus Luhmanns Hauptwerken durchzulesen(außer dem „Interpenetration“-Kapitel aus „Soziale Systeme“). Vor 2024 hatte ich kein Buch (noch nicht einmal einen Text) von Maturana/Varela komplett gelesen. Ihre Namen und Ansätze waren mir jedoch schon im Grundstudium aufgrund von Luhmanns Theorie bekannt bzw. grob bekannt. Für einen gedruckten Text für die „Scientific Community“ hätte ich mir mehr Mühe gegeben. Ich bekleide kein „wissenschaftliches „Amt“ “.
Strukturelle Kopplung IIIb: Luhmann(1b)
6.1.2025
Im neunten Unterkapitel „Autonomie und strukturelle Kopplung“ im vierten Kapitel „Differenzierung“ des zweiten „systematischen“ Hauptwerkes „Die Gesellschaft der Gesellschaft“(1997) von Niklas Luhmann sucht er das, was vorher Andere suchten, damit die Differenzierung(auch die funktionale) nicht im Chaos verläuft. Diese („von Durkheim bis Parsons“(S.778)) versuchten das Problem, das die Gesellschaft ja anscheinend selber gelöst hat, mit dem Begriff bzw. mit einer dazugehörigen Theorie der Integration zu lösen. Luhmann will das Schema „Differenzierung/Integration“ durch die Unterscheidung zwischen „Autopoiesis“und “Struktureller Kopplung“ ablösen, zwischen zwei Begriffen, die er von Maturana/Varela übernommen hat. Dabei ist Luhmann selbst vor allem ein Differenzierungs-Theoretiker. Meine Theorie kommt ganz grundsätzlich nicht ohne „Integration“ aus. Vielleicht könnte man es noch anders nennen, aber in meiner Theorie ist die Integration etwas logisch Implizites, weil in der Logik Differenzierung und Reproduktion etwas zueinander Komplementäres sind. Die Integration würde in der expliziten Vereinigung von Differenzierung und Reproduktion bestehen(segmentär, funktional und virtuell). Aber es sind eher Prinzipien, die getrennt funktionieren, obwohl es für sie aneinandergefügt kein Dazwischen mehr geben würde. Ein Unternehmen produziert nicht auf dem Marktplatz. Im Supermarkt werden keine Kühe gemolken, aber Milch wird dort angeboten. Als Puzzle-Stücke könnten sie nicht besser zueinander passen(im „Friseursalon“ passt zwischen Schere und Haar kein Haar). Trotzdem gibt es die Integration. Jede neue Generation sprach und spricht davon. Liebe bedeutet, dass ein bestimmter Mann und ein bestimmtes Weib sehr gut zueinander passen. Sie ist sein Weib. Er ist ihr Mann. In der Ethik ist die Integration selber etwas Eigenständiges.
Hier ein längeres Zitat, in dem Luhmann seinen Ansatz präsentiert: „Faktisch sind alle Funktionssysteme durch strukturelle Kopplungen miteinander verbunden und in der Gesellschaft gehalten. Dieser in Kapitel I, VI erläuterte Begriff ist nicht nur auf die gesellschaftsexternen, sondern ebenso auf die gesellschaftsinternen Verhältnisse anwendbar. Schon auf der Ebene des einfachen Lebens von Einzellensystemen kann autopoietische Schließung nicht entstehen, ohne dass sich das Umweltverhältnis in strukturelle Kopplungen umformt, die bestimmte Abhängigkeiten steigern und andere wirksam ausschließen bzw. auf die Möglichkeit der Destruktion reduzieren. Dieser genetische und strukturelle Zusammenhang von operativer Schließung und struktureller Kopplung setzt sich auf allen vom Leben abhängigen Ebenen der Bildung autopoietischer Systeme fort“(S.779). Auch bei der Betrachtung der Beziehungen von Funktionssystemen „besagt strukturelle Kopplung: Umformung analoger(gleichzeitiger, kontinuierlicher) Verhältnisse in digitale, die nach einem entweder/oder-Schema behandelt werden können, und ferner Intensivierung bestimmter Bahnen wechselseitiger Irritation bei hoher Indifferenz gegenüber der Umwelt im übrigen“(S.779).
Im vorherigen Artikel ging es um die Sprache als strukturelle Kopplung zwischen Bewusstseinssystem und sozialem System. In der Sprache kann man oder muss man auf bestimmte Fragen mit Ja/Nein antworten. Also gibt es hier ein Entweder/Oder. Aber nicht allein, dass Luhmann den Schritt zum Begriff der „Kooptation“ vermeidet, sondern er legt die Betonung bei Sprache zu stark auf Fragen, die man mit „Ja/Nein“ beantworten muss. Nicht, dass es nichts Anderes gäbe. Aber es ist doch zentral sowohl für Luhmanns Sprachverständnis als auch für seinen Begriff der „Strukturellen Kopplung“, dass diese Fragen anscheinend eine für das Soziale dominante Rolle spielen. „Kooptation“(ein von mir wieder in die Theorie-Diskussion eingeführter Grund-Begriff) ist notwendig und kann abgelehnt werden. Von Luhmann bekommt man nur eine halbe Theorie. Obwohl zwei Theorien vorgelegt werden müssten. Die Schärfung eines eigenen Autopoiesis-Begriffs erfolgt bei Luhmann so wage, dass er auf der anderen Waagschale etwas braucht, mit dem er das eigene Ungenügende (oder Falsche) als irgendeine Quantität feststellen kann. Das Ausprobieren übernimmt dann die Gesellschaft als seine Stellvertreterin. Durch „Strukturelle Kopplung“, durch das Verstehen seines Werkes!
Die Entgegensetzung „analog/digital“ stellt ein (produktives?) Missverständnis von Luhmann dar. „Digital“ kommt etymologisch(englisch/lateinisch) nicht von „Nur-Zwei-Möglichkeiten-Haben“, von einer Verengung auf nur zwei mögliche Antworten, mit denen man eine Entscheidung treffen würde, sondern von „Finger“. Mit Fingern kann man zählen(„Ziffer“), auf etwas hinzeigen(Stelle der Ziffer in der Zahl), die Telegraphentaste oder eine Tastatur bedienen. Der Begriff konvergiert in einem Begriffsraum. Das Gegenteil zu „analogisch“ wäre in diesem Sinne (wie schon im letzten Text angeführt) „katalogisch“. Oder als technologische Innovation gesehen: „binär“. Aber „binär“ klingt halt viel langweiliger als „digital“, weil „digital“ etwas Taktiles impliziert(implantiert?).
Beispiele
Nach einem kurzen Hinweis darauf, dass „Strukturelle Kopplung“ durchaus auch etwas historisch Verschiedenes sein kann, kommt er dann(S.781) auf konkrete Beispiele zu sprechen. Über „Entkopplung“ und „Anlehnung“ macht er in dem Kapitel nur Andeutungen. Folgende Beispiele führt Luhmann konkret an:
1. Die strukturelle Kopplung zwischen Politik und Wirtschaft wird durch Steuern und Abgaben realisiert.
2. Die strukturelle Kopplung zwischen Recht und Politik wird durch die Verfassung realisiert.
3. Die strukturelle Kopplung zwischen Recht und Wirtschaft wird durch Eigentum und Vertrag realisiert.
4. Die strukturelle Kopplung zwischen Wissenschaftssystem und Erziehungssystem wird durch die Organisationsform der Universität realisiert.
5. Die strukturelle Kopplung zwischen Politik und Wissenschaft wird durch die Beratung durch Experten realisiert.
6. Die strukturelle Kopplung zwischen Erziehungssystem und Wirtschaft wird durch Zeugnisse und Zertifikate realisiert.
Auf andere Realisierungen der strukturellen Kopplungen zwischen diesen sozialen Bereichen bezieht sich Luhmann hier nicht explizit.
Angesprochen werden genauer also nur Politik, Wirtschaft, Recht, Wissenschaft und das Erziehungssystem. In meiner Begrifflichkeit sind das zwei soziale Komplexe(Politik, Wirtschaft), die es mit der Realität zu tun haben(Reizen, Knappheiten), zwei sozial selbstreferentielle Systeme(Recht, Wissenschaft), die es mit Problemen zu tun haben, die die Gesellschaft erst erzeugt(Zwänge, Widersprüche), und das Erziehungs-System als ein System, in dem der Staat insbesondere kulturellem Bedarf Rechnung trägt. Wenn Luhmann vom Erziehungssystem spricht, bezieht er sich jedoch schon auf etwas staatlich Reguliertes. Es geht zwar auch um Jugend und somit auch um Kultur; aber was Luhmann meint, wird durch den Staat durchgesetzt und auch mit Zwangsmaßnahmen. Zur Schule muss man gehen, zur Universität dürfte man gehen, wenn man die Zugangsberechtigungen besitzt. „Was ist alles „der Staat“ ?“ , wäre eine zentrale Frage. Dabei müsste man wohl erst einmal bei der 2. Strukturellen Kopplung ansetzen: der zwischen Politik und Recht, der Verfassung. Staat kann ja etwas Verschiedenes sein. Viele „moderne Staaten“ weisen gleiche Merkmale auf. Aber auch demokratisch verfasste Staaten weisen bedeutende Unterschiede auf.
Institutionen
Nach meiner Theorie differenzierte sich ein sozialer Komplex der Wirtschaft zusammen mit den sozial selbstreferentiellen Systemen des Rechts, der Wissenschaft und der Kunst aus. Hier gibt es also einen direkten Zusammenhang: es gibt das Eine nicht ohne das Andere. Vorher gab es zwar das Römische Recht, aber dieses stellte noch kein sozial selbstreferentielles System dar. Nach der Ausdifferenzierung des sozialen Komplexes der Wirtschaft gibt es die Ausdifferenzierung des sozialen Komplexes der Kultur und somit auch hier einen Bedarf für staatliche Regulierung. Vom Staat erhält das Erziehungssystem seine Vorgaben. Alles findet sich auch in „Ministerien“, Verordnungen und Verwaltungsorganisationen wieder. Den Begriff der Institution umgeht Luhmann fast völlig. Er benutzt ihn nach dem Register nur ein Mal. In der Theorie von „Die Gesellschaft der Gesellschaft“ kommt er nicht vor. Allerdings taucht er doch ein Mal signifikant in den Fußnoten auf(nicht im Register): die „Institutionen“ Eigentum und Vertrag dienen der strukturellen Kopplung zwischen Rechtssystem und Wirtschaftssystem(S. 753). Also hier kommt es heraus: Eigentum und Vertrag sind Institutionen, die dieser strukturellen Kopplung dienen.
In seinem Buch über „Das Recht der Gesellschaft“(1993) geht er auf den „Institutionen“-Begriff am Rande noch im Zusammenhang mit der institutionellen Rechtstheorie von Neil MacCormick ein und bevorzugt gegenüber dem Institutionen-Begriff dieser Theorie, bei dem nach Luhmann „zwischen Einschränkung und Begründung nicht klar unterschieden“(S.355f) wird, lieber den „Redundanz“-Begriff. „Dem Begriff der Institution werden „custom“ und „practical reason“ zugeordnet, er bezeichnet die Gewohnheit vernunftorientierter praktischer Argumentation“(S.356). Durch den Begriff der „Redundanz“ dagegen könnte die Unterscheidung zwischen „custom“ und „practical reason“ dazu benutzt werden, „die Begründungsleistungen der juristischen Argumentation mit mehr Distanz“(ebd.) zu betrachten. „Dann kann man immer noch festhalten, daß die Einschränkung des Bereichs möglicher Kombinationen (Institution) Bedingung der Möglichkeit von Begründungen(Institution) ist, also Redundanz Bedingung der Möglichkeit juristischer Argumentation“(ebd.). Kontinent(Luhmann) vs. Schottland(MacCormick)? Redundanz vs. Institution? Haben Kontinentaleuropäer (oder hat nur Luhmann) etwas gegen „Institutionen“? Ich habe den leisen Verdacht, dass der „Redundanz“-Begriff Luhmann dazu dient, Fortschritte zu vermeiden, obwohl er sie auch ermöglichen soll. Konkret: Theorie-Fortschritte. Wenn „custom“ eher auf Konstitution hindeutet und „practical reason“ eher in/an Institutionen/Gerichten vonstatten gehen soll, dann geht es hier tatsächlich um eine entscheidende Differenz.
Begrenzung und Steigerung
In meiner Arbeit von 1997/1998 zur „funktionalen Differenzierung“ und zur Ausdifferenzierung des sozialen Komplexes der Wirtschaft ging ich im zweiten (bisher nicht im Internet befindlichen) Hauptteil auf die „Organisation“ als einem „funktionalen Begrenzungsverhältnis“ und auf die „Antizipation“ als einem „funktionalen Steigerungsverhältnis“ ein. Die Ausdifferenzierung des sozialen Komplexes der Wirtschaft kann nicht ohne beides stattfinden: z.B. antizipierte Bedürfnis-, Preis- und Qualifikationsstrukturen und organisierte Unternehmungsstrukturen, etc. . Das funktionale Begrenzungsverhältnis(„Organisation“) führte ich auf das wechselseitige Bedingungsverhältnis von Recht und Gleichheit zurück, das funktionale Steigerungsverhältnis auf das wechselseitige Bedingungsverhältnis von Wissenschaft und Arbeit(„Antizipation“). „Arbeit“ statt „Klarheit“ war einer meiner Fehler dieser Arbeit. Auch schon in ihrem ersten Teil. Ein durchaus verzeihbarer Fehler im Nachhinein, denn die „Arbeit“ des Forschenden besteht darin, Klarheit zu schaffen. Bzw. ohne Klarheit kann es keine Wahrheit geben. Jeder „Normal“-Sichtige hat einen blinden Fleck. Das kann man auch dem Forscher nicht ankreiden. Also bei dem funktionalen Steigerungsverhältnis („Antizipation“) geht es um das wechselseitige Bedingungsverhältnis von Wissenschaft und Klarheit.
Wenn die Realität zwischen dem Recht und der Wissenschaft liegt und der Achsenkreis mit seinen Hauptfeldern in Richtung des Uhrzeigersinns gelesen werden kann, dann überschreitet der Weg vom Recht zur Wissenschaft zwei Grenzen: die Gleichheit und die Klarheit. Die Grenze der Gleichheit liegt hinter dem Recht und die Grenze der Klarheit vor der Wissenschaft. Die Kreislaufrichtung und die Beziehungen zum Hauptfeld sind entscheidend. Deshalb ist das wechselseitige Bedingungsverhältnis von Recht und Gleichheit ein funktionales Begrenzungsverhältnis(Steuerungsverhältnis?) und deshalb ist das wechselseitige Bedingungsverhältnis von Klarheit und Wissenschaft ein funktionales Steigerungsverhältnis. In meiner Begründung in jener Arbeit spreche ich davon, dass Recht zu Ungleichheit führt(Verurteilung und/oder Ungerechtigkeit) und bei Gleichheit kein Recht notwendig wäre(niemand tut einem Anderen etwas an). Hinter dem Recht liegt die Gleichheit. Die Begründung braucht also das „Danach“, die diachronische Perspektive, die im Raum als ein „Hinter-Sich-Lassen“ dargestellt werden kann. Das Recht wird niemals Gleichheit sein. Es kann niemals eine Identitätsbeziehung zwischen Recht und Gleichheit angenommen werden.
Bei der Beziehung zwischen Klarheit und Wissenschaft drückt sich das in umgekehrter Weise aus: Klarheit macht Wissenschaft reizvoll und Wissenschaft fördert die Klarheit. In jener Arbeit mache ich allerdings obengenannten Fehler und kann dieses Steigerungsverhältnis eigentlich/im Grunde nicht genau begründen. Das Verhältnis von Arbeit und Wissenschaft ist anderer Natur: Arbeit macht Wissenschaft notwendig und Wissenschaft macht Arbeit sinnvoll. Synchron gesehen liegt die Wissenschaft allerdings weiter zwischen den Grenzen Klarheit und Wahrheit und somit zwischen den Hauptfeldern Realität und Identität und das Recht zwischen den Grenzen Freiheit und Gleichheit und somit zwischen den Hauptfeldern Aktivität und Realität. Recht und Wissenschaft dienen also zur Begründung jener Verhältnisse, entziehen sich aber in ihrer synchronen Bestimmungsweise einer Definition durch jene Verhältnisse. Recht und Gleichheit schließen sich ebenso wenig aus wie sich Klarheit und Wissenschaft einschließen.
Die Wirtschaft erklärt sich im weiteren Sinne aus dem Verhältnis von Realität und Idealität: Knappheit muss beseitigt werden. Es reicht die Zahlung von Geld, wenn das Gut als Ware dadurch erhältlich ist. Das Feld der Realität im Gesellschafts-Achsenkreis liegt zwischen dem Recht und der Wissenschaft. Ohne Recht und Wissenschaft gibt es weder ein funktionales Begrenzungsverhältnis(„Steuerungsverhältnis“?) noch ein funktionales Steigerungsverhältnis, die beide für die Ausdifferenzierung des sozialen Komplexes der Wirtschaft erforderlich sind. Die Ergebnisse der gewissenhaften Arbeit grenzen nicht selten an Kunst(vgl. z.B. Handwerkskunst). Oft war Kunst ein Beiprodukt. Künstler waren oft solche, die ein Handwerk sehr gut beherrschten, sich dann weiter spezialisierten und nicht mehr für den normalen Markt arbeiteten, sondern dass Interesse von Herrschaft und Kirche oder dem wohlhabenden Bürgertum auf sich zogen. Für das Ausmalen der Kirche, das Herstellen bestimmter hochwertiger Produkte, etc. .
Durch den Achsenkreis können die Verschiedenheit der Komplexe und Systeme sowie auch ihre Beziehungen zueinander sowohl synchron und diachron dargestellt werden:
X. Entsprechung
1. Ausdifferenzierung des sozialen Komplexes der Politik(Aktivität/Passivität)
2. Ausdifferenzierung des sozialen Komplexes der Wirtschaft(Realität/Idealität)
2.a Ausdifferenzierung des sozial selbstreferentiellen Systems des Rechts(zwischen Aktivität und Realität)
2.b. Ausdifferenzierung des sozial selbstreferentiellen Systems der Wissenschaft(zwischen Realität und Identität)
2.c. Ausdifferenzierung des sozial selbstreferentiellen Systems der Kunst(zwischen Identität und Aktivität )
3. Ausdifferenzierung des sozialen Komplexes der Kultur(Identität/Alterität)
Y. Versprechen
Komplex und Distrakt
Warum immer sozialer Komplex und nicht kommunaler Komplex, wenn an den Komplexen Gesellschaft und Gemeinschaft doch zu gleichen Teilen beteiligt sind? Weil Politik, Wirtschaft und Kultur von der Gemeinschafts-Seite her keine Komplexe sind, sonder eher „Distrakte“. Ich benutze diesen Begriff hier das erste Mal. Die Kommune ist dem Land und dem Bund untergeordnet. Aber mit „kommunal“ können entgegen dem Gebrauch des Begriffs bzgl. des föderalen Systems auch Gemeinschaften größer als Städte und kleinere Regionen gemeint sein. Wenn sich ein großes Unternehmen ansiedelt, dann kann das eine Region prägen, Konfliktlinien mit der einheimischen Kultur aufwerfen. Ein großes Unternehmen wie VW bringt z.B. auch eine starke Gewerkschaftsseite mit sich. Und Gewerkschaften geht es kurzsichtig zuerst um Lohn und nicht Region oder Nation. Wahlerfolge der SPD in unserer Region rühren zu einem nicht unwesentlichen Anteil daher. Genauso kann auch ein Theater oder ein Opernhaus Konflikte oder nur Kontroversen auslösen, weil z.B. das Programm oder die Akteure zu abgehoben aufgestellt sind, die Interpretation über das Werk gestellt wird, das Werk in seinen Intentionen nicht mehr erkennbar ist. Man kann an die exemplarische Situation denken, wie ein für Jahrhunderte für sich allein lebender Stamm im Amazonasgebiet zum ersten Mal in Kontakt mit der westlichen „Zivilisation“ kommt, indem eine Schnellstraße mittels Planierraupen durch sein Gebiet gelegt wird. Mit den Begriffen Komplex und Distrakt könnte man an die Hobbessche Begrifflichkeit zu Gemeinschaft und Gesellschaft anknüpfen und sie natürlich auch eventuell noch weiterentwickeln(„Distrakt“?, „Komplex“?).
Recht, Wissenschaft und Kunst sind direkt nur gesellschaftlich bestimmt, Politik, Wirtschaft und Kultur direkt gesellschaftlich und gemeinschaftlich. Den Achsenkreis der Gemeinschaft habe ich bisher noch nicht vorgestellt. Die Reihenfolge der Hauptfelder muss lauten: Passivität – Idealität – Alterität. Zu den Zwischenfeldern habe ich mich bisher nicht näher geäußert, nur einige Andeutungen gemacht. Man muss es ja begründen und die genauen Begriffe stellen bei diesem Untersuchungsgegenstand eine Notwendigkeit dar. Ich werde es bei diesem Text auch erst einmal dabei belassen. Wenn man weiß, wozu man die Begriffe braucht, hat man sie auch schon fast gefunden. Zwar habe ich sie schon. Aber den Spaß der fertigen Theorie lasse ich mir noch nicht nehmen.
Beispiel: Politik und Wirtschaft
Wir haben also bei den strukturellen Kopplungen schon die Verfassung(Konstitution, 2.) und Eigentum und Vertrag als Institutionen(3.). Sicherlich stellen Universitäten(4.) auch jeweils Institutionen dar und nicht die „Universität“ nur eine Organisationsform. Universitäten als Lehrorganisationen stellen Zeugnisse und auch Zertifikate(6.) aus. Aber natürlich nicht nur Universitäten. Bisher noch nicht angesprochen: 1.(Steuern und Abgaben) und 5.(Beratung durch Experten). Die Zuständigkeiten für Steuern und Abgaben sind jedoch auch meist konstitutionell geregelt. Nur die genauen Aufteilungen, Posten und Höhen werden durch die Regierung, etc. festgelegt. Vor die Konstitution, die ich vor die Institution stelle, stelle ich noch die Prästitution(Volkswohl, Verpflichtung gegenüber Gott und/oder Zukunft). Wozu brauchen die Parteien (vor allem die großen) noch extra externe Experten? Wegen komplexen, nicht nur politischen Themenfeldern und der Unsicherheit bezüglich der eigenen Kompetenzen? Nicht selten geht es jedoch auch um Korruption, Lobbyismus und mangelnde politische Autorität und Vorstellungen. Das Medium der Steuern und monetärer Abgaben ist das Geld, also das Medium der Wirtschaft. Was die Verfassung für die Politik ist, sind für die Wirtschaft(inkl. Banken) z.B. auch die Regeln der Währungskontrolle für die Zentralbank, etc. . Die Entscheidungen verbleiben bei Steuern und Abgaben bei der Politik; nur das dadurch betroffene Feld ist auch immer wirtschaftlich durch das Geld codiert(Zahlung/Nicht-Zahlung welcher Geldmenge?).
Betrachten wir die erste strukturelle Kopplung zwischen Politik und Wirtschaft, die Steuern und Abgaben genauer. Luhmann erwähnt auch die Ausgaben-Seite. Aber er reißt alles nur kurz an. Der Staat nimmt durch Steuern Geld ein und gibt dieses Geld wieder aus. Geld ist das Medium der Wirtschaft. Außerdem kann er noch Kredite aufnehmen, etc. . Es geht also nicht ohne Geld. Der Staat musste sich immer finanzieren oder war auf Dienste oder Abgaben angewiesen. Aber stellen Steuern und Abgaben eine strukturelle Kopplung dar? Wenn wir diachron den Übergang von der segmentären Differenzierung zu der funktionalen Differenzierung betrachten, so steht an der Schwelle der Tod von Gottes Sohn. Die strukturelle Kopplung wäre, wenn man die Diachronie betrachtet, den Übergang von der Ausdifferenzierung des politischen Komplexes zur Ausdifferenzierung des wirtschaftlichen Komplexes, eher im Kreuz und der eigenen Letter, der Aneignung der Evangelien begründet. Politik mit Verpflichtung nicht nur durch Machtzuwachs, sondern durch die Verpflichtung gegenüber dem Nächsten, dem ganzen Volk. Staatseinnahmen und -ausgaben so auszubalancieren, dass den Menschen, dem Volk am besten geholfen ist. Dafür braucht es nicht unbedingt schon eine parlamentarische Regierungsform.
Aber bei Luhmann ist ja die Gleichzeitigkeit bei der strukturellen Kopplung das Entscheidende. Man braucht sie, weil Politik und Wirtschaft gleichzeitig agieren und trotz dieser Gleichzeitigkeit aufeinander existenziell angewiesen sind. Aber die Wahlen zum Bundestag finden nur alle vier Jahre statt. Parteiprogramme müssen erst einmal beschlossen werden. Der Haushalt wird jedes Jahr vorgelegt. Doch die Wirtschaft entscheidet sich täglich, stündlich, minütlich, sekündlich und Computer auf den Finanzmärkten noch schneller. Die Politik muss verbindlich entscheiden und Verantwortung tragen, die Zukunft, die Rahmenbedingungen im Blick haben. Der Verwaltungsapparat regelt das Nähere. Hier finden Abstimmungen auf die konkreten Verhältnisse nach Gesetzen und Verordnungen durch vereidigte Beamte statt. Diese verdienen Geld im Staatsdienst. Die Unterscheidung zwischen öffentlichen Unternehmen und privater Wirtschaft, die Berücksichtigung der staatlichen Aufgaben, die den Marktgesetzen durch staatlichen Auftrag entzogen sind, sowie die Regelungen dieser Unterschiede sind sehr bedeutsam. Auch wenn der Staat mit Geld bezahlt, sind z.B. Lehrer Teil eines Funktionssystems und Marktgesetze spielen hier keine dauernd durchgreifende Rolle mehr; außer die Lehrer würden nicht mehr als Lehrer arbeiten oder wechseln an private Schulen, die nicht so häufig sind(oder Ähnliches). Der Staat besitzt gegenüber ihnen nicht die gleiche Freiheit. Unternehmen, die ihre Standorte in Länder mit niedrigeren Lohnkosten verlagern, stellen die Bevölkerung vor das Problem des Arbeitsplatzverlustes.
In meiner Theorie spielen strukturelle Kopplung und prozessuale Dopplung vor allem in Bezug auf die mittlere Phase eine Rolle, also in der Soziogenese (der Phylogenese) vor allem in Bezug auf die Phase der funktionalen Reproduktion/Differenzierung. Kann von strukturellen Kopplungen und prozessualen Dopplungen zwischen politischem Komplex und wirtschaftlichem Komplex in der Gleichzeitigkeit gesprochen werden? Scheinbar gibt es eine prozessuale Dopplung (Staatseinnahmen und Staatsausgaben) und eine strukturelle Kopplung durch den auf die Regelung insbesondere wirtschaftlicher Fragen ausgerichteten Beamtenapparat und einer entsprechenden Behördenstruktur. Zwischen den Einnahmen und Ausgaben gibt es eine Kopplung(Budget/Haushalt) und zwischen Wirtschaftsstruktur und Behördenstruktur eine Dopplung(Zuständigkeiten/Regelungskompetenz). Steuern müssen natürlich auch konkret erhoben werden: Gewerbe- und Umsatzsteuern, etc. . Das geht nicht ohne entsprechende Behördenkompetenz. Behörden müssen kompetent sein in Bezug auf Beschaffung der besten Technologien, z.B. zur Verteidigung für den möglichen Kriegsfall, im Bereich des Datenschutzes, etc. . Man muss dafür Sorge tragen, dass man in der internationalen wirtschaftlichen Konkurrenz nicht hinterherhinkt. Dafür müssen die Rahmenbedingungen geschaffen werden, die nötigen Qualifikationen der Beschäftigten vorhanden sein, auf Grundlagenforschung zugegriffen werden können, etc. . Das alles braucht Infrastrukturen. Schon die Herrscher des späten Mittelalters kümmerten sich um Infrastrukturen und Verwaltungskompetenzen systematisch, wenn auch nicht vollumfänglich. Natürlich mit großen Unterschieden. Der freie Zugang zu Bildung und Bildungsinstitution ist auch heute noch nicht selbstverständlich, aber schon, bei entsprechenden Anstrengungen, in großem Maße gegeben. Natürlich gibt es auch strukturelle Hindernisse. Durch Schichtunterschiede, etc. . Aber z.B. die Bildungstechnologien sind auch (z.B. ergonomisch) besser und erschwinglicher geworden. Allerdings entstehen seit einiger Zeit durch die Politik(Merkel-CDU, SPD, Grüne, etc. .) selber – und man muss sagen beabsichtigt – für Ärmere enorme Risiken(Ausmaß der organisierten, Banden- und Jugendkriminalität), die eventuelle Fortschritte in der Kontinuität der Bildungsanstrengungen wieder konterkarieren.
Beispiel: Recht und Politik
Nur bei der ersten strukturellen Kopplung geht es um die Beziehung zwischen zwei sozialen Komplexen(Politik und Wirtschaft). Bei der letzten allerdings auch um die Beziehung zwischen einer staatlichen Version von Kultur und der Wirtschaft. Bei der vierten um die Beziehung zwischen einer staatlichen Version der Wissenschaft und einer staatlichen Version der Kultur. Bei der zweiten hatten wir die Besonderheit, dass bezüglich des Römischen Reiches die Entwicklungen des Rechts und die Herausbildung des politischen Komplexes parallel verliefen. Allerdings befand sich das Recht noch in einer Abhängigkeit von der Macht, der Politik, war sozusagen noch nicht abgekoppelt, „entkoppelt“, noch nicht an die Wirtschaft „angelehnt“. Wenn wir von „Verfassung“ sprechen, inwiefern implizieren wir damit noch einen Bezug auf das Römische Recht? Römische Beispiele sind ja noch ein Teil von Rousseaus „Gesellschaftsvertrag“, der seine politische Bildung wesentlich aus deren Analyse zog.
Zum Ende des Kapitels „Die operative Geschlossenheit des Rechtssystems“ hin schreibt Luhmann in seinem Buch „Das Recht der Gesellschaft“: „Jede Spezifikation der bewahrenswerten Normen macht ihre Durchsetzung im Enttäuschungsfalle zunächst unwahrscheinlich. Denn woher sollten die Interessen und die Bereitschaften kommen, den Enttäuschten zu unterstützen, wenn dessen Erwartungen so genau bestimmt sind, dass niemand sich in die entsprechende Situation einfühlen kann und niemand damit rechnen muß, selber in eine ähnliche Situation zu kommen? Unterstützung muss daher auf generalisierte Teilnahme gestützt, als Pflicht zur Unterstützung der Unterstützer ausgebaut, über Hierarchisierung der Zugehörigkeit kleiner zu größeren Verbänden erweitert und schließlich in die Form ausdifferenzierter politischer Absicherung gebracht werden. Das erfordert eine funktionale Spezifikation der Politik auf kollektiv bindendes Entscheiden (auch für rechtsfreie Räume, etwa Entscheidungen über Krieg und Frieden) und auf deren Absicherung durch Kontrolle über den Einsatz physischer Gewalt. Entgegen dem ersten Anschein heißt dies nicht, dass Rechtssystem und politisches System nur ein einziges System bilden. Sie sind jedoch auf besondere Formen der strukturellen Kopplung angewiesen und durch sie verknüpft. Eine der bedeutendsten und folgenreichsten Erfindungen auf diesem Gebiet war das römische Amt des Prätors, der die Bedingungen zu formulieren hatte, unter denen er eine Klage gewähren, also ein Gericht mit der Streitentscheidungsbeauftragung und mit Vollstreckungsgarantie ausstatten würde. Aus der Wiederverwendung solcher Formeln hat sich dann das aktionenrechtliche System des römischen Rechts und aus dessen Interpretation in Lehre und Fallpraxis das entwickelt, was wir als römisches Recht kennen. Einen funktional äquivalenten Mechanismus bilden, wie wir noch ausführlich darstellen werden, die modernen Verfassungen“(„Das Recht der Gesellschaft“. 1993, S. 121f). Im Register dieses Buches taucht der Begriff der „Institutionalisierung“ unter dem Begriff der „Unterstützung“ auf. Bei Unterstützung denke ich wesentlich auch an Pflege und Kultur. Heutzutage sind vor allem der telekommunikative Kundenservice und der IT-Support Begriffe, die fest zur durchinformatisierten Wissensgesellschaft gehören.
Luhmann schließt dieses Kapitel nach einem kurzen Übergang mit der Äußerung: „Was aber unbestritten erreicht worden ist, ist die Erzeugung von Eigenkomplexität auf der Grundlage der Ausdifferenzierung eines Rechtssystems zu operativer Geschlossenheit“(S. 123). Er kommt zum Schluss da an, wo er hinkommen will. Aber nicht mit dem, was er vorher geschrieben hat. Im längeren Zitat selber kann von keiner operativen Geschlossenheit eines ausdifferenzierten Rechtssystems gesprochen werden, sondern davon, dass ohne Politik, Macht, Gewalt kein Recht durchgesetzt werden kann. Das Grundgesetz der BRD entstand nach einem Weltkrieg und einer Politik der Sieger. Die Prätoren waren hier also die USA und die Siegermächte. Nach meiner Theorie kann man von struktureller Kopplung und prozessualer Dopplung im eigentlichen Sinne nur bezüglich der mittleren Phase, also bezüglich der Soziogenese (der Phylogenese) nur bezüglich der funktionalen Phase sprechen.
Prästitution – Konstitution – Institution – Substitution – Restitution
Wenn man die Folge Prästitution – Konstitution – Institution noch erweitert und in sich zurückschließt, dann erhalten wir dadurch ein Fünfeck in einer telisch bestimmten Ordnung. Im Dodekaeder gibt es nur Fünfecke gleicher Größe mit fünf Kanten. Die komplette Folge lautet Prästitution – Konstitution – Institution – Substitution – Restitution – Prästitution – usf. . Allerdings ist hierbei zu bedenken, dass es diese Folge nicht für sich gibt, sondern nur bezüglich eines Fünfecks in einem Dodekaeder. Hier gibt es also keinen Achsenkreislauf mit einer Neuinstanziierung bei einem erneuten Beginn, sondern jedes Feld existiert nur in einem Zusammenhang mit einem Gegenfeld, fünf benachbarten Feldern und fünf Feldern benachbart am Gegenfeld. Für sich genommen schließt die Prästitution in einem Fünfeck an der Restitution an und man kann diese Logik auch einzeln darstellen.
Schon in den Prinzipien für mein angedachtes Parteiprogramm für 2013 ging es um die Reihenfolge Prästitution – Konstitution – Institution: also „das Gute tun“, „was man muss dann alles tun?“ und „wie tut man es?“. Das Folgende soll das Vorhergehende ausfüllen. Wie eine Pyramide, unter der man dann Räder befestigt. Wenn man die Pyramide allerdings schlanker macht, kann man das Band zu einem Kreis zusammenflechten. Die Schlange, die sich in den Schwanz beißt, ist ein altes Symbol(Ouroboros). Auch hier zutreffend? Jedenfalls geht es bei so einer Hierarchie, so einer Reihenfolge, nicht selten um eine telische Ordnung. Nach der Institution geht es bei der Substitution u.a. darum, die, die sie leiten, um das in Ihnen Angelegte umzusetzen, die, die für die Institution arbeiten, jeweils durch noch Bessere zu ersetzen, wenn die Alten oder Untauglichen ihre Posten räumen. Besser Qualifizierte würden dann ihre Positionen einnehmen und dafür gibt es das Erziehungssystem und Institutionen wie eine Universität. Und die (größtmögliche) Realisierung aller Potentiale wäre dann die Restitution, durch die die Verbindung zur Prästitution wieder hergestellt werden kann.
Wie sich durch den Achsenkreis der Gesellschaft darstellen lässt, kann man die Beziehungen der Systeme und Komplexe zueinander diachronisch und synchronisch betrachten. Sie sind je verschieden. Da geht es nur um Logik. Bei einer telischen 5er-Ordnung geht es aber schon um Ethik bzw. ihre Grundlagen. Sozusagen das Ende der Begrifflichkeit in einer Dodekaeder-Ordnung. Darüber hinaus gibt es nur noch die Oszillation zwischen Dodekaeder und Ikosaeder. Weiter reicht mein Bewusstsein bezüglich einer auf Logik aufgebauten Ordnung nicht mehr. Aber das will ja nichts heißen. Das der Genese(Schema) übergeordnete „Schema“ konnte ich noch nicht als „Schema“ verifizieren, da hier eine logische Dreier-Ordnung nicht ganz stabil an einer Fünferordnung anzugrenzen scheint. Das könnte man/ich noch verbessern. Wie es dann noch weitergeht, was es noch nach dem Dodekaeder/Ikosaeder gibt, das wird sich zeigen. Oder auch nicht. Mein Ansatz ist ja eher klassisch. Nach der literarischen Weimarer Klassik(ca. 1786 bis 1805) kam die literarische Romantik(ca. 1795 bis 1835). Die Romantik kann alles wieder über den Haufen werfen. Dafür bräuchte es dann aber eine zu höherer Komplexität fähige Ordnung bzw. eine Theorie, die man noch erklären kann, wenn sie noch mehr erklären kann.
In einem bestimmten allgemeinen Dodekaeder bestehen alle Fünfecke aus diesen fünf Elementen(P,K,I,S,R) als Variablen für dann näher Bestimmtes und in einem speziellen Dodekaeder besteht nur ein Fünfeck aus diesen dann schon speziellen fünf Elementen. Jeweils mit bestimmten Beziehungen zu den anderen Feldern. Die Lage der Elemente wird dadurch noch bedeutsam, was sich außen befindet und dadurch auch innen (repräsentiert wird), wenn es ein (differenziertes) Innen gibt. Was lagert sich außen an und wo? An einem Feld, an einer Kante oder an einer Ecke? Und an welcher Kante, also an welchem Element vielleicht? An jenem der Institution oder an dem der Konstitution? Was bedeutet das jeweils? Ist die innere oder die äußere Komplexität größer? Sind die inneren Strukturen fein genug, um die äußeren Strukturen alle abbilden zu können oder sogar noch feiner? Wir sehen, dass man solche Verhältnisse mit einem Achsenkreis nicht mehr darstellen kann. Ein für solche Verhältnisse modellierter Dodekaeder muss in seiner inneren Feinstruktur und bezüglich des Außenfeldes untersucht werden. Auch die äußeren Einheiten sind begrenzt vorhanden. Zumindest auf der Erde. Beim Beispiel „Menschen auf der Erde“. Es leben nicht unendlich viele Menschen auf ihr, aber immerhin einige Milliarden(„psychische Systeme“ nach Luhmann). Und das Bewusstsein und somit auch der Verstand und die Vernunft sind nicht gleichmäßig verteilt.
Jede „Band“ kann als ein Dodekaeder dargestellt werden, realisiert sich von einem ungefähren Mittelpunkt aus, wie von einem schwankenden Stern her. Die Außenflächen sind die Performance. Das Zusammenspiel sind die weiterlaufenden Kanten. Die Expression und die dazugehörigen Höhen und Tiefen gehören zu den Ecken. Eine Fläche kann sich über mehrere Flächen zu einem Solo vergrößern. Ein Schlagzeug-Solo kann alle Flächen sein, emanieren, evozieren, stellvertretend agieren. Im Publikum gibt es Andere. Wenn sie zum Dodekaeder strukturell gekoppelt sind, sind sie in dem Moment der Ungleichzeitigkeit selber dodekaederhaft. Sie reproduzieren Musik z.B. durch Tanz oder Bewegung. Als ich von einem lauten Bastro-Konzert mit dem Fahrrad nach Hause fuhr, hallte es in meinem Kopf nach. Der ganze Wald, durch den ich fuhr, war erfüllt davon. Die Reproduktion der Musik durch eine Erfahrung in der Erwartung. Für so eine Erfahrung reicht Lautstärke allein nicht aus. Sie muss sinnvoll genutzt worden sein. Der Wald als Klang.
Was Konstitution und Institution sind, kann man vielleicht auch durch den Unterschied Komplex und System und somit durch den Unterschied Gesellschaft und Gemeinschaft verstehen. Konstitution schon als eine Beziehung zwischen Aktivität und Recht. Als eine rein gesellschaftliche Beziehung. Davon wäre dann abzugrenzen: Konstitution als ein Begriff des Rechts mit ausschließlich inner-politischen Bezügen. Bei dem Begriff der Institution könnte es dann allerdings schon komplizierter sein. Zunächst einmal könnten wir wieder abgrenzen: die Institution als eine rein gesellschaftliche Beziehung zwischen Realität und Wissenschaft und die Institution als ein Begriff der Wissenschaft mit ausschließlich inner-wirtschaftlichen Bezügen.
Zum Schluss wäre noch eine Erweiterung des Begriffsfeldes notwendig, denn die Kultur würde man ansonsten hinter den Horizont verbannen. Der Begriff der Substitution bietet sich an. Denn Kooptation erfordert von Generation zu Generation die Substitution(Ersetzung) der/des Alten durch die/das Jungen/Junge. Die Alten werden irgendwann sterben und müssen ihre Geschäfte/Unternehmen, etc. in die Hände der Jüngeren legen, sie ihnen überlassen. Auch hier muss man beim Begriff der „Substitution“ zwischen einem Begriff der rein gesellschaftlichen Beziehung zwischen Identität und Kunst und einem Begriff der Kunst mit ausschließlich inner-kulturellen Bezügen unterscheiden. In der Pop-Musik kennt man die Band „The Who“(„Kooptation“) mit ihren Hits „My Generation“ und „Substitute“(„Substitution“). Eine ganze Kultur könnte man hiermit assoziieren(„Mods“, Modernisten). Statt Luhmann, der Begriffe von Maturana übernimmt, Pete Townshend, der Begriffe/Verse von Smokey Robinson zu Theorien/Songs ausarbeitet.
Der jeweils zweite(andere) Begriff kann nicht nur rein gesellschaftlicher Natur sein. Da Politik, Wirtschaft und Kultur sich aus der Beziehung zwischen Gesellschaft und Gemeinschaft ergeben. Das Zusammenwirken von Recht, Wissenschaft und Kunst mit der Wirtschaft, zum Entstehen der Wirtschaft und das segmentäre Prä-Bezogensein des Rechts auf die Politik, das funktionale Bezogensein der Wissenschaft auf die Wirtschaft und das virtuelle Post-Bezogensein der Kunst auf die Kultur erlauben es uns, die strukturelle Kopplung und ihre Vorbedingungen und Nachwirkungen genauer zu fassen.
Gegenläufigkeit der Zwischenfelder
Ob einer wesentlichen Erkenntnis überhaupt jemals systematisch nachgegangen worden ist, kann ich gar nicht genau sagen. Hierfür müsste man schon seiner Intuition folgen. Wie ich es in meiner Arbeit von 1997/98 getan habe. Reine Experimente und Induktion aus den Ergebnissen reichen hierfür nicht. Den einzigen Beweis ziehe ich aus meiner eigenen Arbeit, die ich im Februar 1998 abschloss. Sie enthält eine Einsicht, der ich danach praktisch nicht mehr nachgegangen bin. Zumindest in diesem Jahrtausend nicht mehr. Wenn ich ihr noch einmal nachgegangen bin, dann kann es nicht sehr lange gewesen sein. Systematisch findet sich davon bei mir wohl nichts veröffentlicht. Allerdings wohl in einigen meiner Achsenkreise. Es geht um die Zwischenfelder meiner Achsenkreise. Aufgefallen ist mir das natürlich schon oft. Wenn diachronisch der Achsenkreis insgesamt im Uhrzeigersinn gelesen werden kann, dann auch die Zwischenfelder? Wie ist es beim Übergang von einer Phase/Ordnung zur anderen? Findet dazwischen ein Bruch statt und findet sich dieser Bruch dann auch in (dem Bruch) der neuen Phase/Ordnung wieder?
In dem Achsenkreis selber gibt es eine Asymmetrie durch den Erdungspunkt am unendlichen Anfang der Freiheit → Wahrheit – Pfeilgerade. Wenn man den Achsenkreis diachronisch im Uhrzeigersinn lesen kann, dann auch die Zwischenfelder in der ersten, segmentären Phase der Soziogenese? Durch die erste Umschreibung werden sie nicht erreicht. Es gab sie noch nicht als „soziale Systeme“. Die erste Umschreibung tastet sie aber an den Ausgangsdreiecks-Eckpunkten an. Und wo es Hauptfelder in einem Kreislauf gibt, gibt es auch Zwischenfelder. Wie sieht es aber in der zweiten Phase aus, in der die Zwischenfelder durch die zweite Umschreibung erreicht werden und sich systemisch ausdifferenzieren? In der funktionalen Phase. Hier geht es also auch (und zwar entscheidend) um die Synchronie der Zwischenfelder und das Zusammenwirken der Zwischenfelder mit dem Hauptfeld der Realität und dem sozialen Komplex der Wirtschaft(Realität/Idealität).
Wenn es einen Bruch zwischen der ersten segmentären und der zweiten funktionalen Phase gibt, dann auch zwischen der Richtung der Zwischenfelder? Kann man sie in der zweiten Phase auch in der Gegenrichtung lesen? In meiner Arbeit von 1997/1998 behaupte ich dieses durch die Charakterisierung der Zwischenfelder durch die „Ding“-Phasen der funktionalen Differenzierung(aus den „Tausch“-Phasen abgeleitet). Es liegt in der Interpretation des „Ding“-Schemas: das „Experiment“ als Endglied der Reihe gehört zur Wissenschaft und die „Perfektion“ als Endglied der Reihe zur Kunst. Und wenn es anders ist, kann es sich nach meiner damaligen Arbeit nicht um Wissenschaft und Kunst handeln. Dann wäre die Reihenfolge Politik – Wirtschaft – Kultur in dem Schema der funktionalen Reproduktion anders angeordnet als die „Reihe“ Recht – Wissenschaft(Kunst) – Kunst(Wissenschaft) im Schema der funktionalen Differenzierung. Recht und Politik sind noch identisch, doch Wissenschaft und Kunst sind vertauscht. Die Reihenfolge der Kunst verläuft horizontal und nicht diagonal von unten links nach oben rechts. Das tut in diesem Schema die Reihenfolge der „Wissenschaft“. Ist das nun ein Fehler?
Da ich jedoch überhaupt keine Fehler in meiner Interpretation des Schemas der funktionalen Differenzierung entdecken kann, ist es dann vielleicht richtig? Die verschiedene Richtung bestimmt sich schon aus der Herleitung des Differenzierungs-Schemas aus dem Reproduktions-Schema. Wir kennen die Ablehnung von Luhmann gegenüber Phasen-Evolutionstheorien. Er begründete das mit u.a. technischen und medialen Innovationen. Die quer zur bio-logischen Soziogenese verlaufen oder nur zufällig mit ihr korrelieren? Dagegen würde ich mich u.a. aufgrund des Feldes der Ontogenese der Phylogenese im Genese-Schema wehren. Mit der Gegenläufigkeit der Zwischenfelder in der funktionalen Phase besitzt man ein zusätzliches Konzept. In der virtuellen Phase verläuft dann alles wieder im Uhrzeigersinn. Aber auf die neuen Felder der virtuellen Differenzierung bezogen gibt es mit ihnen eine Gegenläufigkeit der Gegenläufigkeit. Ein Test der Ehrlichkeit. Das sollte dann die konzeptuelle Leistungsfähigkeit des Achsenkreises noch weiter vor Augen führen.
Die Diachronie der Phasen kann man weiterhin nur nacheinander gesellschaftlich/gemeinschaftlich in der Reihenfolge Politik – Wirtschaft – Kultur begreifen. Aber seit der funktionalen Differenzierung gibt es eine Diachronie in der Synchronie(der funktionalen Differenzierung), die dem vorherigen Muster in den Zwischenfeldern nicht mehr folgt, sondern entgegen der vorhergehenden Ordnung eine funktionale Ordnung etabliert, nach der auf das Recht die Kunst folgt. Entgegen dem Uhrzeigersinn des Achsenkreises. Das Schema der funktionalen Differenzierung fängt mit dem Recht an und hört mit ihm auf. Dahinter(-Davor) liegt jedoch dann nicht die Wissenschaft, sondern die Kunst. Die Kunst liefert sozusagen länger haltbare (oder interessante) Ergebnisse. Die Ergebnisse der Wissenschaft gehen nur wieder „in ein neues Experiment“ ein. Zwar verläuft die Reihenfolge in der letzten Spalte des Ding-Schemas wieder gemäß des Achsenkreislaufes im Uhrzeigersinn, doch im Vergleich zu den charakterisierenden Reihenfolgen im Reproduktions-Schema gibt es jene Vertauschung und daraus folgend den Verlauf in die gegensätzliche Richtung. So möchte ich den Ergebnissen meiner Arbeit von 1997/1998 folgen und nicht nur in eine vorgegebene, „Macht“-Richtung es Anderen verdenken, nur in eine andere Richtung zu denken. Ein „Test“ der Vernunft. Der „Text“ besteht ihn. Er kann für sich im Gehirn des Autors existieren. Doch was, wenn der Text nach außen gelangt, der Autor überleben muss?
Die funktionale Phase ist diachron-synchron durch die zweite Umschreibung darstellbar. Der Kreislauf kann in der funktionalen Phase mehr Masse mit sich reißen. Der „Kreis“ des „Kreislaufes“ ist in ihr größer in Richtung des Uhrzeigersinns. Aus dem gleichen Grund gibt es aber auch die Gegenläufigkeit, die allerdings nur die Zwischenfelder betrifft. Die Zwischenfelder bewegen sich also mit den Hauptfeldern in eine Richtung, für sich aber noch einmal in die Gegenrichtung. Komplizierte Uhrwerke beachten solche Regeln.
Wissen, Bewusstsein und Kommunikation
Mit der Wirtschaft differenzierte sich u.a. auch ein Wissenschaftssystem heraus. Die strukturelle Kopplung bekommt in dem Buch von Luhmann über „Die Wissenschaft der Gesellschaft“(1990) kein eigenes Kapitel und weniger Raum als im Buch über „Das Recht der Gesellschaft“. Es wurde drei Jahre vor letzterem veröffentlicht. In dem Buch geht es eher um strukturelle Kopplungen zwischen Systemen verschiedener Art, wie ich sie im Artikel Luhmann(1a) schilderte. Wissen und Bewusstsein liegen wohl zu nah beieinander. In einer Aufzählung von sechs Punkten wird Luhmann bei der Definition von „Struktureller Kopplung“ aber sehr explizit.
Luhmann nähert sich nur dem Problem, wenn er schreibt „Bewusstsein ist nach all dem, ohne dass ein übergreifendes „Ökosystem“ gebildet werden könnte, notwendige Umwelt für Kommunikation, so wie Kommunikation notwendige Umwelt für Bewusstsein. In der Sprache Maturanas könnte man auch formulieren: Das Bewusstsein ist der „Raum“ oder der „Phänomenbereich“, in dem die Autopoiesis von Kommunikation möglich ist“(„aus „Die Wissenschaft der Gesellschaft“, 1990, S.44, Kapitel I: Bewusstsein und Kommunikation; Beginn von Abschnitt IV). Auf der nächsten Seite: „Zur Aufnahme von Einflüssen der Umwelt unter Erhaltung der Autopoiesis des Kommunikationssystems ist die Vorfilterung durch Bewusstsein erforderlich. Eine strukturelle Kopplung ist nur im Verhältnis zu Bewusstseinssystemen möglich. Das Kommunikationssystem ist also ganz ähnlich übrigens wie das Gehirn oder das Bewusstsein selber, nur durch einen sehr schmalen Ausschnitt der Wirklichkeit mit der Außenwelt verbunden, eben nur durch Bewusstsein. Diese extreme Reduktion des Außenkontaktes ist zur Abwehr von Reizüberflutung[ein Begriff von Arnold Gehlen] erforderlich“(S.45). Am Ende von Abschnitt III dieses Kapitels sprach Luhmann noch davon, dass strukturell gekoppelte Systeme in ihrer Beziehung zueinander immer solchen gegenüberstehen, die eine größere, uneinholbare autopoietische Reproduktionsgeschwindigkeit aufweisen und somit nur in ihrer relativen Statik beobachtbar(erfahrbar?) füreinander sind. Man vergleiche: es gibt nur einen schmalen Ausschnitt für das, was strukturelle Kopplung beeinflussen kann, und beobachtbar ist nur die relative Statik. Existiert hier ein Widerspruch? Wenn die Wirtschaft darüber lamentiert, dass die Politik für ihre Geschäfte zu große bürokratische Hürden aufbaut, beobachtet dann die Wirtschaft die Politik in ihrer relativen Statik, oder ist die Wirtschaft nicht generell schneller? Züge fahren schnell. Das Parlamentsgebäude bewegt sich keinen Zentimeter. In Parsons’ „Interpenetrationen“-Theorie gibt es auch die hierarchische Komponente, die hier bedeutsam werden könnte. Aber Luhmann bekommt die Komplexität der Beziehungen zwischen Systemen und Komplexen nur ansatzweise(anekdotisch?) anhand von konkreten Fällen in den Griff, aber nicht im theoretischen Zusammenhang.
Am Ende des dritten Kapitels „Wissen“(im Abschnitt VIII.) von „Die Wissenschaft der Gesellschaft“ definiert Luhmann dann ganz genau anhand von sechs Punkten seinen Begriff von „Struktureller Kopplung“, und wir sollen dadurch auch gleich einen Begriff vom „Wissen“ erhalten: „Wissen ist das Gesamtresultat struktureller Kopplungen des Gesellschaftssystems“(S.163). Bezogen auf den Staat? L’état et moi? Luhmann versucht hier wiederum etwas, was er nicht schafft und er formuliert mit Entschlossenheit(Punkt 5.): “Strukturelle Kopplungen kanalisieren das, was auf dem Bildschirm des Systems als Irritation(oder dann im speziell wissenschaftlichen Sinne: als Problem) erscheint. Das macht es wahrscheinlich, dass das System auf Grund von vorsortierten Irritationen Eigenkomplexität aufbaut. Das heißt aber keineswegs, dass das System sich dadurch im Laufe der Zeit immer besser seiner Umwelt anpaßt. Im Gegenteil: unser etwas komplizierterer Theorieapparat erklärt gerade, daß dies nicht zu erwarten. Weil strukturelle Kopplungen inkommunikabel bleiben, weil bereits sie kanalisieren was sie einschließen und was sie ausschließen, weil sie intern nur Irritationen produzieren, die nur anhand systemeigener Strukturen bemerkbar sind, und schließlich: weil das System selbst die angemessene Form des Umgangs mit solchen Irritationen finden muss, weicht der Aufbau von Eigenkomplexität zwangsläufig von dem ab, was in der Außenwelt vor sich geht“(S. 165f). War also alles nichts? Oder wie Luhmann formuliert: „Wissen ist kein physikalischer Sachverhalt“(S.166).
Luhmanns „Theorie“ erfüllt nicht die vorgegebenen Ansprüche. Am ehesten fühlt man sich an virtuelle Innenwelten erinnert. Der schmale Ausschnitt sind die Buchstaben und im Buch passiert etwas; Menschen sprechen miteinander. Es gibt Kommunikation, die im Bewusstseinssystem nachvollzogen wird. Wenn der Buchstabe der schmale Ausschnitt ist, dann könnte die Ziffer( –> „digital“) die relative Sta(tis)tik sein. Buchstaben könnten sich zu einem Text formen und Ziffern zu einer Musik(Thelonious Monk die Klaviertasten in ungehöriger Weise anschlagen). Aber wie kann man sich das in der Welt vorstellen, dass es ein Kommunikationssystem im Raum eines Bewusstseinssystems gibt? Wenn sich jemand mit einem Anderen unterhält, dann existiert dieser Andere nicht nur im Bewusstsein von jemand. Wäre so die ganze allgemeine soziologische Theorie von Luhmann nur ein Abfall von Luhmanns literarischen Passionen(„Liebe als Passion“, 1982)? Wenn sich im Bewusstsein Kommunikationsinhalte befinden können, Erinnerungen an Kommunikationen, jedoch im Bewusstsein per definitionem keine Kommunikationen stattfinden können, wie kann es sein, dass das Bewusstsein eine Umwelt für Kommunikationssysteme sein kann? Man hätte sich von Luhmann etwas mehr gewünscht als nur Andeutungen.
Im Kapitel „Strukturelle Kopplungen“ im Buch „Das Recht der Gesellschaft“ kommt Luhmann auf „subjektive Rechte“ und „soziale Rechte“ zu sprechen. Wenn er woanders von Bewusstsein als Umwelt von Kommunikation nur knapp und umrisshaft schreibt, so wird er hier präziser. Die Individualisierung als Erklärung. Fluchtpunkt Individuum. Es geht also auch um so etwas wie den „Kampf um Anerkennung“, um die Widerständigkeit im Bewusstsein(das „Nein“), die Kompromissbereitschaft im Bewusstsein(das „Vielleicht“) und die Zustimmungsfähigkeit im Bewusstsein(das „Ja“). Es sind also nicht nur „Ja“ und „Nein“ schon im Bewusstsein vorhanden, sondern auch das „Vielleicht“. Was bleibt dann von der „Digitalisierung“ der Systeme-System-Außenwelt übrig? Von Deleuze/Guattari kennen wir den Begriff(?) der „Wunschmaschine“. Ihren „Anti-Ödipus“ und ihre „Tausend Plateaus“ habe ich vor langer Zeit durchgearbeitet. Wie viel Substanz ist in ihren Theorien(?) vorhanden?? Vielleicht ein paar Vignetten? Oder doch mehr? Oder handelt es sich bei ihnen nur um „Krankes Denken“? Unfähig zu jeder Begriffsbildung. Ohne jede Begriffsmöglichkeit.
Seine Ausführungen im Wissenschafts-Buch deuten darauf hin, dass Luhmann mit struktureller Kopplung mehr meint (und sowieso etwas Anderes) als ich mit einem Begriff, der nur für die „funktionale Phase“ in der Soziogenese der Phylogenese(Logik) Gültigkeit besitzen würde. Gibt es strukturelle Kopplung und prozessuale Dopplung auch in der Ethik und der Erotik und nicht nur in der Logik? Nach Luhmann anscheinend schon. Sonst würden viele Textstellen keinen Sinn machen. Nun kann man einfach mittels zyklischer Permutation die Anordnungen vornehmen. Danach würde es die strukturelle Kopplung und prozessuale Dopplung in der Ethik(siehe das „Vielleicht“) nicht in der zweiten Phase geben, sondern in der dritten und in der Erotik(siehe das „Nein“) in der ersten. Das würde bedeuten, dass jeweils die gleichen Logiken von Dopplung, Kopplung, Struktur und Prozess beim Übergang von einer Genese-Phase zur anderen, von der Phylogenese(Logik) zur Ontogenese(Ethik) und wie oben beim Übergang von der Ontogenese(Ethik) zur Soziogenese(Erotik) aneinanderstoßen. In jeweils Genese-Phase-typischer Form. Wenn es strukturelle Kopplung und prozessuale Dopplung auch in der Ethik gibt, in der dritten Phase, was bedeutet das in einer Dodekaeder-Logik? Die Ausführungen von Luhmann lassen der Fantasie hier einigen Raum. Wenn z.B. zwei Dodekaeder eine Bindung an einer bestimmten Kante eingehen, dann wären sie auf eine bestimmte Weise(strukturell) miteinander gekoppelt und über beide hinweg könnten Prozesse z.B. an den Kanten entlanglaufen. Beide Dodekaeder könnten funktional eine (temporäre) Einheit bilden. Der Begriff der „Strukturellen Kopplung“ würde aber nicht viel Sinn machen, wenn nur Verbindungen zwischen gleichartigen platonischen Körpern gemeint sein würden. Wie in der Chemie gibt es Gesetze der Anlagerung. „Sei Teil meiner Verbindung!“, sagt ein bestimmtes „Molekül“. „Man“ hat kaum eine Wahl.
Bei temporären Verbindungen zwischen zwei gleichartigen platonischen Körpern wie den Dodekaedern könnte man auch an die ideale Gesprächssituation(vgl. Habermas) denken. An Eckverbindungen zwischen Dodekaedern könnten Rotationen stattfinden, an den Kanten ein Umklappen. So könnten sich zwei Dodekaeder(jeweils linke Gehirnhälften?/Rationalitäter) gegenseitig auslesen, währenddessen sie übereinander wandern. Pausieren und weiterwandern entsprechend ihren „Inhalten“. Die Steuerung könnten die Ikosaeder(beide interagierend) übernehmen. Das könnte nacheinander oder auch gleichzeitig geschehen. Ein Dodekaeder guckt einem Ikosaeder ins Auge, der mit seinem eigenen Dodekaeder oszilliert, über das Corpus Callosum(„den schmalen Ausschnitt“?) kommuniziert. Oder ein Dodekaeder guckt einem Dodekaeder ins Auge(nach dem Chiasma Opticum).
Diese Reihe wird fortgesetzt, doch mit etwas zeitlicher Unterbrechung. Den Teil „Strukturelle Kopplung IV: Luhmann 2/Ergebnis“ werde ich hier wohl erst nach dem Sommer 2025 veröffentlichen. Nicht weil es mir an Inspiration mangeln würde, sondern einfach deshalb, weil ich die Zeit in etwas investieren muss, durch das ich auch Geld verdienen kann. In dieser Rubrik steht schon nicht wenig Neues.